Cristiano Ronaldo wird beschuldigt, vor neun Jahren Kathryn Mayorga vergewaltigt zu haben. Zwar gilt auch für ihn die Unschuldsvermutung – dass er aber damals versucht hat, ihr mit Schweigegeld den Mund zu stopfen und dass es ein Dokument aus früheren Gesprächen gibt, in dem er bestätigt, dass sie mehrfach ‘Nein’ gerufen habe und er es ignoriert hat, lässt einen schon an seinen gegenwärtigen Beteuerungen, alles sei erlogen, zweifeln. Der “Spiegel” hatte dementsprechend berichtet.
Großartige Wellen schlägt das Ganze in der Fußballwelt nicht. Im Gegenteil: entweder wird das Thema schlichtweg ignoriert, oder der Vorwurf zurückgewiesen, wie es etwa Ronaldos derzeitiger Verein Juventus Turin tut: Ronaldo habe in den Monaten in Turin stets Hingabe und Professionalität gezeigt und überhaupt sei das Ganze ja auch schon fast zehn Jahre her.
Dröhnendes Schweigen und Loyalitäsbekundungen
Dass sich etwa ein Kollege oder Teamkamerad Ronaldos über das Thema äußern wird, erscheint zurzeit mehr als unwahrscheinlich. Ein Selfie auf Instagram lässt sich da einfacher vermarkten. Dass so auf eine mögliche Vergewaltigung reagiert und diese klein geredet werden soll, ist nur schwer zu ertragen.
In der französischen Zeitung „France Football“ gibt der Superstar derzeit den liebevollen Sohn, der preisgibt, dass seine Mutter unter den, natürlich falschen, Vergewaltigungsvorwürfen so leidet. So lässt sich Kathryn Mayorga noch einfacher als geldgierige Frau darstellen, die seine Familie und ihn in Bedrängnis bringt.
Ansonsten wird das Thema in den Sportmedien eher klein gehalten. Man will es sich wohl nicht mit dem großen Ronaldo verscherzen. Wer weiß, nachher gibt er keine Interviews mehr, wenn man sich zu sehr aus dem Fenster lehnt. Die Zurückhaltung ist deutlich zu spüren.
Ronaldos riesiger Einfluss wird deutlich
Alles in Butter zwischen Ronaldo und den Teamkollegen | Foto: Laurence Griffiths/Getty Images
Momentan liest man über Ronaldo eher, wie sehr er Real Madrid fehlt oder über die Rückkehr Ronaldos zu Manchester United und sein Wiedersehen mit Sir Alex Ferguson. Alles wichtigere Themen in der Fußballwelt als eine mögliche Vergewaltigung durch einen ihrer größten Stars. So einen Vergewaltigungsvorwurf kann man nicht gut gebrauchen. Sonderlich überraschend ist diese Reaktion leider nicht. Der Fußball beschützt seine Stars.
Cristiano Ronaldo ist als Marke, als Fußballspieler, anscheinend deutlich höher anzusiedeln, als eine Frau, die er vergewaltigt haben soll. Er hat 144 Millionen Follower bei Instagram, 122 Millionen Fans auf Facebook. Sein riesiger Einfluss auf die Sportwelt und ihre Medien wird hier noch einmal deutlich. Kathryn Mayorga ist eine unbekannte Frau, die bis vor kurzem noch an einer Grundschule gearbeitet hat, und nur jetzt in die Öffentlichkeit getreten ist, um direkt danach wieder zu ihrem eigenen Schutz untertauchen zu müssen.
Wovon weibliche Fußballfans ausgehen müssen
Ronaldo ist ein Idol, hat hunderte Millionen an Fans überall auf der Welt, die ihren Liebling beschützen wollen und Mayorga als raffgierige Frau darstellen, die dem armen Kerl nur das Geld stehlen und sein Leben ruinieren möchte. Denn wer stellt sich schon nicht gerne einem der beliebtesten und besten Sportler der Welt entgegen und hört sich Beschimpfungen und Drohungen an, um etwas Geld herauszupressen?
Klar ist vor allem eins: als weiblicher Fußballfan muss man wohl immer noch davon ausgehen, dass die anderen Fans neben dir, die Spieler auf dem Platz, der Verein, den du gerade anfeuerst und die Reporter, die im Nachhinein berichten, einen Vergewaltigungsvorwurf so klein wie möglich halten wollen. Die Vorwürfe wegreden werden. Denn ein Fußballstar braucht ja niemanden zu vergewaltigen. Die Frauen werfen sich ihm ja schließlich scharenweise an den Hals.