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Meinung

Milos Jojic: Zeit und Vertrauen

Trotz 3:1-Sieg gegen Stuttgart wird emsig über die spielerischen Probleme der Stöger-Elf diskutiert. Im Zentrum der Kritik steht Neuzugang Jojic – zu Unrecht, findet der effzeh.com-Kommentar.

© effzeh.com
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Nach dem 3:1-Auftaktsieg beim VfB Stuttgart könnte man sich in Köln ja erst einmal zurücklehnen. Doch dass dieser Sieg ein glücklicher war, lässt sich kaum kaschieren. Milos Jojic steht dabei im Zentrum der Kritik – war jedoch bei weitem nicht der einzige, der sich einen schwachen Auftritt lieferte. Ein Kommentar. 

Sicher, das war kein beeindruckender Auftritt von Milos Jojic. Der Neuzugang von Borussia Dortmund konnte bei seinem ersten Bundesliga-Auftritt im effzeh-Dress nicht überzeugen: Eine Erfolgsquote von 58,8 Prozent bei insgesamt nur 17 Pässen ist für einen sogenannten “Achter” nicht akzeptabel. Lediglich 24 Ballbesitzphasen sind für einen Spieler, der gestalten soll, ebenfalls deutlich zu wenig. Dass Jojic nur etwas mehr als jeden zweiten Zweikampf gewinnen konnte (55,6 Prozent), ist zwar nicht katastrophal, jedoch ebenfalls nicht berauschend. Die Leistung des Serben lässt sich ganz gut mit seinem einzigen Torschuss – einem Freistoß, der mehrere Meter über dem Tor landete – verbildlichen.

“Ich erwarte mir mehr Akzente, mehr Überraschung, mehr Einfluss auf das Spiel”, sagte Geschäftsführer Jörg Schmadtke bereits nach dem Pokalspiel in Meppen gegenüber dem “Express” über Jojic. “Das war nicht genug.” Sachlich betrachtet, mag das stimmen. Dennoch sollte die Frage natürlich erlaubt sein, wie viel man von einem Neuzugang, der in der letzten Saison bei Borussia Dortmund eigentlich gar nicht zum Zuge kam, in seinen ersten Spielen beim neuen Arbeitgeber erwarten kann. Ob Trainer Peter Stöger und Schmadtke direkt auf Wunderdinge spekuliert haben? Wohl kaum. Dennoch sah man offenbar die Notwendigkeit, Druck zu machen – und wählte dabei einen öffentlichen Kanal. Gegen Stuttgart wurde der Glücklose dann kurz nach der Halbzeit ausgewechselt. Es war wieder nicht genug – für jeden sichtbar.

Das Fußballgeschäft ist voll von Psycho-Tricks: Manche können funktionieren, manche sind eher hanebüchen. Sollte das öffentliche “Kitzeln” von Jojic einer gewesen sein, dann ein überaus erfolgloser. Statt einer Leistungssteigerung gab es Stagnation. Wie man nun weiter mit Jojic umgeht, könnte jedoch ein wichtiger Faktor für die Saison werden. Sitzt er gegen Wolfsburg nur auf Bank, könnte das an seinem offenbar eh schon belasteten Selbstbewusstsein knabbern, wenn gleich der Mittelfeld-Mann durchaus Joker-Qualitäten mitbringt. Schließlich könnte man jedoch auch argumentieren, dass ein Bankplatz ihm erst ein mal den Druck von den Schultern nehmen könnte. Dennoch sollte man aufpassen, den Kreativspieler nicht direkt zum Sündenbock für spielerische Probleme, die es in Stuttgart durchaus zu sehen gab, zu machen. Ein bisschen Zuspruch, ein bisschen Liebe, ein bisschen Vertrauen – vielleicht ist das nun eher das, was Jojic braucht.

Zumal es auch sportlich betrachtet wenig Grund gibt, sich den wuseligen Serben herauszupicken. In Stuttgart, wie auch schon in Meppen verblüfften nämlich auch andere Effzeh-Kicker mit ihrer “Leistung”. Marcel Risse – als offensiver Mittelfeldmann vollkommen indisponiert – gewann lediglich 23,5 Prozent seiner Zweikämpfe und brachte nur 50% der Pässe zum Mitspieler. Pawel Olkowski sah gegen den bockstarken Filip Kostic ohnehin kein Land. Yannick Gerhardt, der nach dem Spiel gegen Meppen als einziger ein Lob vom Trainer bekam, konnte mit nur 19 Ballbesitzphasen ebenfalls keinen bleibenden Eindruck hinterlassen und wurde noch vor dem Serben ausgewechselt. Das zeigt: Jojic ist nicht allein mit seinen spielerischen Problemen. Es wäre vielleicht also besser, wenn sich Verantwortliche wie auch Fans bei der Kritik erst einmal die arrivierten Spieler vornehmen würden. So bekäme der Neuzugang die verdiente, wertvolle Zeit zur Eingewöhnung. Und vielleicht auch mehr Selbstvertrauen.

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