Es war mit Abstand die schwierigste Situation, die man sich hätte vorstellen können für das erste Engagement in der deutschen Eliteliga – als Stefan Ruthenbeck die Mannschaft im Dezember übernahm, war diese mit drei Punkten abgeschlagen Tabellenletzter, physisch und psychisch komplett am Ende, dazu durch die Personalwirren der vorherigen Wochen stark destabilisiert. Ruthenbeck selbst hätte diese Aufgabe nicht einnehmen müssen, da er, gerade ein paar Monate bei der U19 im Amt, bewusst den Schritt in den Jugendbereich gewählt hatte, um dort langfristig und konzeptionell zu arbeiten.
Ruthenbeck war bereits vor Saisonbeginn ein Kandidat
Mit einem bestehenden Vertrag im NLZ des 1. FC Köln hätte er also auch durchaus ablehnen können, als er von der Geschäftsführung gefragt wurde, ob er sich denn eine Tätigkeit als Cheftrainer vorstellen könnte. Bereits im Vorfeld der Saison war allerdings gemeinsam mit Stöger und Schmadtke erötert worden, dass Ruthenbeck im Falle einer Trennung von Stöger durchaus ein Kandidat für den Trainerposten beim 1.FC Köln gewesen war, wie der geborene Kölner vor kurzem in einem Fantalk klarstellte.
Und so sollte es dann auch kommen. Doch wie hat er sich geschlagen? In der Bundesliga weist Ruthenbeck mit einem Schnitt von 1,2 Punkten pro Spiel eine annehmbare Bilanz auf – hochgerechnet auf eine normale Saison würde dies einen Punkteschnitt von ungefähr 41 Punkten ergeben. Mit einer Bilanz von 47 Zählern ist der 1. FC Köln in der vergangenen Saison in den Europapokal eingezogen.
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Ruthenbecks Bilanz überzeugte – auch für die zweite Liga
Außerdem steht fest: Ruthenbeck hat die Mannschaft stabilisiert, nach seinen eigenen Vorstellungen etwas modifiziert und dem 1. FC Köln wieder Leben eingehaucht. Die Mannschaft erschien zwischenzeitlich fitter als zuvor und Trainer und Mannschaft hatten offenbar ein gutes Verhältnis zueinander. Dass das dann am Ende nicht für das Wunder reicht, ist ihm nicht anzulasten – Ruthenbeck scheint aber der richtige Mann zur richtigen Zeit gewesen zu sein.
Eine Weiterbeschäftigung Ruthenbecks hätte auch aus einer weiteren Perspektive Sinn ergeben: Der Coach ist in Köln geboren und daher bestens vertraut mit den in der Domstadt herrschenden Regeln und Ritualen – in Sachen “Identifikation” hätte Ruthenbeck, sofern er einem Assessment Center ähnlich geprüft werden sollte, gut abgeschnitten.
Warum trennt man sich von Ruthenbeck?
Nun sieht es allerdings so aus, als wäre man bei der sportlichen Führung des effzeh zum Schluss gekommen, dass es besser ist, in der zweiten Liga einem anderen die Aufgabe zu übertragen. Vielleicht weil man glaubt, dass es besser ist, mit einem unbelasteten Trainer zu starten. Vielleicht aber auch, weil Ruthenbecks Portfolio einfach doch nicht ganz so passend erscheint und der Trainer zudem in Zukunft wieder wertvolle Arbeit im Nachwuchsbereich des Clubs leisten könnte.
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