Der Jahresauftakt ist dem 1. FC Köln nicht wirklich geglückt: Gegen den nun Tabellendritten Union Berlin verlor die Anfang-Elf am Donnerstagabend mit 0:2. Die Tore fielen dabei in der ersten Halbzeit: Bereits in der ersten Spielminute traf Marcel Hartel, nach einer halben Stunde erhöhte Florian Hübner für die “Eisernen”.
Es ist nach der Heimniederlage gegen den VfL Bochum zum Rückrundenstart am 21. Dezember das zweite Mal in Folge, dass der 1. FC Köln keine Punkte holt – auch gegen den Verein aus dem Ruhrgebiet fing sich der effzeh dabei ein Tor in der ersten Spielminute. Damals traf es den linken Halbverteidiger Rafael Czichos, der einen Ball nicht richtig verarbeiten konnte und somit dem Bochumer Stürmer Lukas Hinterseer den Weg zum Tor ebnete.
Tore können im Fußball eben schon ab der ersten Minute fallen und damit die Dynamik eines Spiels erheblich beeinflussen, das weiß man nicht nur beim 1. FC Köln. Und für Union hätte es auch nicht besser laufen können: Die Köpenicker starteten mit einem Plan in die Partie, der in erster Linie dafür sorgen sollte, dem effzeh den Ball zu überlassen und durch intensives Verteidigen und das Herausspielen von Kontermöglichkeiten selbst erfolgreich zu werden.
Ein billiges und gleichzeitig sensationelles Gegentor zu Beginn
Mit der Ausgangsposition als beste Defensivmannschaft der Liga, die über die großen Teile aller Spiele stabil verteidigte und dem Gegner nicht eine Torchance zu viel ermöglichte, schien das auch ein sinnvoller Plan zu sein – mit dem effzeh kam ja schließlich die offensivstärkste Mannschaft der Liga in die Hauptstadt. Doch der Blick auf nackte Statistiken (71 Prozent Ballbesitz, über 80 Prozent angekommene Pässe) alleine reicht nicht aus, um das Spiel zu analysieren: Manchmal sind es eben auch die kleinen Aktionen.
Unions Überlegung ging gleich in der Anfangssequenz des Spiels auf, als Christopher Trimmel relativ simpel mit einem Pass zwei Verteidigungslinien der Kölner überspielte, der Ball anschließend durch eine Ablage zu Abdullahi gelangte. Dessen Flanke, um mal mit dem Positiven zu beginnen, verwertete der ehemalige Kölner Marcel Hartel in der Mitte technisch absolut überragend mit einer Kombination aus Brustannahme und Fallrückzieher.
Foto: Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images
Die Probleme in der Verteidigung des 1. FC Köln lagen in dieser Szene in der nicht ganz klaren Aufgabenverteilung und der fast bizarren Positionierung einiger Spieler. Bereits als Trimmel den Ball bekam, waren Drexler und Kainz auf ihrer linken Seite mehr damit beschäftigt, ihren Nebenleuten den richtigen Raum aufzuzeigen, als den österreichischen Mannschaftskapitän richtig und vor allem mit Intensität anzulaufen. Jenseits der Mittellinie war es dann schon beinahe zu spät, obwohl die Abschlussaktion natürlich immer noch ohne Schaden hätte verteidigt werden können.
Der Zusammenhang zwischen Mannorientierung und Regelauslegung
Czichos und Meré wurden auf die rechte Verteidigungsseite gezogen und entblößten das Zentrum, in dem Schmitz gegen Polter und eben Hartel in Unterzahl war und nichts ausrichten konnte. Der einfache Ziehharmonika-Effekt einer Dreier-, Vierer- oder Fünferkette, wie er in unzähligen taktischen Trainingseinheiten im Profifußball geübt wird, konnte deswegen nicht stattfinden, weil Marcel Risse als rechter Wingback viel zu hoch positioniert war und seinen Nebenmann Schmitz nicht unterstützen konnte.
In der Folgezeit entwickelte sich das Spiel so, wie man es im Vorfeld hatte erwarten können: Union überließ dem effzeh die Initiative und versuchte selbst, das Offensivspiel des Absteigers durch Mannorientierungen zu unterbinden. Hinzu kam eine physisch durchaus intensive Gangart der Gastgeber, die Schiedsrichter Welz nach 28 Minuten, für den Geschmack vieler Beobachter mit effzeh-Brille zu spät, mit einer ersten gelben Karte gegen Trimmel ahndete. Der Fußballanalytiker Eduard Schmidt fasste in einem Thread auf Twitter zusammen, wie die Spielweise Unions und die Regelauslegung des Schiedsrichters sich an diesem Abend gegenseitig ergänzten.
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