Lange hatte es so ausgesehen, als müssten sich Fans und Mitglieder des 1. FC Köln in Sachen Vereinspolitik auf einen turbulenten Sommer einstellen. Nachdem der Mitgliederrat bei seiner Nominierung des Kandidatenteams für die kommende Vorstandswahl im September auf die amtierenden Vizepräsidenten – mit Unterstützung aller Gremien des Clubs – verzichtet hatte, erwarteten die meisten Beobachter, dass Toni Schumacher und Markus Ritterbach sich nicht kampflos geschlagen geben – und eine Kandidatur mit der nötigen Anzahl an Unterschriften anstreben würden.
Dem Club drohte ein intensiver Wahlkampf, vielleicht sogar eine Schlammschlacht, die ein konzentriertes Arbeiten für eine erfolgreiche Rückkehr in die Bundesliga zumindest erschwert hätte. Zu diesem Schluss sind nun offenbar auch Schumacher und Ritterbach gekommen. Die beiden Vizepräsidenten erklärten am Freitag ihren Verzicht auf eine weitere Kandidatur. Ihre Amtszeit wird nunmehr im September enden – sollte sich kein weiteres Team mehr zur Wahl aufstellen, dürften dann Werner Wolf, Jürgen Sieger und Eckhard Sauren das neue Präsidium des altehrwürdigen Traditionsclubs vom Rhein bilden. Ein möglicherweise dreckiger Wahlkampf ist vom Tisch – das sind gute Nachrichten für den 1. FC Köln.
Amtszeit mit Höhen und Tiefen
Nach sieben Jahren wird die Amtszeit von Schumacher und Ritterbach nun also im Herbst zu Ende gehen. Zusammen mit Werner Spinner, der bereits im Frühjahr seinen Rücktritt erklärt hatte, können die Vizepräsidenten auf einige Höhen, aber auch zahlreiche Tiefen zurückblicken. Richtig und verdammt wichtig ist: Die Vereinslegende und der ehemalige Chef des Kölner Karnevals übergeben den Verein in einem stabilen Zustand – eine finanzielle Schieflage, wie der scheidende Vorstand sie vorfand, als er damals das Amt von Vorgänger Wolfgang Overath übernommen hatte, ist beim 1. FC Köln derzeit keinesfalls auszumachen.
Das Team Sauren, Wolf, Sieger | Foto: effzeh.com
Sportlich könnte die Bilanz der Amtszeit von Schumacher und Ritterbach hingegen kaum widersprüchlicher ausfallen: Auf der einen Seite steht die erste Europapokalteilnahme seit 25 Jahren – Momente für die Ewigkeit, kein Kölner Fan wird diese Erlebnisse jemals vergessen. Doch auch der wohl katastrophalste Abstieg der Vereinsgeschichte fällt in die Verantwortlichkeit von Spinner, Schumacher und Ritterbach.
Interne Gräben waren nicht mehr zu kitten
Fast noch gravierender und problematischer für den Club waren aber die internen Gräben, die sich in den letzten Jahren zunehmend vergrößerten und die nicht mehr zu kitten gewesen wären – sei es der Konflikt mit dem Mitgliederrat oder der kommunikative Stillstand mit der aktiven Fanszene. Für diese Entwicklungen trägt der Vorstand bestehend aus Werner Spinner, Toni Schumacher und Markus Ritterbach einen großen Teil der Verantwortung. Ein diplomatischer, professioneller Umgang mit ihren Kritikern gelang dem Präsidium trotz vielversprechender Anfangsphase bei fortschreitender Amtszeit immer weniger – die Fronten waren verhärtet, die „Vorstand raus“-Plakate im Stadion wurden zur dauerhaften Dekoration der Kölner Südkurve.
Sachliche Debatten waren kaum noch möglich – zu sehr wurden die Auseinandersetzungen auf persönlicher Ebene geführt. Auch das wird in der Stellungnahme der Vizepräsidenten deutlich. „Hass“ und „Misstrauen“ sei ihnen in einer Kampagne entgegen gebracht worden. Dass man selbst in Konflikten mit dem Mitgliederrat, seinem damaligen Vorsitzenden Stefan Müller-Römer, oder auch Mitgliederinitiativen wie „100 % FC“ auf teilweise schmutzig geführte, gerne auch mit „argumentum ad hominem“ angereicherte, Kampagnen gesetzt hatte, wird derweil genauso wenig erwähnt wie das unrühmliche, gar illoyale Verhalten der Vizepräsidenten rund um den Rücktritt von Werner Spinner. Schlussendlich kann das nun aber auch in den Hintergrund treten.
Schumacher und Ritterbach haben Respekt verdient
Mit ihrer Entscheidung zeigen Ritterbach und Schumacher schließlich, dass sie verstanden haben, dass eine gute Zukunft des 1. FC Köln immer wichtiger sein muss als persönliche Enttäuschungen, Ziele, Wünsche oder Eitelkeiten. Die Vizepräsidenten akzeptieren somit den Willen der Vereinsgremien, die sich unisono für den Vorschlag des Mitgliederrats ausgesprochen hatten. Diese Entscheidung ist die einzig richtige – und sie ist im Sinne des Clubs, der von Kritikern über die aktive Fanszene, den Sitzplatzbesuchern bis hin zum Vorstand alle vereint. Dafür gebührt ihnen Dank.
All diese Fraktionen lieben den 1. FC Köln und wollen, dass der Verein erfolgreich ist – das sollte man bei all den Konflikten nicht vergessen. Toni Schumacher und Markus Ritterbach haben für ihre Leistungen in den vergangenen Jahren trotz aller durchaus berechtigen Kritik also Respekt und Anerkennung verdient. Für die Entscheidung, jetzt nicht mehr anzutreten, ganz besonders.