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Meinung

Strafe für Dortmund: Ein Empörungstornado trifft den BVB

Immer wenn es im Fußballkontext zu Gewalt und “Hass” kommt, scheinen Grundwerte wie Gerechtigkeit genauso entbehrlich, wie die Erfüllung journalistischer Kernaufgaben. Mehr als eine Woche lang haben wir dem munteren Treiben nach der Partie zwischen Dortmund und Leipzig mit staunenden Augen zugeschaut, nun ziehen wir eine kommentierende Bilanz.

Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images

„Wir möchten an dieser Stelle zum Ausdruck bringen, dass wir eine Kollektivstrafe gegen 25.000 Zuschauer, von denen eine überwältigende Mehrheit weder ein Tat- noch ein Schuldvorwurf zu machen ist, für unverhältnismäßig halten“, heißt es folgerichtig nun auch in der Stellungnahme der Dortmunder. Die Zustimmung zum Strafantrag basiere auf der Überzeugung, „dass es in der emotional noch immer aufgeladenen Atmosphäre derzeit weder möglich noch sinnvoll erscheint, eine inhaltliche Debatte über ein im juristischen Sinne ‘angemessenes’, ‘erforderliches’, ‘verhältnismäßiges’ oder ‘weitsichtiges’ Strafmaß zu führen.“

Die Dortmunder kapitulieren also vor der Anti-BVB-Stimmung, die dank der undifferenzierten Berichterstattung vieler Sportmedien, die in jeden Leipziger PR-Honigtopf gegriffen haben, entstanden ist. Inhaltlich ist das natürlich eine falsche Entscheidung – Unrecht wie Kollektivstrafen sollte man nicht einfach hinnehmen.

Dortmund: Von der Stimmung genötigt

Allerdings erscheint der Schaden, der dem Verein entstehen könnte, würde er das Urteil nicht akzeptieren, angesichts der letzten Tage als noch bedrohlicher als ein Spiel vor einer leeren Südtribüne. Und so betrachtet, könnte es die richtige Entscheidung gewesen zu sein, das falsche Urteil zu akzeptieren.

Foto: SASCHA SCHUERMANN/AFP/Getty Images

Aber selbst das scheint dieser Tage nicht genug: „Dortmunds Reaktion auf Südtribünen-Sperrung ist kindisch“, urteilt „Focus Online“ prompt während der „FAZ“ die Strafe noch zu „milde“ erscheint. Und so verabschiedet sich der Sportjournalismus dann auch ganz schnell vom zweiten eigentlich wichtigen Thema neben dem grundsätzlichen Konstrukt RB Leipzig: Die grundsätzliche Fragwürdigkeit von Kollektivstrafen und ihre Wirkungslosigkeit.

Aber gut… Wenn es einem Unternehmen wie Red Bull gelingt, nicht nur sportlich direkt Topleistungen hinzulegen, sondern auch innerhalb kurzer Zeit aus der Diskussion um die eigene fragwürdige Legitimität eine Debatte um die rückständigen Traditionsfans zu basteln und eine Stimmung zu schaffen, in der ganz offensichtlich ungerechte und vor ordentlichen Gerichten undenkbare Kollektivstrafen selbst von den professionellen Chronisten des sportlichen Zeitgeschehens nur noch als zu lasch empfunden werden, bleibt wohl nur zu sagen: Gut gespielt, RB!

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