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Analyse

1:1 gegen Eintracht Frankfurt: Für den 1. FC Köln ist besser noch nicht ausreichend

Die Sieglos-Serie hat Bestand, doch der 1. FC Köln stoppt die Negativspirale: Beim 1:1 gegen Eintracht Frankfurt gibt es den ersten Punkt – und neben den üblichen Problemen ein paar Mutmacher.

1.FC Köln vs. Eintracht Frankfurt, 4. Spieltag, 18.10.20, 15.30 Uhr, unten: Ondrej Duda 1.FC Köln, DFL REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND/OR QUASI-VIDEO, Bild: *** Sport 1 FC Köln vs. Eintracht Frankfurt, 4 Matchday, 18 10 20, 15 30 pm, below Ondrej Duda 1 FC Köln , DFL REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND OR QUASI VIDEO, picture
Foto: imago images / Herbert Bucco

Wie dicht Freud und Leid im Fußball beieinanderliegen können und wie oft Analyse doch nur Ex-Post-Erklärung ist, wurde dann nach Wiederbeginn klar: Erst ließ Kamada für die gut aus der Kabine gekommene SGE das 2:0 liegen, fast im Gegenzug kombinierten sich die „Geißböcke“ zum Ausgleich. Ehizibue ließ nach Doppelpass mit Marius Wolf Frankfurts Sechser Sebastian Rode aussteigen und flankte mustergültig ins Zentrum, wo Duda heranrauschte und mit seinem ersten Treffer im FC-Dress das 1:1 erzielte (52.). Die erste konsequente durchgespielte Angriffsaktion der Kölner führt direkt zum Erfolg, auch weil sich die Gisdol-Elf zunehmend dem Zugriff der Eintracht entziehen und die Partie nach dem Seitenwechsel dementsprechend deutlich offener und deutlich offensiver gestalten konnte.

Wie sehr dieser Ausgleich die labile Gemütslage der sichtbar angeknockten „Geißböcke“ aufhellte, war in der zweiten Halbzeit dann auch spielerisch wahrnehmbar. Nach einem weiteren Angriff mit dem notwendigen Tempo konnte Frankfurts Keeper Dudas Kopfballtorpedo gerade noch so eben entschärfen. Frei nach Christoph Daums Motto „Wenn der Kopf richtig funktioniert, ist er das dritte Bein“ spielten sich die Kölner nun frei und waren in einer mit offenem Visier geführten Hälfte auf Augenhöhe mit den Frankfurtern, die allerdings dadurch auch zu einigen aussichtsreicheren Gelegenheiten kamen. Almamy Toure kam gleich doppelt gefährlich zum Kopfball, Dost und Amin Younes hatten ebenfalls Abschlusschancen. Aber, anders als in der ersten Hälfte, konnte auch der FC vorne Gefahr erzeugen: Ismail Jakobs hatte etwas kurios im Liegen das 2:1 auf dem Fuß, in der Nachspielzeit verzog der eingewechselte Anthony Modeste aus der Distanz nur knapp.

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Tempo als entscheidender Faktor im Kölner Spiel

Gerade die vielversprechenden Situationen im zweiten Durchgang zeigen, wie sehr der FC auf Geschwindigkeit als entscheidenden Faktor angewiesen ist. Jakobs bewies bei seinem Saisondebüt, wie wichtig er durch seine Athletik und seinem Zwei-Wege-Spiel, um einen Begriff aus dem Eishockey zu entlehnen, für die Stabilität der Mannschaft von Trainer Markus Gisdol ist. Zwar harmoniert der Linksaußen auf seiner Seite noch nicht optimal mit seinem defensiven Konterpart Jannes Horn, doch durch sein Tempo fügte das von einer Oberschenkelverletzung wiedergenesene Eigengewächs dem Team eine weitere Dimension hinzu. Diese Qualitäten durch schnelles und präzises Umschaltspiel in die Waagschale zu werfen, davon hängt offenbar das sportliche Wohl und Wehe des 1. FC Köln ab. Und diese Intensität über 90 Minute zu zeigen wird die primäre Aufgabe für die kommenden Wochen werden.

“Wir haben den Fight angenommen und alles reingeworfen. Da können wir uns keinen großen Vorwurf machen.”

– Marius Wolf

Dass das ein Erfolgsrezept sein kann, dafür müssen die Verantwortlichen am Geißbockheim nicht einmal in die starke Phase zu Beginn des Jahres gucken. Insbesondere der Auftritt im zweiten Durchgang gegen unangenehm zu bespielende Frankfurter sollte den „Geißböcken“ Mut machen. Exemplarisch dafür steht sicherlich Torinitiator Kingsley Ehizibue, der nach einer vor allem fußballerisch schwachen ersten Hälfte nach dem Seitenwechsel aufdrehte. Neben der Vorlage zu Dudas Ausgleichstreffer bereitete der Niederländer durch seine Flankenläufe noch zwei weitere Torschüsse vor, dazu biss sich der Rechtsverteidiger mit zunehmender Spieldauer auch defensiv in die Partie und hatte mit 75 Prozent gewonnenen direkten Duellen die beste Zweikampfquote aller Spieler. Es sind auch die kleinen Mutmacher, die nach diesem Punktgewinn im Fokus stehen dürften.

Die Aufgabe für die anstehenden Aufgaben: 90 Minuten auf Sendung sein

Dennoch: Es bleibt weiterhin viel Luft nach oben für die Gisdol-Elf. Der FC zeigte gegen die Eintracht einmal mehr zwei Gesichter, kam erneut nicht gut in die Partie und hatte auch das nötige Quäntchen Glück, dass sich diese Schwächephase nicht deutlicher auf der Anzeigetafel bemerkbar machte. Über 90 Minuten „auf Sendung sein“, wie es Markus Gisdol immer wieder formuliert, das gelang den „Geißböcken“ auch an diesem Bundesliga-Sonntag nicht. Deshalb reichte es gegen die Eintracht zwar zum ersten Schritt aus der Krise, aber noch nicht zum erhofften Befreiungsschlag. Und auch wenn sich die Kölner im Vergleich zum desaströsen Derby vor allem defensiv deutlich verbessert präsentieren konnten: Besser ist für den 1. FC Köln derzeit schlichtweg noch nicht ausreichend.

Elfmeterszene: Sebastiaan Bornauw Köln foult Daichi Kamada FRA - Torwart Timo Horn Köln 1. FC Köln vs. Eintracht Frankfurt 18.10.2020, Fussball, Testspiel 1. Bundesliga, Saison 2020/21 Foto: Moritz Müller Only for Editorial use *** Penalty kick Sebastiaan Bornauw Köln fouls Daichi Kamada FRA Goalkeeper Timo Horn Köln 1 FC Köln vs Eintracht Frankfurt 18 10 2020, Soccer, Test match 1 Bundesliga, Season 2020 21 Photo Moritz Müller Only for Editorial use

Foto: imago images / Moritz Müller

Doch der Punktgewinn gegen formstarke Frankfurter sollte nicht unterschätzt werden, zumal er besonders durch die Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit für die „Geißböcke“ auch verdient daherkam. Das 1:1 war über 90 Minuten hinweg dann wohl ob der höheren Intensität nach dem Seitenwechsel mehr eine Willenssache, auch der Nackenschlag vor der Pause ließ das instabile Gebilde der neu zusammengestellten FC-Mannschaft letztlich nicht einstürzen. Und nicht nur der Blick in die vergangenen Saison, sondern auch die 120 Sekunden nach Wiederbeginn zeigen: Es kann im Fußball schnell in die andere Richtung gehen. Besonders, wenn das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten langsam zurückkehrt. Ist das Kölschglas nun also halbvoll oder halbleer? Vermutlich wird sich das schon am Freitag beim VfB Stuttgart zeigen.

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