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Müngersdorf

Stöger-Rückkehr nach Köln: Sentimentalitäten, Erfolgsdruck & Diskussionen

Es klingt komisch, ist aber so: Zum Auftakt des 21. Spieltags kehrt Peter Stöger als Trainer von Borussia Dortmund nach Köln zurück. Wir blicken voraus auf das emotionale Aufeinandertreffen.

Foto: Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images

Dementsprechend musste man sich in den darauffolgenden Tagen bis zur Winterpause erst einmal daran gewöhnen, dass Peter Stöger nun nicht mehr im rot-weißen Outfit die Spiele an der Seitenlinie verfolgte. Getreu seinem modischen Geschmack deckte sich der Wiener im Dortmunder Fanshop erst einmal mit verschiedensten Devotionalien ein, was in Köln natürlich auch wieder argwöhnisch betrachtet wurde. Vielfach wurde ihm vorgeworfen, sich schnell von seiner “alten Liebe” emanzipiert zu haben, weil er ja nun andere Klamotten trüge.

Peter Stöger: Schwatzgelb anstatt rut-wieß

Seine ersten beiden Spiele beim BVB verliefen unterdessen einigermaßen erfolgreich: Die Schwarz-Gelben gewannen mit 2:0 in Mainz und mit 2:1 zuhause gegen die TSG Hoffenheim. Zwar zeigte seine neue Mannschaft keinen spektakulären Offensivfußball, nach dem sich viele Dortmunder Zuschauer seit der Klopp-Ära sehnen, doch die defensive Stabilität kehrte zurück und damit auch die Punkte. Kurz vor Weihnachten verlor Stöger dann mit seinen Dortmundern beim FC Bayern im Pokal.

Dortmund's head coach Peter Stoeger (R) poses for a selfie photo with a fan prior to the German first division Bundesliga football match BVB Borussia Dortmund vs VfL Wolfsburg, in Dortmund, western Germany, on January 14, 2018.

Foto: SASCHA SCHUERMANN/AFP/Getty Images

Im Ruhrpott hatte man durchaus das Gefühl, dass eine gemeinsame Vorbereitung und damit mehr Trainingszeit dafür sorgen würden, dass der BVB unter Stöger im neuen Jahr durchstartet – die bisherige Bilanz liest sich mit drei Unentschieden gegen Wolfsburg, Hertha BSC und Freiburg allerdings eher überschaubar. Gegen Ende der Transferperiode fand dann auch die Causa Pierre-Emerick Aubameyang ein Ende, der Gabuner wechselt nach langem Wechseltheater zu unserem einstigen Europa-League-Gegner Arsenal nach London.

Mit Stöger kehrt eine Ausnahmefigur nach Köln zurück

Sein Ersatz Michi Batshuayi könnte bereits für das Auswärtsspiel in Köln am Freitag eine Option sein, wenn Stöger zum ersten Mal an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrt. Dort spielt der Name des Österreichers natürlich immer noch eine große Rolle, weil er mit seiner Arbeit in den letzten viereinhalb Jahren Beispielloses geschafft hatte. Zusammen mit Geschäftsführer Jörg Schmadtke, mittlerweile bekanntlich ebenfalls nicht mehr in Köln aktiv, baute er aus dem 1. FC Köln wieder einen ernstzunehmenden Erstligisten, der sich durch Glück und Geschick in der vergangenen Saison für die Europa League qualifizierte.

>>> Jorge Meré: Das fehlende Puzzleteil in der Defensive des 1. FC Köln

Mit diesem Erfolg bauten sich Stöger und Schmadtke auf ewig ein Denkmal in Köln, wenngleich der bisweilen etwas unnahbare und kauzige Schmadtke in der Öffentlichkeit etwas weniger gut gelitten war als der Österreicher. Nach der Entlassung Anfang Dezember war vielerorts zu lesen, wie schwer es einigen effzeh-Fans fiel, sich von Stöger zu trennen. Über die Jahre war der sympathische und bescheidene Wiener den Kölner Anhängern ans Herz gewachsen, wenngleich die Auseinandersetzung mit der sportlich katastrophalen Hinrunde vieles in der Diskussion überlagerte.

BREMEN, GERMANY - DECEMBER 17: (L-R) Jonas Hector and Head coach Peter Stoeger of Koeln speaks during the Bundesliga match between Werder Bremen and 1. FC Koeln at Weserstadion on December 17, 2016 in Bremen, Germany.

Zwei prägende Figuren der jüngeren effzeh-Geschichte: Jonas Hector (l.) und Peter Stöger | Foto: Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images

Denn die kalten Fakten lügen nicht: Stöger holte aus 15 Spielen nur drei Punkte, hatte aber auch mit einer Verletzungsmisere epischen Ausmaßes zu kämpfen. Auch die Kaderplanung im Sommer, für die eher Schmadtke verantwortlich zeichnete, war immer wieder Bestandteil der Kritik. In der Nachbetrachtung ist es nun jedoch immer einfach, einen Schuldigen zu suchen, wovor auch der neue Geschäftsführer Armin Veh nicht zurückschreckt. Immer wieder äußert er sich bezugnehmend auf seine Erfahrungen als Trainer dazu, dass die Trainingssteuerung in der Hinrunde beim 1. FC Köln offenbar nicht optimal gewesen sei. Was genau schief gelaufen sei, könne er allerdings auch nicht sagen, weil er nicht dabei gewesen sei, wie er gegenüber dem “Express” betonte. Naja.

“Auge und Herz schauen immer nach Köln”

Doch zurück zu Stöger: Der neue Coach des BVB betonte auch nach Übernahme des zweitgrößten deutschen Fußballvereins immer wieder, dass er nach wie vor nach Köln zu seiner alten Liebe schaue. “Wenn ich ein paar ruhige Minuten habe, werden mein Auge und mein Herz immer nach Köln schauen. Es wäre eine richtig coole Geschichte, wenn sie es irgendwie schaffen, ich drücke ihnen die Daumen dafür”, sagte er vor dem Rückrundenstart. Am Freitag kehrt er selbst zusammen mit seinem Co-Trainer Manfred Schmid und dem jüngst verpflichteten Assistenztrainer Alexander Bade in die Domstadt zurück.

Für diese Drei, aber auch für die Fans und insbesondere die Mannschaft des 1. FC Köln wird es etwas Außergewöhnliches werden – für Sentimentalitäten wird allerdings kein Platz bleiben. Der effzeh braucht im Kampf um den Klassenerhalt jeden Punkt, um den Anschluss ans rettende Ufer zu wahren, während der BVB die Plätze zwei, drei und vier nicht aus den Augen verlieren will. Für den eigenen Erfolg dürfte auch der in Köln beliebte Stöger also alles tun, auch wenn er damit seiner alten Liebe wehtun würde. Wer hätte das alles vor zwei Monaten gedacht?

>>>1. FC Köln empfängt den BVB: Auf der Suche nach Stabilität
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