Nach der 0:1-Niederlage beim VfL Wolfsburg bleibt die Lage im Abstiegskampf für den 1. FC Köln im Abstiegskampf angespannt: Während die Konkurrenz aus Bielefeld, Mainz und Berlin jeweils einen Zähler sammelte, gingen die Kölner in der Autostadt leer aus. Grund dafür war das Gegentor von Josip Brekalo, das in einem vom Niveau her durchschnittlichen Bundesligaspiel den Unterschied machte. Nach einer guten ersten Halbzeit, in der das Team von Markus Gisdol auch offensiv Akzente setzen konnte, steigerten sich die Gastgeber nach dem Seitenwechsel, sodass der FC letztlich chancenlos blieb. Vor dem wichtigen Spiel am Sonntag gegen den 1. FSV Mainz 05 steht der 1. FC Köln damit unter immensem Druck: Verlieren die “Geißböcke” gegen die formstarken Mainzer, betrüge der Punkteunterschied zwischen beiden schon fünf Punkte – bei dann noch sechs ausstehenden Spielen.
Die Form- und Leistungskurven beider Mannschaften könnten aktuell auch unterschiedlicher nicht sein: Der 1. FC Köln wartet seit Anfang Februar (und damit sieben Spiele) auf einen Sieg, die Mainzer holten im selben Zeitraum unter ihrem neuen Trainer Bo Svensson 15 Punkte – und damit zehn mehr als der FC. Svensson ist es gelungen, seine Mannschaft zu stabilisieren, gerade defensiv ließen die Mainzer in den letzten Wochen verlässlich wenig zu. Am Geißbockheim hingegen müssen sich die Verantwortlichen derzeit eher auf gute Phasen in einzelnen Spielen berufen. Waren es gegen Dortmund mehr als 60 ordentliche bis gute Minuten, zeigte der FC in Wolfsburg zumindest eine Halbzeit lang eine ansehnliche Leistung. Für die Verantwortlichen dienen Rückkehrer wie Sebastian Andersson oder Florian Kainz als willkommene Signale, um (Zweck-)Optimismus zu verbreiten. Die Leistungen aus den letzten beiden Spielen gegen Champions-League-Aspiranten helfen in dieser Argumentation ebenfalls.
Eine gute Halbzeit in Wolfsburg war nicht genug
Unter dem Strich steht aber nur ein Punkt – und das gegen Mannschaften, die ihrerseits auch deutlich unter den eigenen Möglichkeiten geblieben waren. Speziell die Wolfsburger ließen im ersten Durchgang am vergangenen Samstag viel vermissen. Kapitän Maximilian Arnold bezeichnete die Leistung der Mannschaft gar als “bodenlos schlecht”. Der FC hätte durchaus in Führung gehen können: Ein zu Beginn gut aufgelegter Ondrej Duda verlagerte mit klugen Pässen das Spielgeschehen auf die jeweils andere Seite, danach versuchte der FC wie üblich, mit Flanken und Hereingaben zum Abschluss zu kommen. Auf diese Weise entstand auch die beste Chance der Partie nach etwa einer Viertelstunde, als der Slowake auf der linken Seite Ismail Jakobs einsetzte, der mit Noah Katterbach kombinierte. Die Flanke von Katterbach verwertete Jonas Hector, der wie so oft in den letzten Wochen in die Spitze gestoßen war und per Direktabnahme allerdings nur die Latte traf. Im aktuellen stürmerlosen System des FC braucht es eben diese Tiefenläufe aus dem Mittelfeld, um überhaupt so etwas wie Torgefahr zu entwickeln.
Hector kam insgesamt auf drei Torschüsse in der ersten Halbzeit und war damit der gefährlichste Offensivspieler der Kölner. Als Muster aus den vergangenen Spielen bestätigte sich an diesem Samstag in der Autostadt auch die Tendenz, dass die Kölner im letzten Drittel häufiger die falsche Entscheidung treffen oder aber der letzte Kontakt nicht passt. Auffallend war auch erneut, dass die Flankenqualität nach wie vor deutlich zu wünschen übrig lässt (die von Katterbach auf Hector ausgenommen). Wenn der FC den Weg ohne körperlich präsenten Stürmer wählt, muss er sich sicher sein, die Offensivspieler in gute Abschlusspositionen zu bringen – das funktioniert gut mit Rücklagen von der Grundlinie oder tiefen Pässen in den Halbraum, aber weniger gut mit Flanken aus dem Halbfeld gegen starke Innenverteidiger wie Maxence Lacroix oder John Anthony Brooks.
Neue Maßnahme: Der 1. FC Köln schottet sich ab
Am Sonntag wartet mit dem Trio Jeremiah St. Juste, Stefan Bell und Moussa Niakhaté eine stabile Dreierkette auf den FC, mit Dominik Kohr agiert ein körperlich präsenter und resoluter Zweikämpfer vor der Abwehr. Inwieweit Ondrej Duda und Dominick Drexler als offensivste Kölner Akteure dort zu Aktionen kommen werden, wird interessant zu beobachten sein. Und auch die Hoffnung, dass die lange Zeit verletzten Florian Kainz und Sebastian Andersson eine Soforthilfe sein können, ist eher trügerisch. Beide waren monatelang nicht im Wettkampfbetrieb, erst gegen Wolfsburg sammelten sie etwa eine Viertelstunde lang Einsatzminuten. Die Trainingswoche in Vorbereitung auf das Spiel gegen Mainz wird ihnen helfen, von ihrer Bestform sind beide allerdings noch länger entfernt. Das soll kein Vorwurf sein – nur eine realistische Bestandsaufnahme. Gegen austrainierte und mit viel Spielrhythmus ausgestattete Bundesligaspieler ist ein Wettkampf anders als gegen Mitspieler im Training.
Damit dem FC eine bestmögliche Trainingswoche gelingen kann, setzen Markus Gisdol und Horst Heldt offenbar auf eine Abschottungspraxis, die in Zeiten eines schon monatelang andauernden Zustands mit Kontaktbeschränkungen mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Keine Medientermine, mehr Einzelgespräche und Videoanalyse – mit diesen Elementen soll den Spielern verdeutlicht werden, dass Nebengeräusche für das anstehende Heimspiel unerwünscht sind. Ob das letztlich einen Unterschied machen wird, zeigt sich erst am Sonntag. Dann wird der FC auf jeden Fall ein Tor oder mehr brauchen, um gegen Mainz dreifach zu punkten und die Chance auf den Klassenerhalt am Leben zu erhalten.
Andersson und Kainz: Beide brauchen noch Zeit
Torchancen kreieren, Tore erzielen – das waren bisher nicht die Stärken der Kölner und deswegen wird viel darauf ankommen, wem Markus Gisdol in diesem für ihn persönlich auch sehr wichtigen Spiel das Vertrauen schenkt. Emmanuel Dennis und Max Meyer sind auf dem Papier wertvolle Spieler, die einer Mannschaft offensiv durchaus weiterhelfen können. Aus unterschiedlichsten Gründen sind beide allerdings momentan weit von ihrer Bestform entfernt. Während Andersson und Kainz wie bereits erwähnt die Matchfitness fehlt, wechselten Spieler wie Dominick Drexler oder Elvis Rexhbecaj in dieser Saison häufig zwischen Startelf und Ersatzbank. Beiden ist es bisher nicht nachhaltig gelungen, sich einen Startplatz dauerhaft zu erkämpfen.
Mit sofortiger Verbesserung ist also am Samstag nicht unbedingt zu rechnen. Wie so oft in dieser Bundesligasaison wird das Spiel zwischen Köln und Mainz daher körperlich intensiv, aber wohl eher weniger spielerisch aufregend. Doch darum geht es im Abstiegskampf auch nicht, als einzige Maßgabe gelten Punkte. Und da haben die Mainzer aktuell die Nase vorn, denn neben guten Phasen verstehen sie es im richtigen Moment eben auch, etwas Zählbares mitzunehmen. Mit Spielen gegen Leverkusen und Leipzig vor der Brust wäre der FC auch gut beraten, den zweiten Heimsieg in dieser Saison gegen Mainz zu landen – denn ansonsten würde man sich bei aller Hoffnung frühzeitig mit der Relegation oder mit dem direkten Abstieg abfinden müssen.