Was sind denn die Ziele, die der Mitgliederrat in Zusammenarbeit mit dem neuen Vorstand angehen möchte?
Ziele sollte zuvorderst der neue Vorstand haben. Die hat er bereits präsentiert und wird dies auf der Mitgliederversammlung nochmals tun. Wir wünschen uns eine starke Rolle für den Mitgliederrat bei den wichtigen Fragen wie beispielsweise dem Geißbockheim-Ausbau oder dem Stadion. Das andere Thema wird sein, den Verein und die Fans wieder zusammenzuführen. Da hat das designierte Vorstandsteam bereits erklärt, eng mit uns zusammenarbeiten zu wollen, da wir im Dialog mit vielen Mitgliedern, Fans, Fanclubs und auch der aktiven Fanszene einschließlich der Ultras stehen. Gemeinsam muss geschaut werden, diesen Dialog zu verstärken und Einigkeit im Verein zu erzielen. Das wird kein einfacher Prozess, der aber angegangen werden muss.
Spinner-Rücktritt, Trainer-Entlassung, das Ringen um die Vorstandskandidatur: Der 1. FC Köln hat ein turbulentes Halbjahr hinter sich. Wie sehr hat das auch den Mitgliederrat beschäftigt?
Zuallererst ist mit den Vorgängen um den Rücktritt von Werner Spinner eine Situation entstanden, die so nicht vorkommen sollte. Trotz mancher Meinungsverschiedenheit hätten wir ihm einen schöneren Abschied am Ende seiner Amtszeit gewünscht. Insgesamt wünschen wir uns ein konstruktives Miteinander. Das heißt für uns, dass man intern offen miteinander spricht und dass sachliche Kritik nicht mit persönlichem Angriff verwechselt wird. Es geht darum, unterschiedliche Meinungen zusammenzubringen und das bestmögliche Ergebnis für den Verein zu erzielen. Diese Entscheidungen müssen dann nach außen von allen gemeinsam getragen werden. Das war im letzten Jahr leider nicht immer der Fall. Vielmehr wurden interne Konflikte wie beispielsweise die Vorgänge rund um den Rücktritt von Werner Spinner öffentlich ausgetragen. So etwas geht auch nicht spurlos am Mitgliederrat vorbei – nicht nur, weil danach der bisherige Mitgliederratsvorsitzende Stefan Müller-Römer von uns in den Vorstand entsandt wurde. Wir waren insgesamt sicherlich stärker gefordert, als uns lieb war.
“Miteinander und nicht gegeneinander arbeiten.”
Eine Situation, die der Mitgliederrat sich nicht gewünscht hat. Hatte das auch Auswirkungen auf die Arbeit nach der Bundesliga-Rückkehr? Was müsste sich ändern?
Wenn ich mir für die Zukunft etwas wünschen dürfte: wenn alle – sowohl im Verein als auch unter den Fans und Mitgliedern – miteinander und nicht gegeneinander arbeiten. Im Hinblick auf die laufende Saison, die schwer genug wird, müssen Mannschaft, Trainer und Geschäftsführung die volle Unterstützung der Gremien erhalten. Festhalten möchte ich aber auch: Bei aller Uneinigkeit, die auch nach außen gedrungen ist, wurde beim 1. FC Köln in den letzten Monaten professionell gearbeitet. Der Verein war handlungsfähig.
Nach dem Rücktritt von Werner Spinner hat der Mitgliederrat seinen bisherigen Vorsitzenden Stefan Müller-Römer in den Vorstand entsandt. Hat sich durch diese Entscheidung das Verhältnis zum Präsidium verbessert? Hat es sonst die Arbeit des Mitgliederrates verändert?
Direkten Einblick hatten wir dadurch nicht, weil sowohl Stefan Müller-Römer als auch wir darauf geachtet haben, die Rollen klar zu trennen. Es hilft aber trotzdem, einen direkten Ansprechpartner im Vorstand zu haben, mit dem wir bereits zuvor jahrelang vertrauensvoll zusammengearbeitet haben. Andererseits war die Zusammenarbeit der drei Vorstandsmitglieder untereinander nicht gut. In Folge dessen wurde die Rolle des Gemeinsamen Ausschusses wichtiger und aktiver gelebt, als es vorher der Fall war. So kam Walther Boecker als meinem Stellvertreter und mir dort eine stärkere Funktion zu – vor allem in der Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung. Sowohl mit Armin Veh als auch mit Alex Wehrle habe ich in den letzten Wochen und Monaten viele Gespräche und Telefonate geführt. Das war für beide Seiten hilfreich, weil wir uns dadurch besser kennengelernt haben. Insgesamt waren die letzten Monate zeitlich herausfordernd für mich. Aber ich denke, das war es wert.
Sollte die Mitgliederversammlung den Vorstandsvorschlag des Mitgliederrats gutheißen, dann wird Stefan Müller-Römer wieder in das Gremium zurückkehren. Ist schon geklärt, ob er dann wieder zum Vorsitzenden wird?
Erst einmal freue ich mich, dass wir dann Stefan in unserem Kreis wieder begrüßen dürfen. Und ja, die Rollenverteilung wird wieder so sein wie vor seiner Entsendung in den Vorstand. Wobei wir im Mitgliederrat sowieso flache Hierarchien haben und beispielsweise für jedes Aufgabengebiet ein Mitglied des Mitgliederrates primär zuständig ist.
Sie müssen am Sonntag den Jahresbericht des Mitgliederrats vortragen. Wie fällt aus Sicht des Gremiums denn die Bilanz des zurückliegenden Jahres aus?
Der 1. FC Köln ist in erster Linie ein Fußballclub. Das Ziel Wiederaufstieg wurde erreicht, auch wenn der Weg dorthin holprig war. Aber letztlich zählt nur das Ergebnis. Und das stimmt mit der Rückkehr in die Bundesliga. Dieses Jahr kann das Ziel nur Klassenerhalt lauten. Ich habe im ersten Trainingslager miterleben dürfen, dass nicht nur professionell gearbeitet wird, sondern der Spaß in die Mannschaft und das Umfeld zurückgekehrt ist. Das halte ich für wichtig, denn der Klassenerhalt wird schwierig genug. Mit dem neuen Trainer, seinem Team und den Neuzugängen bin ich aber zuversichtlich, dass wir das erreichen werden. Wirtschaftlich war das letzte Jahr bitter, weil zu sehen ist, dass den Verein ein Abstieg um Jahre zurückwirft. Das ist auch durch die Rückkehr in die Bundesliga nicht wettgemacht. Immerhin ist erfreulich, dass wir trotz 2. Bundesliga ein finanziell gutes Ergebnis präsentieren können. Das zeigt, dass beim FC wirtschaftlich seriös gearbeitet wird. Da leistet gerade Alexander Wehrle mit seinem Team gute Arbeit.
Wie sieht das in diesem Sommer aus? Der FC hat sein Budget für Neuzugänge ja gewaltig strapaziert, wenn nicht sogar deutlich überzeugen.
Das wird dieses Jahr leider tatsächlich deutlich anders aussehen. Das schmerzt. Ich hatte eigentlich gehofft, dass wir diese Zeiten hinter uns gelassen haben. Wichtig ist andererseits, dass es sich um ein Übergangsjahr handelt. Daher und aufgrund der mittlerweile guten Eigenkapitalquote haben wir die Entscheidung im Gemeinsamen Ausschuss mitgetragen, das Transferbudget nochmals zu erhöhen, um gute und entwicklungsfähige Spieler in den Verein zu holen, mit denen der Klassenerhalt hoffentlich geschafft wird. Und es wird auch in der Zukunft die Situation geben, dass wir Spieler, die sich bei uns gut entwickeln, für hoffentlich viel Geld verkaufen werden.
“Am Ende sind wir alle Mitglieder und Fans des gleichen Vereins.”
Wie sehen überhaupt die Schwerpunkte aus, die der Mitgliederrat nach der Mitgliederversammlung angehen möchte?
Ein Schwerpunkt, den wir mit dem designierten Vorstandsteam bereits besprochen haben, ist das Fanthema. Dort möchten wir eine aktive Rolle spielen. Zudem haben wir uns vorgenommen, die Satzung einer grundlegenden Überprüfung zu unterziehen. In diesem Prozess möchten wir die Mitglieder mitnehmen. Beim Ausbau des Geißbockheims haben insbesondere Walther Boecker und Ho-Yeon Kim bereits wertvolle Dienste für den Verein geleistet. Das möchten wir fortsetzen. Bei den Überlegungen zum Stadionausbau möchten wir die Sichtweise der Mitglieder und Fans einbringen. Das sind die prominenten Themen – neben dem bunten Strauß an Themen, mit denen wir uns sowieso beschäftigen wie zum Beispiel dem Ticketing, der Verbandsarbeit oder den Breitensportabteilungen im Verein. Das machen wir auch in der Zukunft gerne weiter!
Am Sonntagabend ist die Mitgliederversammlung Geschichte. Was erhoffen Sie sich letztlich als Fazit der Veranstaltung?
Wie auf dem Platz zählt auch hier in erster Linie das Ergebnis. Dass das von uns vorgeschlagene Vorstandsteam gewählt worden ist – möglichst von einer breiten Mehrheit. Dass es eine gerne lebhafte, aber halbwegs sachliche Mitgliederversammlung war. Dass danach der Blick nach vorne geht und die Vergangenheit ein Stück weit hinter sich gelassen wird. Denn am Ende sind wir alle Mitglieder und Fans des gleichen Vereins.