Weit in der Nachspielzeit ging ein Aufatmen durch die Reihen des 1. FC Köln: Mit einem trockenen Linksschuss machte Salih Özcan mit seiner Torpremiere als effzeh-Profi den Deckel auf das Acht-Tore-Spektakel am Millerntor – mit 5:3 rangen die „Geißböcke“ den FC St. Pauli nieder und schossen sich erstmals in dieser Saison zum alleinigen Spitzenreiter der 2. Bundesliga. Zehn Punkte aus vier Spielen – vor der Länderspielpause ist die Mannschaft von Trainer Markus Anfang bei ihrer Mission Wiederaufstieg komplett im Soll.
Danach sah es in Hamburg allerdings zwischenzeitlich nicht aus: Ein 0:2 nach 25 Minuten ließ schlimmste Befürchtungen bei den effzeh-Fans wach werden. Doch die Jungs mit dem Geißbock auf der Brust rissen sich am Riemen und kamen fulminant zurück. Zwei Treffer vor und zwei nach der Pause drehten die Partie zugunsten des 1. FC Köln. Dass es dann an diesem wahnsinnigen Sonntagnachmittag noch einmal spannend wurde, hatten die Gäste sich selbst zuzuschreiben. Am Ende fand eine spektakuläre Begegnung, die viele Themen aufwarf, den richtigen Sieger.
Terodde trifft und trifft und trifft
Die ersten beiden Partien saß der Torjäger noch auf der Bank, doch seit dem Pokalspiel beim BFC Dynamo ist Simon Terodde nicht mehr zu stoppen. Auch am Millerntor traf der 30-Jährige nach Belieben, erzielte erst den wichtigen Ausgleich kurz vor der Pause, verwandelte dann nach dem Seitenwechsel den Strafstoß, den er selbst herausgeholt hatte. Auch von den Avancen Serhou Guirassys, der den Elfmeter liebend gern geschossen hätte, ließ sich der FC-Stürmer nicht irritieren: Eiskalt schnürte Terodde nach dem Viererpack im Pokal und dem Hattrick im Heimspiel gegen Aue den Doppelpack. Neun Tore in drei Spielen: Das ist Vereinsrekord – zuvor gelangen dem legendären Dieter Müller 1977 acht Treffer in drei aufeinanderfolgenden Bundesliga-Partien.
Die Offensive kommt ins Rollen
Doch nicht nur Simon Terodde kommt immer besser in die Saison, die gesamte Abteilung Attacke beim 1. FC Köln präsentierte sich am Millerntor in herausragender Verfassung. Spielfreudig, präsent, lauf- und kampfstark: Die Viererreihe hinter dem derzeit extrem treffsicheren Stoßstürmer wirbelte St. Pauli nach allen Regeln der Kunst durcheinander. Neben Doppelpacker Terodde trugen sich auch Christian Clemens, der per Kopf mit seinem Anschlusstreffer zum 1:2 das Signal zur Aufholjagd setzte, und Serhou Guirassy in die Torschützenliste ein. Louis Schaub und Dominick Drexler waren an vielen gefährlichen Angriffen maßgeblich beteiligt, der Österreicher verbuchte gleich drei Vorlagen. Nur mit dem eigenen Treffer wollte es trotz bester Chancen nicht klappen – das war angesichts der Torgala des 1. FC Köln aber zu verschmerzen.
Auf der nächsten Seite: Kontrollverlust über 20 Minuten,
Probleme auf außen und ein mental starkes Team