Chinesische Unternehmen wollen den Fußball-Markt erschließen
Wangs Unternehmen hat zudem gewaltigen Profit im Blick: Es kaufte für 1,2 Milliarden Dollar Anteile am Schweizerischen Unternehmen Infront, das die Übertragungsrechte an den Weltmeisterschaften besitzt und über eine ebenso lange wie zweifelhafte Geschichte verfügt, aber immer noch immense Geldsummen einspielen kann. Nachdem Xi Jinping seine Pläne veröffentlichte, verdoppelten sich die Kapitaleinlagen der in der Liga aktiven Großfirmen, ihre Aktienkurse sollen zudem um 158 Prozent in die Höhe geschossen sein. Sportminister Liu Peng sagte, der Sport biete ein wirtschaftliches Potential von rund 636 Milliarden Euro; bis 2025 soll dieser Markt vollständig erschlossen werden.
Astronomische Gehälter locken mittlerweile auch jüngere Spieler
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Während derzeit vor allem noch der europäische Fußball in China durch Merchandising und TV-Deals saftige Gewinne einfährt, sollen diese künftig im Land bleiben. War die chinesische Liga vor einigen Jahren noch ein Fußballrentner-Paradies für Spieler wie Didier Drogba oder Nicolas Anelka, kann davon heute keine Rede mehr sein. Oscar (26 Jahre alt) und Hulk (29) wechselten für 60 bzw. 56 Millionen Euro in dieser Saison nach Shanghai, Graziano Pelle (30) für 15 Millionen nach Shandong, in der Vorsaison gab der Ligaprimus Guangzhou 42 Millionen Euro für Jackson Martinez (29) und 14 Millionen für Paulinho (26) aus, Jiangsu holte für jeweils 50 und 28 Millionen Euro die Brasilianer Alex Teixeira (26) und Ramires (28). Auch Trainergrößen wie Marcello Lippi, Luiz Felipe Scolari und Jose Antonio Camacho arbeiten inzwischen in China. Die gezahlten Gehälter sind noch absurder; der 32-jährige Argentinier Carlos Tevez soll für zwei Jahre bei Shenhua rund 80 Millionen Euro verdienen, Ezequiel Lavezzi (31) gar bis zu 56 Millionen Euro – pro Jahr.
Mit internationalen Stars auf sich aufmerksam machen
Das Kalkül dahinter ist ebenso offensichtlich wie nachvollziehbar: Je mehr Weltstars in der heimischen Liga spielen, desto attraktiver werden sowohl Liga als auch Vereine, was erheblich mehr Fans an- und von Europa weglocken dürfte. Die internationalen Stars können zudem sowohl das Niveau der chinesischen Spieler durch ihren Einfluss heben, als auch die Zeit überbrücken, die es braucht, um exzellente chinesische Fußballer hervorzubringen.
Das Vorgehen Chinas ist speziell aufgrund des politischen Drucks in keiner Weise vergleichbar mit den Investitionen arabischer oder russischer Oligarchen, die irgendwann absurde Summen in europäische Vereine pumpten und sich rasch wieder verzogen, als der schnelle Erfolg ausblieb. China will kurzfristig einen sportlichen Leistungs- und Wissenstransfer und investiert die immensen Summen dabei wesentlich klüger als einige schwerreiche Klubbesitzer auf europäischem Boden, denen es um bloßen Ruhm geht. Langfristig soll in der Volksrepublik der nationale Fußball blühen und die Nationalmannschaft auf globales Spitzenniveau gebracht werden.