Bislang gab es keinen großen ‚Staff‘, der für die Frauenabteilung arbeitet. Plant ihr für den Seniorinnenbereich weitere strukturelle oder personelle Ergänzungen, um ihn weiter zu professionalisieren?
Ja, das machen wir peu a peu. Es wäre ja auch fatal, damit jetzt wegen des Abstiegs aufzuhören. Es gab allerdings vorher durchaus einen großen Staff, allerdings auf Honorarbasis. Die Leute konnten zwar immer etwas machen, aber eben nur begrenzt. Ich habe dann entschieden, dass wir lieber auf weniger Personal setzen, dafür aber mit höherer Qualität und mehr Zeit. Das heißt: Vollzeit. Sascha, Mirella und ich sind Vollzeitbeschäftigte, für die erste Mannschaft kam zudem ein Kollege hinzu, der sich zu 50 Prozent der Videoanalyse und zu 50 Prozent dem Teammanagement widmen wird. Letzteres teilen wir uns damit aktuell. Wenn du dich nur um das Tagesgeschäft kümmern willst, kannst du natürlich auch alles erstmal laufen lassen. Aber wenn du dich wirklich verbessern willst, wenn du im Verein und im Jugendbereich besser aufgestellt sein willst, brauchst du auch mal Zeit, um kreative Gedanken zu entwickeln, um Meetings abzuhalten und Strategien zu entwickeln. Ich bin überzeugt, dass wir das nun besser hinbekommen. Alleine während der Coronazeit war ich für den Spielbetrieb, das Teammanagement und für Einzelgespräche mit Spielerinnen zuständig. Das war schon eine Menge Holz, und da kam ich an meine Grenzen. Insofern folgen wir da jetzt erstmal dem Motto ‚Klein, aber fein‘.
Das klingt auch nach einer höheren Verbindlichkeit. Kannst du diese Veränderungen in Zahlen beschreiben?
Wenn ich nur das Trainerteam betrachte, dann sieben zu zweieinhalb plus Torwarttrainer auf Honorarbasis. Das ist also fast die Hälfte. Alle haben zudem ihre Schwerpunkte. Mirella kümmert sich als Co-Trainerin beispielsweise hauptsächlich um die Athletik. Mit unserem Neuzugang Sebastian Bolte im Bereich der Videoanalyse haben wir das Trainerteam sehr wertvoll ergänzt. Wir kennen uns schon länger, und er war zuletzt beim DFB. Er war dort unter anderem als Teammanager für Jugendmannschaften und als Videoanalyst für mehrere Teams tätig, kommt also auch aus dem Frauenfußball.
Es wäre schon sehr gut, wenn in diesem Jahr schon mit dem Bauen begonnen werden könnte.
Ich frage mal ganz dumpf: Wo sollen die Leute denn arbeiten? Das Geißbockheim ist jetzt schon jetzt zu klein für alle Mitarbeiter, und wir unterhalten uns gerade in den Katakomben des Franz-Kremer-Stadions. Im Falle eines Aufstiegs und einer fortschreitenden Professionalisierung dürfte die Frauenabteilung ja auch weiter wachsen.
Wir haben hier im Nachbarzimmer unser Büro, in dem wir zu viert sitzen. Einerseits ist das eine historische Arbeitsstätte mit einigem Flair, andererseits steht es, soweit mir bekannt, unter Denkmalschutz und wir kriegen die Fenster kaum weiter als 20 Zentimeter auf. Insofern platzen wir hier aus allen Nähten. Das trifft auf alle zu, also auch auf das Nachwuchsleistungszentrum, die Profiabteilung und alle anderen Mitarbeiter. Dementsprechend können wir es kaum erwarten, bis der erste Spatenstich beim Ausbau erfolgt ist. Es wäre schon sehr gut, wenn in diesem Jahr schon mit dem Bauen begonnen werden könnte. Davon träume ich mindestens zwei Mal pro Woche (lacht).
Gibt es eigentlich schon eine Aufteilung, wer dann wo einziehen soll?
Das neue Gebäude ist grundsätzlich für die Leistungsmannschaften gedacht. Wir, die Frauenabteilung, hätten wahrscheinlich auch etwas davon. Nicht vom Neubau, aber von dem Platz, der dann in den bestehenden Gebäuden frei würde. Ich hoffe dementsprechend auf einen schnellen Baufortschritt (lacht).
Bedeutet der Abstieg für euch einen finanziellen Einschnitt, bleibt das Budget konstant oder erhöht sich sogar?
Wir haben finanzielle Einbußen, insbesondere im Bereich der Sponsorengelder. Der Unterschied zwischen erster und zweiter Liga ist enorm. Da reden wir über einen sechsstelligen Betrag, das ist das DFB-Sponsoring von Magenta und Flyeralarm. Das fehlt uns leider. Auch der Vertrag mit unserem Hauptsponsor Schaebens wäre eigentlich mit dem Abstieg hinfällig gewesen. Allerdings bleibt er uns glücklicherweise erhalten.
https://twitter.com/fckoeln/status/1281605290107035648
Das ist ein sehr starkes Signal. Was ist mit dem Budget, das euch der 1. FC Köln zur Verfügung stellt? Fängt er möglicherweise die wegfallenden Sponsorengelder auf?
Nein, die Sponsorengelder fehlen uns.
Vor einem Jahr war eines deiner Ziele, dass jede Spielerin vom Sport leben können soll. Nähert sich der FC diesem Ziel an?
Ja. Und zwar in größeren Schritten, als ich dachte. Die Ankündigungen sind keine Luftnummern. Dafür bin ich wirklich dankbar. Ich denke auch nicht, dass es noch lange dauern wird, bis wir das Ziel erreicht haben.
Vom ganz krassen Hygienekonzept zu „Macht mal“ ist es nicht weit.
Wie hoch sind denn die jeweiligen Anteile? Vorhin sagtest du, in 2019/20 seien 60 Prozent berufstätig gewesen. Verändert sich dieser Prozentsatz in der neuen Saison?
Das weiß ich nicht auswendig. Aber durch den Abstieg haben auch einige Spielerinnen leider finanzielle Einbußen, weil wir einfach nicht das gleiche wie in der ersten Liga zahlen können. Ich schätze, dass sich der Prozentsatz in der kommenden Saison daher nicht stark ändert, aber wir spielen ja auch in der zweiten Liga. Da ist es schon ein Erfolg, dass wir dieses Level überhaupt halten können. Ich hoffe, dass wir nach dem Aufstieg noch einmal einen großen Schritt machen können.
Auch wenn wir das Thema Corona vorhin schon einmal hatten: Wie wird sich die Corona-Pandemie auf die Saison 20/21 auswirken?
Puh, darauf bin ich auch gespannt. Ich weiß, dass wir nicht mehr dem Hygienekonzept der ersten Liga unterliegen. Denn, du wirst das kaum glauben, die zweite Liga hat keine Vorgaben vom DFB hinsichtlich der Testungen, weil wir zu einer Amateurliga zählen. Da wird die Diskrepanz zwischen erster und zweiter Liga besonders deutlich: Vom ganz krassen Hygienekonzept zu „Macht mal“ ist es nicht weit.
Das klingt absurd.
Finde ich auch. Aber es gibt schon einige Vorgaben, an die wir uns halten müssen. Die erstellen wir für uns als 1. FC Köln, wir wollen uns ja auch selbst schützen. Natürlich achten wir damit auch auf die Profifußballer, die dieses Konzept einhalten müssen. Wir arbeiten derzeit mit dem Nachwuchsleistungszentrum und der Profiabteilung an einem gemeinsamen Konzept, damit wir wissen, was hier erlaubt ist und was nicht.
Ins Südstadion gehen wir auf keinen Fall. Das kostet Geld, was wir uns in der zweiten Liga sparen wollen.
Wenn die zweite Liga zum Amateurbereich zählt, wie läuft das alles denn dann an den Spieltagen?
Ich habe dazu noch keine Info. Nach meinem jetzigen Verständnis würde ich sagen und hoffen, dass wir Zuschauer hereinlassen können, weil wir uns dann an den Vorgaben des Landes Nordrhein-Westfalen orientieren könnten. Ich fände das klasse, aber das müssen wir natürlich mit dem Gesundheitsamt abklären. Denn wir wollen schließlich auch weiterhin die Spielerinnen und Zuschauer schützen, auch wenn wir keine Vorgaben vom DFB mehr haben.
Spielt ihr denn demnächst im Franz-Kremer-Stadion oder müsst ihr ins Südstadion ausweichen?
Ins Südstadion gehen wir auf keinen Fall. Das kostet Geld, was wir uns in der zweiten Liga sparen wollen. Ob wir im Franz-Kremer-Stadion spielen können, ist noch unklar, da wir nicht wissen, ob die Profifußballer nicht eventuell dort trainieren müssen. Das besprechen wir aber nächste Woche. Falls das nicht geht, spielen wir eben auf Platz 7 auf dem Trainingsgelände. Wir sind flexibel. Mir ist es lieber ‚zuhause‘ zu spielen als im Südstadion. Und das Zuhause ist nun einmal hier.
Eine letzte Frage noch: Steigt der FC auf?
Ja, wir steigen auf. Davon bin ich fest überzeugt.