Mittwochfrüh wurde es verkündet: Anthony Ujah steht nicht in Nigerias vorläufigen Kader für die Weltmeisterschaft in Brasilien. Eine traurige, wenn auch erwartbare Entscheidung von Nationaltrainer Stephen Keshi. Eine Entscheidung, die auch historische Bedeutung für den glorreichen 1. FC Köln hat: Erstmals seit 1950 wird eine WM ohne einen Spieler aus der Domstadt vonstatten gehen (siehe Auflistung am Ende des Artikels).
Nun könnte man einwenden: Der Lukas Podolski, der wird doch am Donnerstag in den vorläufigen WM-Kader der deutschen Nationalmannschaft berufen werden. Irgendwie ist er zwar noch Kölner, steht aber doch beim FC Arsenal in London unter Vertrag. Das mag man zwar ob seiner häufigen Besuche in der Domstadt kaum glauben, aber effzeh-Spieler ist er (leider?) derzeit nicht.
Die kölschen Farben wird also Fitnesscoach Yann-Benjamin Kugel hochhalten, der auch für die Leistungsfähigkeit von Jogis Jungs verantwortlich ist. Dazu dürfen wohl Yannick Gerhardt, Fabian Schnellhardt und Maxi Thiel im Training gegen Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm und Co. antreten. Denn: Die U20-Auswahl wird im Trainingslager der Nationalmannschaft im Passeiertal Ende Mai zugegen sein und in den Übungseinheiten den Sparringspartner geben.
Das hilft Bundestrainer Joachim Löw aber in Sachen Titelambitionen nicht weiter. Fakt ist: Ohne einen Spieler des 1. FC Köln ist die deutsche Nationalmannschaft noch nie Weltmeister geworden. Wer erinnert sich nicht an “Schäfer nach innen geflankt” beim Wunder von Bern 1954? 1974 zog Wolfgang Overath im Mittelfeld die Fäden, 16 Jahre später hielt Bodo Illgner alles fest und das kölsche Duo Littbarski/Häßler wirbelte die Weltelite durcheinander.
Und 2014? Gähnende Leere. Da hilft nur eins: Jogi, beruf Jonas Hector in den Kader! Auf der Linksverteidigerposition hapert es in der Nationalelf doch sowieso. Und Hector, der jüngst vom Fachmagazin kicker in deren Liveticker zum Spiel bei Union Berlin schon zum Brasilianer erklärt wurde, könnte diese Lücke stopfen. Nicht umsonst wurde er schon vom sonst äußerst bescheidenen Peter Stöger zum Kandidaten für die DFB-Auswahl gekürt.
Darüber hinaus braucht’s noch einen Spieler der ebenso bei jedem WM-Titel präsenten Frankfurter Eintracht (denn Bayern sind ja en masse im Kader) – und schon ist der Statistik genüge getan. Nein, stop, eines muss auch noch sichergestellt werden: Jogi, nimm keinen Kicker von Bayer Leverkusen mit. Denn seit der Anwesenheit der Werksangestellten ist es mit einem Titel noch nie etwas geworden.
FC-Profis bei Weltmeisterschaften
2010: Miso Brecko, Milivoje Novakovic (beide Slowenien), Lukas Podolski (Deutschland, ab dem 1.7.)
2006: Lukas Podolski (Deutschland), Marco Streller, Ricardo Cabanas (beide Schweiz)
2002: Rigobert Song (Kamerun)
1998: Toni Polster (Österreich), Dorinel Munteanu (Rumänien)
1994: Bodo Illgner (Deutschland)
1990: Bodo Illgner, Paul Steiner, Thomas Häßler, Pierre Littbarski (alle Deutschland)
1986: Toni Schumacher, Pierre Littbarski, Klaus Allofs (alle Deutschland)
1982: Toni Schumacher, Stephan Engels, Pierre Littbarski, Klaus Fischer (alle Deutschland), Tony Woodcock (England)
1978: Bernd Cullmann, Harald Konopka, Heinz Flohe, Herbert Zimmermann, Dieter Müller (alle Deutschland)
1974: Bernd Cullmann, Heinz Flohe, Wolfgang Overath (alle Deutschland),
1970: Manfred Manglitz, Wolfgang Weber, Wolfgang Overath, Hannes Löhr (alle Deutschland)
1966: Wolfgang Weber, Wolfgang Overath, Heinz Hornig (alle Deutschland)
1962: Karl-Heinz Schnellinger, Leo Wilden, Hans Sturm, Hans Schäfer (alle Deutschland)
1958: Georg Stollenwek, Hans Sturm, Hans Schäfer (alle Deutschland)
1954: Paul Mebus, Hans Schäfer (alle Deutschland)