Deutschland will China unterstützen
Während die chinesischen Investoren also vor allem in England, Italien und Spanien aktiv sind, tasten sie die Bundesliga bislang kaum an. Das dürfte im Wesentlichen mit dem Bestehen der 50+1 Regel zusammenhängen, die für externe Investoren eine enorme Hürde darstellt. Aber die Erfahrungen mit Investoren sind hierzulande, abgesehen von den wettbewerbsverzerrenden Werbekonstrukten aus Leverkusen, Wolfsburg und Leipzig, nicht besonders gut. Es dürfte dementsprechend für viele Vereine, die etwas auf ihre Eigenständigkeit geben, abschreckend sein, was gerade mit dem TSV 1860 München und seinem jordanischen Investor Hasan Ismaik geschieht. In Deutschland gibt es zwar auch mahnende und warnende Stimmen, die vor dem chinesischen Einfluss und insbesondere der Kaufkraft warnen. Die meisten Klubs und Verbände suchen jedoch aktiv die Kooperation mit den Chinesen.
In einem dreiseitigen Lobgesang auf die künftige Zusammenarbeit mit den Partnern aus Fernost auf der Homepage des DFB frohlockt etwa DFB-Präsident Reinhard Grindel: “Dass das deutsch-chinesische Abkommen auch auf politischer Ebene so hochrangig begleitet wird, zeigt, dass es eine sehr große Bedeutung hat. Gerade auch in China. Man will dort die Talente fördern, die es in diesem großen Land gibt, und baut dabei auf die Erfahrungen des DFB. Das ist eine große Auszeichnung für die Nachwuchsförderung in Deutschland, und wir kooperieren sehr gerne mit unseren chinesischen Freunden.” Und DFL-Geschäftsführer Christian Seifert fügte hinzu: “Die DFL unterhält schon lange gute Beziehungen nach China. Es wird mannigfaltige Themen der Zusammenarbeit geben, beispielsweise im Austausch zu den Nachwuchsleistungszentren zwischen deutschen und chinesischen Klubs. Dies gilt es nun gemeinsam zu entwickeln.”
Chinas Pläne: “Sehr bald, sehr viel – los geht’s”
Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images
Wie sehr man sich beim DFB über die künftige Zusammenarbeit freut, verdeutlicht der letzte Abschnitt des veröffentlichten Textes über Chinas Pläne: “Die Partner verlieren keine Zeit – das ergibt sich auch aus dem Aktionsplan für die Jahre 2017 und 2018. Auf technischer Ebene stehen zahlreiche Maßnahmen an, sowohl in Deutschland als auch in China, etwa im Segment der Trainer-Ausbildung, der Ausbilder-Ausbildung und von Schiedsrichter-Schulungen. Vorgesehen sind auch gegenseitige Besuche der Auswahlmannschaften beider Länder, genauso wie Besuche von Teams auf Klubebene. Diverse Maßnahmen laufen ganzjährig, dazu gehören die Schulungen im Bereich der Nachwuchsförderungen, andere punktuell. Gleich zu Beginn des Jahres 2017 wird es deshalb einen Gegenbesuch in China geben. Schon jetzt läuft eine Ausschreibung des DFB: Zur Erweiterung seines Auslandsexperten-Pools sucht der Verband für Kurzzeit- und Langzeitmaßnahmen in China Trainer und Ausbilder. Sehr bald, sehr viel – los geht’s.”
Auch die Bundesliga interessiert
Die Verbände DFB und DFL versprechen sich von der Kooperation vor allem, Einfluss auf die Entwicklungen in China nehmen zu können und gleichzeitig ihre Modelle zu exportieren. Weil die Bundesliga bezüglich der gezahlten TV-Geldern und Investorenfreundlichkeit strukturell hinter anderen Ligen zurückbleibt, versuchen sowohl die Verbände als auch die Vereine über den chinesischen Markt an mehr Geld zu kommen. Dazu muss die Bundesliga in China aber auch abseits des FC Bayern bekannter werden, bislang genießt die Premier League die größte Aufmerksamkeit. Eine auf fünf Jahre angelegte Kooperation, die von den höchsten politischen Stellen beider Länder unterzeichnet ist, kommt da gerade recht. Der Deal läuft zu Gunsten beider Seiten – China erhält das benötigte Wissen, Deutschland starken Einfluss und beide Zugang zum jeweils anderen Markt. Da ist es nur selbstverständlich, dass Grindel sagt, dass er “großes Potential” darin sehe, China bei einer WM-Bewerbung zu unterstützen.