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Auswärtsspiel

“Meine Hoffnungen halten sich in Grenzen”

Vor dem Duell gegen Hannover steht uns 96-Fan Klaas Rede und Antwort. Der Wahl-Kölner spricht im “Auswärtsspiel” über Straßenkämpfer-Mentalität, effzeh-Idioten & Martin Kind.

© effzeh.com
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Zu den Spielen unseres geliebten und glorifizierten ersten Fußballclubs Köln stellen wir in dieser Saison einem Fan der gegnerischen Mannschaft ein paar Fragen. Und weil Gegner ja immer irgendwie “auswärts” sind, egal ob der effzeh zu Hause oder auf fremdem Platz antritt, und weil die Sichtweise von “auswärts” kommt, heißt die Kategorie folgerichtig “Auswärtsspiel”. Für das Heimspiel gegen den Hannover 96 sprechen wir mit 96-Fan Klaas Reese, Blogger und eine Hälfte des Schiedsrichter-Podcasts “Collinas Erben” über Straßenkämpfer-Mentalität, Ewald-Lienen-Worte, Idioten beim effzeh und Martin Kind.

effzeh.com: Früher galt der effzeh als Aufbaugegner für strauchelnde Bundesliga-Vereine. Hannover kommt mit nur einem Punkt nach der Winterpause nach Müngersdorf. Wie groß ist die Hoffnung, dass der alte effzeh-Fluch nochmals zuschlägt?

Klaas: 96 hat am Wochenende gegen Paderborn verloren. Im Heimspiel. Das heißt: gegen den Aufsteiger hat man aus zwei Spielen null Punkte geholt. Meine Hoffnungen halten sich in Grenzen.

effzeh.com: Apropos Zuschlagen: Euer Trainer sprach davon, dass er Spieler mit Straßenkämpfermentalität brauche. Mental solltet ihr also top auf die aktuelle Zustände in Köln eingestellt sein, oder?

Klaas: Der Fußball und seine martialische Wortwahl sind mir schon lange ein Dorn im Auge. Wenn Korkut damit sagen will, dass endlich mal wieder ein, zwei Zweikämpfe angenommen werden sollen, dann bin ich bei ihm. Und ich hoffe, dass am Wochenende keine Malermännchen auf den Platz rennen, weil ihnen unter ihren Mützen zu heiß geworden ist.

effzeh.com : Die Ausschreitungen beim Derby waren deutschlandweit Gesprächsthema. Wie siehst du die ganze Chose aus neutraler Sicht?

Klaas: Ich hatte eigentlich das Gefühl, dass der Effzeh da einen guten Weg eingeschlagen hat mit Kommunikation auf allen Wegen. Schade, dass eine Gruppe meint sich da so verhalten zu müssen und somit vieles kaputtmacht. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen dennoch weiter auf Kommunikation setzen. Idioten gibt es bei jedem Verein. Man sollte ihnen einfach nicht zu viel Raum geben und lieber die positiven Aspekte in der Zusammenarbeit geben.

Foto: Dirk Unschuld

Foto: Dirk Unschuld

effzeh.com: Du schriebst auf Twitter nach dem Spiel, der effzeh sei zu wichtig in Köln. Was meintest du damit?

Klaas: Ach, da ging es nur um die Plakate des 1.FC Köln, die seit einigen Wochen in der ganzen Stadt hängen und Werbung mit diesem merkwürdigen “Spürbar anders”-Spruch machen. Ich wundere mich halt, dass hier ein Verein sich so präsentieren kann und man nicht wichtigeren Projekten mehr Raum gibt. “Zu wichtig” ist in der Formulierung wohl zu schwammig gewesen. Ist halt so eine klassisch kölsche Geschichte mit der Außenwerbung.

effzeh.com: In Hannover gelten Ultrá-Fans und Vereinsführung als schwer verkracht, die Stimmung im Stadion ist mies. Wie stehst du zu der Problematik?

Klaas: Der Verein hat aus meiner Sicht den großen Fehler gemacht, dass man meinte, einfach die Fanorganisationen austrocknen lassen zu müssen, um Ruhe ins Stadion zu bekommen. Versprechungen wurden gemacht, Absprachen gebrochen und irgendwann wurde gar nicht mehr miteinander geredet. Natürlich fand ich es auch bescheuert, dass zum Beispiel beim Spiel gegen Eintracht Braunschweig 90 Minuten lang Pyro abgebrannt wurde. Dennoch denke ich, dass man sich zum Beispiel mit der fast erzwungenen Auflösung der Roten Kurve einen Bärendienst erwiesen hat. Da wurde einfach mal die komplette Fanszene und damit auch ein großer Teil der Fankultur eingerissen. Und selbst bei Spielen gegen Paderborn sieht man, wohin das geführt hat. Niemand hat mehr ein Auswärtsspiel in Hannover.

effzeh.com: Glaubst du, dem effzeh droht ein ähnliches Szenario, also Hannoveraner Verhältnisse?

Klaas: Wenn die Kommunikation und die Zusammenarbeit abgebrochen wird, dann ja. Aber ich glaube nicht, dass man in Köln so viel kaputtmachen kann und in Fanfragen so ahnungslos ist wie Präsident Martin Kind.

effzeh.com: Zurück zum Sportlichen: Woran liegt die derzeitige Ergebniskrise? Taugt der Kader nur für Abstiegskampf?

Klaas: Ergebniskrise. Ein tolles Ewald-Lienen-Wort. In Hannover spielen nur nette Jungs. Da ist keiner, der mal laut wird. Keiner, der polarisiert. Das kann man sympathisch finden, ist aber in einigen Spielsituationen kontraproduktiv. Ich glaube nicht, dass 96 absteigt, weil die Mannschaft genug Qualität hat und nicht jedes Spiel so dämlich verloren werden kann wie gegen den HSV. Aber natürlich läuft der Verein seinen selbst gesteckten Zielen weit hinterher und ich bin gespannt, was nach dieser Saison passiert.

Foto: Dirk Unschuld

Foto: Dirk Unschuld

effzeh.com: Im Hinspiel wart ihr schnell in Führung, danach dominierte der effzeh besonders in Hälfte zwei. Was für ein Spiel erwartest du am Samstagabend?

Ich hoffe, dass einigermaßen Fußball gespielt wird. Beide Mannschaften sind im Moment nicht so richtig gut drauf. Da könnte es gut sein, dass die Trainer erstmal etwas defensiver agieren. Sollte Korkut aber auf zwei Stürmer setzen, dann könnte es anders werden. Dann könnte es vielleicht mehr Räume für beide Mannschaften geben und vielleicht auch erstligareifen Fußball. Allerdings befürchte ich eher eine zähe Nullnummer.

effzeh.com: Mit Hannover 96 verbinde ich vor allem den ersten Wiederaufstieg des effzeh inklusive Traumtor von Alexander Voigt. Du lebst in Köln – was verbindest du mit unserem Klub?

Ich hab in Köln eine ganze Zeit lang viel Ablehnung für den FC empfunden. In den Zwanzigern war ich wohl zu sehr in dieser “Alles scheiße außer Hannover”-Nummer verhaftet, dazu habe ich auch wirklich ein paar ziemlich ärgerliche und bedrohliche Zwischenfälle mit Schalklau, Flaschenwürfen und Tritten in der U-Bahn, auf der Zülpicher oder am Barbarossaplatz erlebt. Dieses “Verpiss dich aus meiner Stadt”-Getue, wenn man einen anderen Schal als den des FC um den Hals hat, ist einfach nervig. Da wird dann die berühmte und zurecht geliebte Kölner Toleranz schnell vergessen.

Mittlerweile – man wird ja ruhiger – sehe ich das alles entspannter. Dazu durfte ich einen Haufen FC-Fans kennenlernen, die dieses übersteigerte Selbstbewusstsein, was viele FC-Anhänger lange mit sich rumgetragen haben, auch nicht mehr leiden konnten. Ich find die Kehrtwende erstaunlich, die der Effzeh in den letzten Jahren hinbekommen hat und ich habe mich mit meinen FC-Freunden sehr über den Aufstieg gefreut. Insbesondere euren Manager hätte ich ja auch gerne in Hannover behalten. Und auch wenn meine Zuneigung zu 96 in den letzten Monaten und Jahren etwas gelitten hat, ob der Vereinspolitik gegen die Fanszene, will ich natürlich weiterhin einen Auswärtssieg in Müngersdorf erleben.

effzeh.com: Zuguterletzt: Dein Tipp!

Klaas: 0:0 oder 1:4.

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