Mitarbeit: Lisa Lormann
Schon kurz nach seiner Verpflichtung konnte Kingsley Ehizibue seine zukünftigen Teamkollegen beim 1. FC Köln bereits nachhaltig beeindrucken. In einer recht schrägen Gesangseinlage präsentierte der Neuzugang vom PEC Zwolle seine Version der effzeh-Hymne und zeigte, dass er durchaus in die Kategorie „Spaßvogel“ zu fallen scheint. „Wenn der freiwillig schon so ist: Was sollen wir uns dann zum Einstand ausdenken?“, kommentierte Thomas Kessler unter dem Post und markierte Vizekapitän Marco Höger in seiner Frage. Für das Willkommen in der Mannschaft, das für gewöhnlich singend erfolgt, muss nun offensichtlich eine andere Aufgabe gefunden werden.
Gefunden haben die „Geißböcke“ mit dem 24-jährigen Rechtsverteidiger eine weitere Option für die in der 2. Bundesliga doch recht wacklige Defensive. In der Viererkette soll der Niederländer die Vakanz auf der rechten Abwehrposition schließen, die bereits seit einigen Jahren beim effzeh zu bewundern war. „Kingsley ist ein sehr dynamischer Defensivspieler. Er ist technisch stark und hat ein sehr gutes Auge für seine Mitspieler in der Offensive“, betonte FC-Sportgeschäftsführer Armin Veh bei der Verpflichtung. Ehizibue soll dabei sowohl in der Vorwärtsbewegung als auch im Rückwärtsgang das so dringend benötigte Tempo in das Spiel der Kölner bringen.
“Geschwindigkeit ist für mich eine wichtige Waffe”
„Geschwindigkeit ist für mich eine wichtige Waffe. Geschwindigkeit liegt in meinen Genen“, betonte Ehizibue bereits in seiner Zeit am Ijsselmeer. Daran arbeitete das Zwoller Eigengewächs sogar abseits des Mannschaftstrainings mit einem Privatcoach. Ein kompletter Spieler zu werden – das war der Ehrgeiz, den Ehizibue öffentlich kundtat. Ein kompletter Spieler war der niederländischer U21-Nationalspieler allerdings bereits, was die Variabilität anbetrifft: Beim PEC Zwolle wurde Ehizibue sowohl als Rechtsverteidiger als auch etwas offensiver auf der Außenbahn eingesetzt. „Das ist jetzt auch wirklich mein Platz geworden. Ich möchte die gesamte rechte Flanke abdecken“, sagte der 1,89 Meter große Abwehrspieler über seine Aufgabe.
In Köln, das bestätigte der Neuzugang im Interview mit „De Stentor“, planen die Verantwortlichen mit ihm als Abwehrspieler. Das ist auch die Position, auf der sich der gebürtige Münchener, der mit seinen nigerianischen Eltern im Alter von drei Jahren nach Zwolle zog, in den Fokus des Kölner Interesses gespielt hat. Acht Tore bereitete Ehizibue in der abgelaufenen Spielzeit vor – nie zuvor war er an so vielen Treffern als Assistgeber beteiligt. Nicht nur aufgrund seiner Leistungen durfte der aus der eigenen Jugend stammende Verteidiger erstmals als PEC-Kapitän auflaufen: „Es ist bizarr, wie meine Karriere bei Zwolle verläuft. Es macht mich stolz und ich bin Gott dafür dankbar. Ich habe es nicht erwartet, aber ich habe immer gesagt, dass ich mich weiterentwickeln möchte. Die Tatsache, dass ich die Kapitänsbinde bekomme, ist eine Bestätigung dafür, dass sich die Dinge in die richtige Richtung bewegen”, betonte Ehizibue.
“Ich habe mir immer gesagt: Wenn es einen schönen Verein gibt, in dem ich viel Geld verdienen kann, werde ich gehen. Aber in Genua sagte mir mein Herz, ich solle es nicht tun.”
Sein starker Glaube ist auch einer der Gründe, weshalb der pfeilschnelle Außenverteidiger überhaupt nach Köln wechseln kann. Nachdem im vergangenen Sommer bereits Vereine wie die PSV Eindhoven oder Hertha BSC an Ehizibue interessiert waren, stand er im Winter ganz kurz vor einem Wechsel zum FC Genua. Der Niederländer war bereits in die italienische Hafenmetropole gereist, doch sagte den Transfer kurz vor Vollzug doch noch ab. „Es war die schwerste Entscheidung in meinem Leben. Ich habe versucht, mich selbst zu überreden, aber ich konnte keinen Frieden in meinem Herzen finden“, so Ehizibue. „Ich habe mir immer gesagt: Wenn es einen schönen Verein gibt, in dem ich viel Geld verdienen kann, werde ich gehen. Aber in Genua sagte mir mein Herz, ich solle es nicht tun. Ich bin ein Gefühlsmensch.“
Zwiegespräch mit Gott – kein Wechsel nach Genua
Und dieses Gefühl wurde durch seinen Glauben bestärkt. „Ich habe mein ganzes Leben lang auf Gott gehört, ich folge immer seinem Weg. Wenn ich meinem eigenen Weg folge, führt dies letztendlich zu Enttäuschungen. Bei Gott weiß ich, dass es in Ordnung sein wird. Deshalb fragte ich ihn in dieser Nacht, was sein Plan sei. Wenn er gewollt hätte, dass ich es tue, hätte ich es getan”, erklärte der Verteidiger nach dem gescheiterten Wechsel. Angesichts der finanziellen Rahmenbedingungen des Deals kamen ihm zwar Zweifel, aber diese standen letztlich nach Zwiesprache im Gebet hintan. „Wie kannst du das ablehnen?“, fragte sich Ehizibue, der in Genua fast zwei Millionen Euro im Jahr verdient hätte, und gesteht klar ein: “Ich hätte jeden Spieler für verrückt erklärt, der dieses Angebot sausen lässt, aber ich konnte einfach nicht Ja sagen.“
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So blieb der Rechtsfuß bei seinem Heimatverein am Ijsselmeer – dem Verein, dem er nach eigener Aussage viel zu verdanken hat. ,,PEC Zwolle ist mein Verein, er ist meine zweite Heimat. Ich schulde dem Verein viel, ich habe in diesem Club viel gelernt. Schon als zehnjähriger Junge habe ich davon geträumt, in Blau und Weiß zu spielen“, betonte Ehizibue, der mit vier Jahren beim CSV Stadshagen in Zwolle anfing, Fußball zu spielen. Dort machte er den größten Verein der Stadt auf sich aufmerksam. „PEC hatte mich spielen sehen und ich durfte zu einem Test kommen. Leider hat es beim ersten Mal nicht geklappt. Sie sagten mir, dass ich noch an bestimmten Punkten arbeiten müsse und dass ich zurückkommen könne“, schildert der Abwehrmann seine Erfahrungen vom Probetraining, bei dem er mangels Sportklamotten in einer Schwimmhose erscheinen musste.
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