Foto: Dirk Unschuld
Weit hatte sich FC-Präsident Werner Spinner aus dem Fenster gelehnt, sehr weit. “Der DFB hat die Maxime: Strafen. Und wenn noch mal was passiert: höhere Strafen”, sagte Spinner der “Süddeutsche Zeitung”: “Das heißt, die Spirale geht immer weiter. Das ist keine Lösung des Problems.”
Dass diese (wenn auch berechtigte) Aussage im Vorfeld des brisanten Derbys bei Borussia Mönchengladbach womöglich nicht allzu clever war, musste der effzeh-Boss ein paar Stunden später erleben. Pyrotechnik wurde abgebrannt, Leuchtspuren wurden aus dem Gästeblock auf das Feld geschossen, Böllerschüsse erklangen öfters im Borussia-Park. Zur Krönung des Auftritts setzten die effzeh-Fans dann nach dem Abpfiff an: Mehrere Anhänger stürmten den Platz – was sie dort wollten, wussten sie vermutlich selbst auch nicht.
Der effzeh, gerade sowieso wegen erneutem Fehlverhalten der eigenen Anhänger beim Pokalspiel in Duisburg in heiklen Verhandlungen mit dem DFB über eine heftige Strafe, verurteilte direkt nach dem Spiel offiziell die Taten. „Diese Vorfälle fügen dem 1. FC Köln und der Mehrheit der großartigen Fans des 1. FC Köln massiven Schaden zu“, heißt es in der Erklärung. „Gerade in einer Phase, in der wir mit dem DFB in einem Austausch über angemessene Strafen und die richtige Bewertung von Fan-Arbeit sind, sind diese Vorkommnisse ein schwerer Rückschlag, der den Club enttäuscht und ärgert.“
Der Verein werde versuchen, die Täter zu ermitteln und behält sich auch Schritte gegen die entsprechenden Gruppierungen vor. „Wer von sich behauptet, Fan des 1. FC Köln zu sein und sich so verhält, hat grundlegende Regeln des Fußballs nicht verstanden und ist unerwünscht“, erklärt der effzeh klipp und klar. In dieser Deutlichkeit, auch mit der unverhohlenen Ankündigung an die Ultrá-Gruppen, hat sich der Klub lange nicht geäußert.
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Eines ist klar: Den starken Worten müssen nach dem Auftritt in Mönchengladbach auch Taten folgen. Die Strategie des Präsidiums, auf Dialog und Einbindung zu setzen, scheint bei einem gewissen Teil der Fanszene nicht zu funktionieren. Nicht nur nach innen, sondern auch nach außen wird der Klub Zeichen setzen (müssen). Es wird nicht ausreichen, den Gruppierungen auf die Finger zu klopfen oder ihnen Privilegien zu nehmen, auch den effzeh-Verantwortlichen nicht.
Die ständig wiederholte Mär des Einzeltäters greift spätestens seit Karnevalssamstag nicht mehr. Zumindest der Pyroeinsatz war eine konzertierte Aktion, die völlig schiefgelaufen ist. Stets wurde in der Diskussion um brennende Bengalos behauptet: Wir haben das im Griff. Nichts soll den Block verlassen. Wir zünden keine Böller. Am Arsch geleckt – nichts war unter Kontrolle. Und das muss Konsequenzen haben.
Wer als aktive Fanszene, die sich dem Wohl und Wehe des 1. FC Köln verschrieben hat, dem Verein auf Dauer derart schadet, hat im Stadion nichts mehr zu suchen. Wer auf Kosten anderer Fans sein eigenes Ding einfach durchzieht und dabei viele Fanbelange torpediert, muss sich über die Reaktionen nicht wundern. Mit Aktionen wie am Samstag schießt man sich angesichts der drohenden Debatte um „Salami-Spieltage“ nicht nur ins Knie, man sprengt sich gleich den ganzen Unterkörper weg.
Solange dies nicht in die Köpfe geht und betonköpfige Rebellion vorgezogen wird, wird es seitens des Vereins nur eine Lösung geben. Und die liegt auf der Hand.