Ein grundlegendes Problem ist, dass die Mannschaft offenbar kontinuierlich sehr schnell dazu neigt, sich zu sicher und selbstzufrieden zu sein. Das wurde nicht durch Änderung der offensiven Spielweise deutlich, sondern durch eine zunehmende Nachlässigkeit in allen Aktionen – sei es das Umschaltspiel nach eigenen Ballverlusten, zu lasches Nachsetzen oder halbherziges Pressing. Diese Probleme rächten sich bereits mehrfach, unter anderem gegen Bochum, Duisburg oder Kiel, die sich nicht von der individuellen Überlegenheit des effzeh einschüchtern ließen und ihm Punkte abknöpften. Entscheidend war dafür nicht nur die bereits erwähnte taktische Planlosigkeit, sondern auch die leidenschaftslose Art, in der die Mannschaft spielte. Die Niederlage in Paderborn zeigt dieses Problem in überspitzter, aber deutlicher Hinsicht auf.
Wenig Einsicht, viel Gottvertrauen
Abseits der Spiele sorgt auch Anfangs Ausstrahlung für Kopfschütteln. Er lässt jede Kritik an sich abprallen, redet Dinge schön und flüchtet sich schnell in Phrasen – insbesondere nach Niederlagen. Dazu verweist er auf vermeintlich erreichte Erfolge und spekuliert über Erfolgsfälle, die in der Realität nicht vorkamen. Wären die Spiele nur ein bisschen anders verlaufen, hätte es nämlich gar keinen Anlass dazu gegeben, irgendwas zu kritisieren. Nehmen wir, als jüngstes Beispiel, einiges, was er der “Bild”-Zeitung in den vergangenen Tagen gesagt hat:
BILD: Wie sehen Sie die Kritik von Armin Veh?
Anfang: „Es ist legitim, die Sinne zu schärfen nach den letzten Ergebnissen. Das ist wichtig und richtig.“
[…]
BILD: Sind Sie noch überzeugt vom Aufstieg?
Anfang: „Man kann jetzt vieles dramatisieren. Aber ich bin überzeugt davon, dass wir es schaffen, unser Ziel zu erreichen. Es geht darum, Ruhe zu bewahren. Wer ruhig bleibt und sich auf seine Stärken besinnt, steigt am Ende auf.“
[…]
BILD: Wie dramatisch ist die Situation?
Anfang: „Wenn wir das Nachholspiel gegen Aue gewinnen, sind wir bis auf zwei Punkte an Hamburg dran und alles ist so, wie es sein sollte. Aber klar ist natürlich, dass wir Punkte liegen gelassen haben. Da hat keiner ein gutes Gefühl: Nicht die Mannschaft, das Trainerteam und die Führung und schon gar nicht die Fans. Gegen St. Pauli haben wir ein tolles Spiel abgeliefert, da müssen wir eine Woche später nicht alles in Frage stellen.“
Der Schlusssatz zeigt sehr gut, dass Anfang verlorene Spiele anscheinend nicht als Anlässe sieht, um etwas zu verändern, sondern eher als lässliche Ereignisse, über die man mehr oder weniger hinweg sehen könne. Denn die Spiele hätten ja schließlich auch anders ausgehen können. Das Spiel gegen St. Pauli war toll, deswegen muss man so eine Niederlage wie gegen Paderborn nicht überinterpretieren. Wen interessieren da schon beispielsweise die Auftritte gegen Bochum und Berlin?
Nichts gezeigt, was ein “Weiter so” rechtfertigen würde
Spätestens nach diesen Aussagen müssten auch bei den Verantwortlichen des 1. FC Köln eigentlich alle Alarmglocken schrillen: Anfang folgt dem Motto “Et hätt noch immer jot jejange”. Damit steht er im Verein und im Umfeld zwar nicht alleine da, aber seine Lernresistenz und die lasche Einstellung gefährden den Aufstieg derzeit stärker als die Verfehlungen anderer Leute.
Foto: Thomas Starke/Bongarts/Getty Images
Vielleicht schafft es die Mannschaft ja, die nächsten drei Spiele zu gewinnen und einige Eindrücke zu verwischen. Vielleicht gelingt Markus Anfang tatsächlich noch der Aufstieg. Wahrscheinlich wäre es jedoch besser, vorher zu reagieren, um den Aufstieg und die Zukunft des Vereins nicht einem “Schwarz oder Rot”-Szenario auszusetzen. Aber spätestens danach sollten die Verantwortlichen die nötigen personellen Konsequenzen ziehen. Auch wenn er damit nicht der einzige gegenwärtige effzeh-Protagonist ist: Markus Anfang hat nichts geleistet, was eine Beschäftigung über die laufende Saison rechtfertigen würde.