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Niedere Triebe aus den untersten Regionen unseres Bewusstseins übernehmen die Macht ob diverser kleiner Anomalien der noch jungen Bundesligatabellen 1 und 2. Ich komme mir vor wie bei Schwiegertochter gesucht oder Bauer sucht Frau, was ich an Beiträgen und Kommentaren so lese. Fernsehformate, die die wunderlichsten und ärmsten Geschöpfe vor die Kamera zerren, die auf der Suche nach 15 Minuten Ruhm und Lebenshilfe zum Spott der Fernsehnation werden. Nun ist das Prinzip der Quotengewinnung bei diesen Sendungen ja ganz einfach. Man nimmt diese Ärmsten der armen Würste ins Programm damit sich auch die letzte Null in der Republik besser fühlt. Glück ist so einfach machbar.
Nun haben wir ja auch Bauern aus Ost-Holland und die Models aus dem unsäglichen Dorf am Rhein, die derzeit – nun komme ich wieder auf die Anomalie – die letzten Plätze der jeweiligen Liga belegen. Also die armen Würste quasi. Und mir schleicht sich das Gefühl auf, dass wir dem primitiven Ruf des machbaren Glücks folgen. Die Masse der Posts voller Häme und Spott sowie unverhohlener Freude über das Unglück der Anhänger dieser ungeliebten Vereine schwappt wie eine Welle in die Lücke der Länderspielpause. In einer Menge die auf meiner Pinnwand schon in laufenden Metern zu messen ist.
Und jeder einzelne veranlasst einen kleinen Freudenhüpfer in meinem effzeh-Herz. Wie oft saßen wir mit Kollegen und fußballerisch verwirrten Freunden zusammen und befanden uns auf der anderen Seite? Wem war nicht schon übel nach einem mal wieder vergeigten Derby in die breit grinsenden Gesichter sehen zu müssen, die einen dann mal wieder erwarteten. Nun haben wir mal wieder Anlass zur Freude und ich finde, dass wir diese genießen müssen. Feste feiert man wie sie fallen und es ist mir ein Fest.
Und noch viel schöner: Der glorreiche effzeh steht auf dem 4. Tabellenplatz. Der beste Start seit 19 Jahren treibt Gedanken an Europa in unsere Köpfe und wir besingen es ohne Scheu. Da fragt man sich: “Oh je, isset schon wieder soweit?” Nein! Auch wenn es einige Aufregung im Blätterwald um Michael Trippels Aussage zur Tabellensituation gab. Ich bemerke, dass bei den meisten, der Blick aufs internationale Geschäft mit viel Selbstironie auf das Klischee des Köln-Fans zum Besten gegeben wird. Auch jeglicher Ausspruch zur Tabellensituation zu einem wissenden Lächeln führt. Ich lese das Bewusstsein heraus, welches ich als neue Demut bezeichne.
Auf dem Weg dahin mussten wir schon vieles ertragen und Sorgen plagten uns in den vergangenen Jahren, dass man als Fan eines nicht so wunderbaren Clubs wie dem effzeh, daran zerbrochen wäre. Gladbach ist nicht arm und wurde in der Sommerpause, mit Brechreiz in der Stimme, von der Führung als Vorbild angesprochen. Was angesichts der gemeinsamen Historie ein unerträglicher Zustand war. Nun nach dem 3. Spieltag kommt Balsam auf unsere Fan Seele. Die Erkenntnis, dass nach dem 5. Spieltag, was auch kommen möge, Jünter nur am Stätz von Hennes VIII. riechen kann. Unsere wahre Liebe gibt uns ein Geschenk, das wir so einfach annehmen müssen.
Es ist der Lohn unserer Entwicklung und da bringt mich mein Fast-Herzinfarkt gegen Stuggi, meine enttäuschte Freude gegen Golfsburg oder der geschenkt verdiente Sieg gegen den Dino, nicht von ab. Wir blenden nicht aus, dass es in Null-Komma-Nichts anders kommen kann, die Tabelle jung ist und noch nicht aussagt wie es am Ende sein könnte. Doch die Verheißung, die sie Ausstrahlt macht uns glücklich. Und da war ja noch die 2. Bundesliga, aber ehrlich, über den Tabellenletzten lohnt es sich nicht weiter zu schreiben. Schönes Warten auf Frankfurt am 19.09., dann weiter mit richtigem Fußball.