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Nicht-Spiel in Aue: Woröm dunn ich mir dat eijentlich ahn?

Rund 3.000 FC-Fans befanden sich auf dem Weg ins Erzgebirge, als das Spiel am Sonntagvormittag abgesagt wurde. Warum sich die Tour trotzdem gelohnt hat – ein Erlebnisbericht.

Foto: Lukas Schulze/Getty Images

Woröm dunn ich mir dat eijentlich ahn? Woröm jevv ich et nit einfach draan? Es ist so eine Sache mit dem ruhmreichen 1. FC Köln. Aus irgendeinem Grund sind wir alle fasziniert von diesem Verein, am Sonntag waren es rund 3.000 Auswärtsfahrer, die der Mannschaft ins Erzgebirge folgen (wollten).

Warum diese Menschen ihren Sonntag lieber auf der Autobahn in einem vermufften Bus verbringen als auf der Couch mit einem guten Buch oder am Rhein spazieren gehen, das ist mit Logik nicht wirklich zu erklären. Wenn wir diese Geschichte erzählen, dann hat das sicherlich auch ein bisschen mit Selbsthass und Selbstkasteiung zu tun. Jedem Tierchen sein Pläsierchen.

Absage kommt kurz vor Jena

Als uns die Spielabsage des Krachers FC Erzgebirge Aue – 1.FC Köln am Sonntagvormittag ereilte, befanden wir uns schon lange unterwegs gen Osten, genauer gesagt kurz vor Jena. Wir lagen gut in der Zeit, die Stimmung war bestens, volle Konzentration auf das anstehende Spiel. Zum Glück informierte uns der gastgebende Verein Aue in Echtzeit über den vereinseigenen Twitterkanal. Als die Absage amtlich war, ging es für uns postwendend und unverrichteter Dinge direkt zöröck noh Hus.

Dabei hatte der Tag doch so gut begonnen: Nach einer gefühlt nie enden wollenden Winterpause klingelte ENDLICH wieder mal der Wecker um zwei Uhr nachts – trotz aller Widrigkeiten waren alle pünktlich erschienen und abfahrbereit. Meine liebsten Fußballfreunde, selbstgemixter „Damenlikör“ und geschmierte Brötchen, standen bereit und machten die anstehenden rund 530 Kilometer von der Domstadt ins Erzgebirge zu genau dem, was ich an diesen Touren eben so liebe: ein bisschen chaotisch, immer authentisch und vor allem aber unvergesslich.

Wenigstens hat der FC mal nicht genervt

Wenn das Bier so sehr drückt und der Fahrer keine Anstalten macht, einen Rastplatz anzusteuern und man sich irgendwann auf die Bustoilette zwingt. Oder wenn die Ohren dröhnen und die Boxen schmerzhaft übersteuern, man aber trotzdem mitschreit. Oder wenn die Gespräche mit alten und neuen Freunden in den absoluten Nonsens abdriften – dann bin ich glücklich. Klingt komisch, ist aber so. Und zumindest an diesem Wochenende wurde meine Freude wenigstens nicht von Fußball getrübt. Im Vergleich zum Auswärtsspiel in der Alten Försterei, als die “Geißböcke” eigentlich nur körperlich auf dem Spielfeld anwesend waren.

https://twitter.com/BaumannKarsten/status/1092044135396184064

Dass die winterliche Begegnung in Aue so kurzfristig abgesagt wurde, ist schade, aber folgerichtig. Der Platz war nicht bespielbar, wichtige Anfahrtswege wohl kaum passierbar – die Vereine trifft dabei keine Schuld. Dass das Spiel abgesagt werden könnte, wussten wir spätestens seit Samstagabend, denn die Wetterprognose sagte Neuschnee, Neuschnee und nochmal Neuschnee für die kommende Nacht und den gesamten Sonntag voraus. Doch natürlich stand nie im Raum, dass wir nicht fahren würden.

Wir haben alles gegeben, also wirklich

Mein Fazit also: Wir haben alles gegeben (wie so oft), der FC ist kampflos nach Hause gefahren (wie so oft) – nur das Ergebnis des Spieltags steht noch aus. Ein Termin steht bis jetzt noch nicht fest – ich bin mir sicher, dass es (wie so oft) wieder eine wahnsinnig fanfreundliche Lösung geben wird. Ob zum Nachholspiel unter der Woche wieder 3.000 Kölner reisen werden, darf bezweifelt werden.

Die, die sich auf den Weg machen, werden sich mit großer Wahrscheinlichkeit mindestens einmal während der stundenlangen Anreise fragen: „Woröm dunn ich mir dat eijentlich ahn?“. Dann werde ich antworten: „Jung, et jitt drei Saache, die söök sich keiner uss: Vatter un Mutter un – wat willste maache – dä Club, mit dem man leiden muss.“

 

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