Die Bundesligasaison nähert sich ihrem Ende und der effzeh besitzt noch eine realistische Chance auf Europa – unglaublich eigentlich, nicht nur für die “Generation DSF”. Warum für den Traum von Europa alles getan werden sollte.
Wir schreiben den Beginn des Monats Mai, der 1. FC Köln hat in der Bundesliga noch drei Spiele vor der Brust. Es ist schade, dass der Zug in Richtung Meisterschaft bereits abgefahren ist und der effzeh damit erst im nächsten Jahr wieder zur besten Mannschaft Deutschlands gekürt wird. Das passt aber gar nicht so schlecht, schließlich jährt sich im kommenden Jahr der Double-Sieg zum 40. Mal. Das ist lange, lange her – eine ganze Generation von effzeh-Fans ist erst nach dem letzten großen Titel, dem DFB-Pokalsieg im Jahr 1983, geboren worden. Diese Generation, nennen wir sie der Einfachheit halber “Generation DSF”, kam in erster Linie mit dem effzeh in Berührung, als dieser in schöner Regelmäßigkeit aus der Bundesliga ab- und kurz darauf wieder aufstieg.
Die “Generation DSF” und ihre irrationale Liebe zum effzeh
Die “Generation DSF” liebt also einen 1. FC Köln, der von großen Erfolgen sehr weit entfernt ist. Champions League, Europa League, selbst ein DFB-Pokal-Halbfinale – man ist sich darüber im Klaren, dass diese Wettbewerbe existieren, eine wirkliche Rolle haben sie in der Lebenswelt der “Generation DSF” allerdings nie gespielt. Die Sehnsucht nach dem Glamour, nach den rauschenden Europapokal-Nächten ist in Köln jedoch ungebrochen groß. Ähnlich verhält es sich in Frankfurt, wo unter der Woche die Freude darüber groß war, dass man sich erstmals seit 2006 (!) und damit seit einer “unendlich langen Zeit” wieder für ein Pokalfinale qualifizieren konnte. Elf Jahre sind in Frankfurter Maßstäben also unendlich lang, na gut. Für die “Generation DSF” erscheint ein Pokalfinale wie eine Fata Morgana, schließlich stand der effzeh dort zuletzt im Jahr 1991 – alle Kölner Fans, die nicht älter sind als 30 Jahre, können sich folglich daran nicht erinnern.
Man mag nun anmerken, dass die jüngeren effzeh-Fans ja eigentlich durch die ganzen Aufstiege genug zu feiern hatten – die Frage sei allerdings erlaubt, ob ein Aufstieg bei aller Freude tatsächlich als Erfolg gewertet werden kann. Schließlich führt ihn der 1. FC Köln nur dahin zurück, wo er hingehört, nämlich in die erste Fußball-Bundesliga. Und dennoch: Jeder vom Verfasser dieses Textes miterlebte Aufstieg war unheimlich emotional. Für viele effzeh-Fans ist es sogar ein Fakt, dass ein Aufstieg in Köln intensiver gefeiert wird als eine Meisterschaft in München. In der zweiten Bundesliga unter den ersten Drei zu landen ist jedoch trotzdem nichts weiter als die Wiederherstellung des Normalzustandes.
Hoppla: Eine realistische Chance auf Europa!
Es hat in den letzten Jahren schon arg wehgetan, den ein oder anderen Bundesligisten dabei zu beobachten, wie er meist mehr schlecht als recht durch Europa tingelte. Der FC Augsburg durfte sich versuchen, auch der SC Freiburg. Die sportlichen Gründe für die Teilnahme am europäischen Wettbewerb waren zu dieser Zeit eindeutig belegbar und von daher war es schon verständlich, dass Augsburg beispielsweise in Liverpool antreten durfte. Da Fußball-Fans in erster Linie Egoisten sind, fiel es vielen, nicht nur aus der “Generation DSF” schwer, es den anderen Vereinen zu gönnen, unter der Woche im Europapokal zu spielen.
Und jetzt, wie bereits erwähnt Anfang Mai, spielt der 1. FC Köln in der Bundesliga trotzdem nicht um die Goldene Ananas. In den verbleibenden drei Spielen besteht eine realistische Chance auf Europa, vorausgesetzt der effzeh holt mindestens sechs Punkte. Rang sechs würde für eine direkte Teilnahme an der Europa League reichen, Rang sieben nur im Falle eines Pokalsieges des BVB im Finale gegen Frankfurt. Und was ist los in Köln? Viel wird diskutiert über die Fanszene, die letzthin nicht hinnehmen wollte, vom DFB und vom Verein gegängelt zu werden. Ein Stadion-Neubau erhitzt die Gemüter. Mögliche Verkäufe von Anteilen an Investoren werden diskutiert. DABEI GEHT ES DOCH UM EUROPA!
Unterstützung der Mannschaft im Endspurt als höchste Bürgerpflicht
Nach den beiden Unentschieden des effzeh gegen Hoffenheim und Dortmund kann man durchaus guten Mutes sein, dass die Mannschaft rechtzeitig zum Ende der Saison wieder in die Spur findet. Dementsprechend ist es durchaus möglich, dass man in den Spielen gegen Bremen, Leverkusen und Mainz noch ein paar Punkte holt. Und dann soll erst einmal jemand kommen und den effzeh von Rang sieben verdrängen. Man stelle sich die Spannung vor, wenn der 1. FC Köln und seine Fans gebannt das Pokalfinale verfolgen und dabei auf einen Sieg des BVB hoffen… Würde es der BVB schaffen, den Gefallen, den der effzeh ihm im Jahr 2011 tat, in ähnlicher Form zu reproduzieren?
Wie dem auch sei: Für das Ziel Europa sollten wir Fans alles geben. Schafft es die Mannschaft nicht, ist es kein Beinbruch – vielmehr kann man trotzdem stolz darauf sein, was die Truppe in dieser Saison geleistet hat. Sollte es der effzeh dennoch schaffen, droht der Karneval in den Mai verlegt zu werden. Die Generation DSF sollte daher mal einen Schritt zurücktreten und realisieren, was für eine immens große Chance sich in den nächsten drei Wochen bietet. Politische Auseinandersetzungen mit Verein und DFB sind wichtig, dafür bleibt auch Zeit – die Unterstützung der Mannschaft sollte aber das Wichtigste sein.