Vor einem Jahr war es richtig düster beim 1. FC Köln. Vor einem Jahr standen die „Geißböcke“ mit lächerlichen sechs Punkten, dazu drei im letzten Hinrundenspiel, abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz. Vor einem Jahr war den meisten effzeh-Fans klar, dass all dies mit dem abermaligen Abstieg in die 2. Bundesliga enden wird.
365 Tage später ist es zwar immer noch nicht sonderlich hell rund um den dreimaligen Deutschen Meister, doch es klart sich deutlich auf. Auf dem Weg zur direkten Rückkehr in die Bundesliga liegt die Mannschaft von Trainer Markus Anfang auf Kurs, 36 Punkte aus 17 Spielen ist eine mehr als ordentliche Zwischenbilanz. Der Wiederaufstieg erscheint schon am Horizont, wenngleich er auch noch einige Arbeit erfordert.
Ein Auftakt als Abschluss
Da würde ein Heimsieg gegen den VfL Bochum zum Abrunden perfekt ins Bild passen: Nach fünf Siegen in Serie mit 21:2 Toren könnte der effzeh zum Jahresabschluss und Rückrundenauftakt noch das halbe Dutzend voll machen und den Abstand auf die Nichtaufstiegsplätze bei mindestens fünf Zählern halten. Eine Ausgangslage, die verlockend ist. Aber Vorsicht: Schon im Hinspiel zeigte sich der VfL als schwieriger Gegner.
Bei hochsommerlichen Temperaturen stemmte sich Bochum mit aller Macht gegen die Auftaktniederlage und brachte den absoluten Aufstiegsfavoriten mehrmals in arge Bedrängnis. Letztlich behielten die „Geißböcke“, die nach einem Platzverweis gegen Jorge Mere eine Viertelstunde lang in Unterzahl spielten, dank eines Eigentors der Gastgeber und dem erlösenden 2:0 durch Rafael Czichos die Oberhand im Ruhrstadion. Ein Auftakt nach Maß für den effzeh, doch auch eine Ansage aus Bochumer Sicht.
Anfang: “Bochum hat in den letzten Wochen gut gespielt”
Das Versprechen konnte der VfL – ganz im Gegensatz zur Anfang-Elf – im folgenden Saisonverlauf nicht ganz einlösen. Insbesondere zuletzt vermasselte sich Bochum durch eine ergebnistechnische Schwächephase (aktuell drei Spiele ohne Sieg) eine bessere Ausgangslage vor dem Weihnachtsfest. Kein Grund für Markus Anfang, den Kontrahenten am Freitagabend zu unterschätzen: „Alle, die das Hinspiel noch im Kopf haben, wissen, dass Bochum eine Mannschaft ist, die richtig guten Fußball spielen kann. Sie haben in den letzten Wochen gut gespielt, auch wenn die Ergebnisse nicht so richtig gestimmt haben“, betont der effzeh-Coach.
Alle, die das Hinspiel noch im Kopf haben, wissen, dass Bochum eine Mannschaft ist, die richtig guten Fußball spielen kann.
„Sie haben generell viele Torchancen kreiert und haben gerade im offensiven Bereich viele Spieler mit Erfahrung – teilweise mit Bundesligaerfahrung. Also es wird schwierig, sie zu verteidigen, aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir das gut hinbekommen und unser Spiel durchbringen. Wenn wir das schaffen, sind wir in der Lage, die drei Punkte hier in Köln zu behalten.“
Der 1. FC Köln: Vorne stets gefährlich, hinten mittlerweile konsequent
Das eigene Spiel durchzubringen, das gelang dem 1. FC Köln in der jüngsten Vergangenheit extrem gut. Die Mannschaft hat, auch durch die Systemänderung auf eine Dreierkette hinten und den Doppelsturm vorne, den nächsten Entwicklungsschritt vollzogen, der sich nicht nur in den Ergebnissen niederschlägt. Mit viel Selbstbewusstsein zeigten sich die „Geißböcke“ im Angriff effektiv und effizient, in der Rückwärtsbewegung dagegen konzentriert und konsequent. In Kombination mit der individuellen Kasse, die derzeit vor allem die Angreifer Simon Terodde und Jhon Cordoba verkörpern, ist der effzeh nur schwerlich zu stoppen.
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Das heißt allerdings nun wahrlich nicht, dass das Heimspiel gegen den VfL Bochum zum Selbstläufer wird. Gerade im Spielaufbau zeigte sich die Anfang-Elf auch in der Anfangsphase gegen Magdeburg mit so mancher Unsicherheit – zumal nach der fünften Gelben Karte gegen Marco Höger die Startformation einmal mehr umgebaut werden muss. Dafür ist nach seiner Weisheitszahn-OP Louis Schaub wieder ein Thema für die Anfangself.
Es sind aber auch solche Themen, die den derzeitigen Erfolg erklären. Während sich so mancher Kontrahent auf dem Zahnfleisch gehend in die Winterpause zu retten versucht, ist in Köln die Tiefe des Kaders für Zweitliga-Verhältnisse beeindruckend. Fällt Jonas Hector verletzt aus, übernimmt auf der linken Seite Jannes Horn seinen Part. Reicht Marco Höger kurz vor Schluss gegen Magdeburg seinen vorzeitigen Weihnachtsurlaub ein, kommt der zurückgekehrte Nationalspieler eben im defensiven Mittelfeld zum Einsatz.
Durchatmen zu Weihnachten nach dem Bochum-Spiel
Ähnliches gilt in der Offensive: Nach den muskulären Problemen bei Louis Schaub, gefolgt von einer Weisheitszahn-OP, übernahm Dominick Drexler zunehmend das Zepter im Kölner Angriffsreigen und präsentierte sich in herausragender Verfassung. Und über allem thront Torschütze vom Dienst Terodde, der nun mit dem glänzenden aufgelegten Sidekick Jhon Cordoba den passenden Partner gefunden hat.
Bringt die Anfang-Elf dies zum letzten Aufgalopp der „Geißböcke“ im Jahre 2018 auf den Rasen, dann wird es kurz vor Weihnachten rund um den glorreichen 1. FC Köln noch einmal ein Stückchen heller. Mit dem sechsten Sieg in Serie könnte der effzeh einen weiteren Schritt ins Licht namens Bundesliga machen und entspannt in die Winterpause gehen.
Irgendwann ist auch der Punkt erreicht, wo die Jungs durchatmen müssen. Das ist nicht nur bei den Spielern so, sondern auch bei uns im Trainerteam.
„Wenn man es nur an den letzten Ergebnissen festmacht, würden wir natürlich am liebsten weiterspielen. Aber es ist irgendwann auch der Punkt erreicht, wo die Jungs durchatmen müssen. Das ist nicht nur bei den Spielern so, sondern auch bei uns im Trainerteam“, weiß auch Markus Anfang die anstehenden Feiertage zu schätzen. Zuvor sollte allerdings noch ein weiterer Feiertag für alle Kölner liegen – mit 39 Zählern auf dem Konto lässt sich Weihnachten und Neujahr doch noch deutlich schöner begehen.