Folge uns
.

Meinung

Warum die Maximal-G-Aktion nicht so cool ist, wie man glaubt

Die angekündigte Aktion des 1. FC Köln, im Heimspiel gegen Red Bull Leipzig die Energy-Drink-Marke des Trikotsponsors auf der Brust zu tragen, stößt nicht überall auf Gegenliebe. Ein Kommentar.

Foto: Patrik Stollarz/AFP/Getty Images

Als der 1. FC Köln am Donnerstag eine Erklärung der „AG Fankultur“ prominent auf seiner Website platziert und per Push-Meldung an seine User gesendet hat, führte das angesichts des Inhalts bei dem ein oder anderen schon zu leichter Verwunderung. Aber auch zu Freude. Der Zusammenschluss aus Fanclubs, aktiver Fanszene und Vereinsvertretern fand nämlich deutliche Worte, um die Unterschiede zwischen einem Verein wie dem 1. FC Köln und „Projekten“ wie RedBull Leipzig aufzuzeigen. Dabei ging es nicht nur um die sagenumwobene Tradition, sondern vor allem um den Urzweck. „Der 1. FC Köln wurde gegründet und besteht aus dem einzigen Grund, den er im Namen trägt: Fußball“, erklärte die Arbeitsgemeinschaft und fügte an: „Der FC spielt Fußball nicht, um […] ein Produkt berühmt zu machen“.

Auch interessant
"AG Fankultur": Klare Ansage in Richtung Leipzig

Blöd nur, dass es nun den Anschein macht, als würde der 1. FC Köln am Sonntag im Spiel gegen Leipzig genau das tun. Statt „REWE“ wird „Maximal G“, eine neue Energy-Drink-Eigenmarke des Supermarkt-Giganten, das Trikot der Geißböcke zieren. „Wir Kölner nehmen bekanntlich nicht immer alles so ernst und wir feiern gerne. Daher haben wir uns entschieden, für das Spiel das Trikot-Logo zu wechseln“, erklärte REWE-Vorstand Lionel Souque. Dass er damit ausdrücken wollte, die eigenen Fans nicht „immer so ernst“ zu nehmen, dürfte unwahrscheinlich sein. Doch bedeutet der vermeintlich „spielerisch freche“ Marketingcoup eben genau das.

Denn nicht nur die Worte der „AG Fankultur“ werden so auf seltsame Art und Weise angreifbar gemacht, sondern der Fokus rutscht auf das ausgerufene „Brauseduell“ – die „Bild“ titelte online prompt, der FC werde für das Spiel zum „Dosenclub“. Bei Red Bull dürfte die Aktion von REWE derweil keinen ernsthaft stören, schließlich würde ein Sieg am Sonntag eine Antwort möglich machen, die über Twitter-Grafiken mit „Red Bull verleiht eben doch Flügel“ hinausgehen dürfte. Das dürfte aber wiederum dem Kölner Hauptsponsor relativ egal sein – schließlich gilt immer noch, dass negative Aufmerksamkeit am Ende vor allem eines ist: Aufmerksamkeit. Also genau das, was man bei einer Markteinführung gut gebrauchen kann.

Foto: REWE/Thomas Faehnrich

Foto: REWE/Thomas Faehnrich

Und spätestens jetzt merken wir auch schon, was am Sonntag das zentrale Thema sein wird. Der Protest gegen Fußballfirmen wie RedBull Leipzig wird es wohl nicht sein. Stattdessen erlebt die Bundesliga nun einen echten Kommerzgipfel – die eine Seite ist ein Produkt und die andere springt auf den Zug auf, indem sie ein ähnliches Produkt bewirbt, dass möglichst von der Bekanntheit des allmächtigen Konkurrenten profitieren soll.

Es mutet an, wie die „lustigen“ Werbe-Battles zwischen Burger King und McDonalds, die vermutlich überall außerhalb Deutschlands deutlich üblicher sind als hier. In Frankreich zum Beispiel stellte McDonalds irgendwo in der Pampa ein riesiges Burger-King-Schild mit dem Hinweis auf, die nächste Filiale befinde sich „nur“ 258 Kilometer entfernt. Neben dem opulenten Schild stand natürlich ein kleineres von McDonalds – nur fünf Kilometer entfernt. Grundsätzlich spricht nichts gegen derartige Werbestrategien – meist profitieren irgendwie beide davon. Und genau das ist das Problem.

Während RedBull, REWE und – zumindest auf dem Massenmarkt – auch der 1. FC Köln von dieser kommerziell getriebenen Aktion profitieren dürften, steht die Kölner Fanszene mit ihren Ansicht und Werten erst einmal ziemlich im Regen. Angesichts dessen, dass nicht nur die „AG Fankultur“ ihren Standpunkt deutlich klar gemacht hat, sondern auch die Südkurve zu Wochenbeginn angekündigt hat, anstelle von einem Boykott nur mit optischen Mitteln gegen RB Leipzig protestieren zu wollen und so dem Verein durchaus entgegen gekommen war, droht jetzt eine skurrile Situation. Während Kölner Fans gegen Red Bull gerichtete Banner hoch halten, läuft ihr Verein extra für diese Partie mit einem anderen Energy-Drink auf der Brust auf. Der Unterschied zwischen einem Club, der einen Sponsor hat und einem Sponsor, der einen „Club“ hat, wird dadurch zwar nicht kleiner. Aber große Beachtung wird er wohl kaum finden.

Vielleicht wird die Situation aber auch gar nicht so skurril. Schließlich hat der 1. FC Köln, wie effzeh.com von Fanclubs erfahren hat, nach der Ankündigung der Südkurve E-Mails verschickt, in denen dazu aufgefordert wurde, die Inhalte von Bannern und Plakaten für das Spiel am Sonntag vorher beim Verein vorzuzeigen, dieser würde dann eine Genehmigung erteilen oder eben nicht. Üblich ist dieses Vorgehen wohl nicht. Und es macht den Eindruck, als wolle der Verein das „Brauseduell“ nicht allzu zu sehr durch Protest gestört wissen. In Wahrheit könnte aber einfach die Abwendung von drohenden DFB-Strafen der Grund für die Maßnahme sein.

Auch interessant
Vorspiel zu #KOERBL: Auf der Suche nach dem Positiven

Es sind Tage voller Widersprüche beim 1. FC Köln. Dass der Club nun aber für einen Marketing-Gag seines Sponsors die ernsthaften Anliegen seiner Fans mindestens in den Hintergrund rückt, wenn nicht sogar untergräbt, scheint auch in Zeiten des sportlichen Höhenflugs kein allzu kluger Schachzug. Denn man sollte sich immer vor Augen halten, dass man „Spielchen“ auch verlieren kann.

So wie McDonalds in Frankreich als Burger King mit einem Werbespot antwortete, der an den des Konkurrenten anknüpfte. Die Autofahrer – gerade sind sie an den Schildern vorbeigefahren – beschließen doch tatsächlich zum so viel näher gelegenen McDonalds zu fahren. Dort bestellen sie aber nur einen großen Kaffee. Der Weg zu einem vernünftigen Whopper bei Burger King ist schließlich noch 253 Kilometer weit.

Mehr aus Meinung

.