Dritte Niederlage im dritten Bundesliga-Spiel für den 1. FC Köln: Die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol verliert das Derby gegen Borussia Mönchengladbach mit 1:3, ist damit bestens bedient und steht so bereits früh in der Saison erheblich unter Druck. Der Auftritt vor 300 Zuschauer*innen in Müngersdorf gibt wenig Anlass zur Hoffnung, denn gerade in ersten Halbzeit präsentierten sich die Kölner nicht konkurrenzfähig, obwohl sie vor dem Spiel wie so häufig in Interviews ihre Bereitschaft signalisiert hatten, im Derby alles zu geben.
Das Trainerteam hatte sich im Vorfeld dazu entschieden, in der Defensive auf drei Innenverteidiger zu setzen – letztmals hatte der FC in dieser Formation phasenweise im Testspiel gegen den Zweitligisten aus Bochum gespielt. Frederik Sörensen kam als halbrechter Innenverteidiger zu seinem ersten Startelfeinsatz beim 1. FC Köln seit zweieinhalb Jahren. Im defensiven Mittelfeld fehlte der angeschlagene Jonas Hector, sodass Elvis Rexhbecaj und Ellyes Skhiri das zentrale Mittelfeld bildeten. Davor sollten Dominick Drexler und Ondrej Duda die offensiven Halbpositionen besetzen, die einzige Spitze war Sebastian Andersson. Die Gladbacher stellten ihr gewohntes spielstarkes 4-2-3-1 dagegen.
Lange Bälle über die Abwehr stellen den 1. FC Köln vor Probleme
So richtig klar wurde in den ersten 45 Minuten nicht, welchen Plan der 1. FC Köln gegen den Ball verfolgte. Den Gladbachern gelang es ohne große Mühen, die Defensivlinien zu überspielen und mit Tempo Richtung Tor von Timo Horn zu gehen. Bei den Gladbachern war meistens Christoph Kramer, manchmal Yann Sommer der Aufbauspieler zwischen den passsicheren Innenverteidigern Nico Elvedi und Matthias Ginter – wenn Kramer sich etwa nach außen fallen ließ, bekam er dort ohne Probleme den Ball und konnte das Spiel aufziehen, weil die Flügelverteidiger des FC sich tief positionierten. Durch einfache Spielverlagerungen gelang es den Gästen dabei ohne Schwierigkeiten, die Kölner Defensive ins Laufen zu bringen. Abwehrspieler Rafael Czichos mahnte seine Kollegen bereits nach wenigen Minuten, besser durchzusichern und dem Gegner weniger Räume zu geben.
Die Kölner Abwehrreihen bestanden aus der Fünferkette, der Doppelsechs aus Rexhbecaj und Skhiri – und dann in loser Abfolge eben mal Duda, mal Drexler, mal Andersson in verschiedenen Höhen. Die Passkanäle ins Mittelfeld der Gladbacher konnten sie aber nicht schließen. Auf diese Weise kam das Team von Marco Rose bereits in der Anfangsphase zu vielen Gelegenheiten: Nach vier Minuten konnte Gladbachs Kapitän Lars Stindl das erste Mal aufdrehen, in der Folge kam Jonas Hofmann zum Abschluss, Bensebaini hatte im Nachgang auch noch die Möglichkeit, die Führung zu erzielen. Kurz darauf war es ein einfacher langer Ball von Ginter, der Thuram bediente, der Franzose scheiterte aber auch an Horn.
Anderssons Pfostenschuss die einzig nennenswerte Offensivaktion
Wie gegen Bielefeld und auch schon häufiger in der vergangenen Saison passten in der FC-Defensive Timing und Antizipation nicht. Wenn ein gegnerischer Innenverteidiger nicht angelaufen wird, mit dem Schussbein bereits ausholt und ein Stürmer in den Raum antritt, müssten eigentlich alle Alarmglocken schrillen – Möglichkeit eins wäre die Abseitsfalle bei einem koordinierten Rausrücken, Möglichkeit zwei ein antizipierender Torwart und Möglichkeit drei die Restverteidigung. Der FC verließ sich zu oft auf die letzte Variante und geriet so nach 14 Minuten in Rückstand. Dieses Mal spielte Elvedi einen langen Ball auf den einlaufenden Hofmann, dieser legte auf Pléa ab und dieser hatte irre viel Raum für seinen Abschluss. Der nächste Gegenspieler war gut zehn Meter entfernt.
Wenige Minuten später war die Defensive der Kölner bei einem schnell ausgeführten Freistoß nicht auf der Höhe, Bensebainis Abschluss konnte Timo Horn zur Ecke abwehren. Aus dieser entstand das 0:2, die Gäste waren früh auf Kurs Auswärtssieg und der FC nicht im Spiel. Bezeichnend für die Leistung am Samstagnachmittag war dann, dass Sebastian Andersson direkt im Anschluss die beste Chance des Spiels hatte, natürlich nach einem Fehler der Gladbacher. Kramer spielte einen schwierigen Rückpass auf Sommer, der Schwede ging dazwischen, setzte den Ball aber an den Pfosten.
Umstellung zur Pause: Rückkehr zum 4-4-2
Ansonsten waren die „Fohlen“ im ersten Durchgang absolut spielbestimmend. Bei solchen Spielen, in denen eine Mannschaft deutlich unterlegen ist, wird häufig die Zweikampfquote als Messinstrument herangezogen – in diesem Fall wurde aber mehr als deutlich, dass das unsinnig ist. Der 1. FC Köln kam durch die mangelnde Organisation auf dem Spielfeld gar nicht erst in die Zweikämpfe, um den Gladbacher Spielrhythmus zu unterbinden. Dass es nur mit einem 0:2-Rückstand in die Pause ging, war das beste aus Sicht der „Geißböcke“.
Zum zweiten Durchgang kehrte Gisdol dann zum 4-4-2 gegen den Ball zurück, Neuzugang Marius Wolf hatte Rafael Czichos ersetzt. An der grundsätzlichen Spielrichtung änderte sich nichts, die Gladbacher waren viel ballsicherer und brachten die nur noch drei verbliebenen Kölner Defensivreihen mit vielen Diagonalbällen ins Rotieren. Einer davon brachte Thuram ins Spiel, der von Ehizibue gefoult wurde – den folgenden Strafstoß verwandelte Stindl zum 0:3 aus Sicht der Kölner. Nach etwa einer Stunde war das Spiel damit gegessen. Kölns Rechtsverteidiger ging nicht zum ersten Mal ungestüm im eigenen Sechzehner zu Werke.
Schafft Gisdol nochmal den Turnaround?
Gisdol brachte später noch Thielmann und Arokodare, die Gladbacher ließen den FC aber nicht wirklich ins Spiel zurückkommen. Die einzig positive Aktion, die es aus Sicht der Kölner noch zu verzeichnen galt, hatte mit Sebastiaan Bornauw zu tun. Der Innenverteidiger zeigte sich sehr kommunikativ, gab immer wieder Kommandos und versuchte seine Mitspieler zu pushen. Einen ungenauen Ball von Neuhaus fing er nach 83 Minuten ab, bediente Rexhbecaj und die Leihgabe des VfL Wolfsburg traf aus der Distanz zum 1:3.
Nach Niederlagen gegen Hoffenheim und Bielefeld, die jeweils ihre eigenen Entstehungsgeschichten hatten, war der FC gegen Gladbach weitestgehend chancenlos. Die Hoffnung, die kommenden Tage dürften der Integration der Neuzugänge dienlich sein, ist trügerisch – viele andere Spieler sind auf Länderspielpause. Danach wartet mit Eintracht Frankfurt ein Gegner, der sehr gut in die Saison gestartet ist. Und über allem thront die Frage, ob es Markus Gisdol nochmal gelingt, das Schicksal dieser Mannschaft zum Positiven zu verändern.