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Analyse

Investoren und 50+1: Asche oder Champions League?

Die Abschaffung der 50+1-Regel schwebt wie ein Damokles-Schwert über dem deutschen Fußball. Worum es genau geht, erklärt Daniel Gäbler in einem Gastbeitrag.

Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images

Ohne zu weit in ökonomische Theorien abzuschweifen, lässt sich schnell festhalten, dass ein Fußballclub kein normales Wirtschaftsunternehmen ist. Ein Fußballclub will sportlichen Erfolg, bilanzielle Überschüsse sind sekundär. Der finanzielle Erfolg hängt maßgeblich vom sportlichen Erfolg ab, der – zumindest für drei Viertel der Bundesligisten – extrem schwierig zu kalkulieren ist. Das ist bis hierhin für einen Investor ungefähr so sexy wie eine Firma, die ihr ganzes Geld einsetzt, um den ersten Platz im Ranking „Kundenzufriedenheit“ bei Focus Money zu erzielen und nach der zehnten schlechten Kundenbewertung Insolvenz anmelden darf.

Verschiedene Modelle in der Bundesliga: Von München über Leipzig nach Berlin

Wie unsexy das ist, kann man auch daran ablesen, dass den Bundesligisten nicht gerade von Investoren und institutionellen Anlegern die Türen eingerannt werden. Anteilsverkäufe der Bundesligisten, sieht man einmal von den Ausnahmen Wolfsburg, Leverkusen, Leipzig, Hoffenheim sowie Hannover, Dortmund und Augsburg ab (die letzten drei haben noch die Stimmenmehrheit), sind eher die Ausnahme, obwohl bis zu 50-1% der Stimmrechte verkauft werden dürfen.

Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images

Als Musterbeispiel für die sinnvolle Einbindung von Investoren im Deutschen Fußball wird gerne das Investorenmodell des FC Bayern München herangezogen. Die Bayern verkauften jeweils 8,33% der Anteile an der FC Bayern München AG an Adidas, Audi und die Allianz. Dass die drei Investoren eigennützige Interessen verfolgen, ist an den Bemühungen von BMW zu erkennen, Audi als Fahrzeugausrüster bei den Bayern abzulösen. Ein Unterfangen, das am Unwillen Audis scheiterte, die Anteile am FC Bayern an BMW abzutreten – zum Leidwesen des FC Bayern, der gerne einen besseren Deal abgeschlossen hätte. Die Anteilsverkäufe an der FC Bayern München AG sind nämlich mit langfristigen Sponsorenverträgen mit den Investoren unter den Marktpreisen verknüpft.

Engagement immer von Profitmaximierung dominiert

Abgesehen von diesen Nachteilen für den FC Bayern kommen solche Investorendeals nur für Clubs in Frage, die auch langfristig sportlichen Erfolg garantieren – in Deutschland also nur für den Ligakrösus und Serienmeister. Und es zeigt, dass auch ein Anteilsverkauf von weniger als 50% der Anteile mit Souveränitätsverlusten einher geht.

Ein anderer Fall zeigt sich in Berlin. Dort hat die amerikanische Beteiligungsfirma (neudeutsch „Heuschrecke“) KKR 9,7 % der Anteile an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA übernommen; mit der Option, die Anteile auf über 33% zu erhöhen. Das Ziel ist die gewinnbringende Veräußerung der Anteile an wen auch immer. Sonst nichts. KKR sitzt im Aufsichtsrat und hat außer Rendite mit Fußball gar nichts am Hut. Ob das Investment für KKR wirklich so läuft wie gedacht, steht auch noch in den Sternen. Nachahmer gab es bisher jedenfalls nicht.

Auf der nächsten Seite: Sind Anteilsverkäufe für Infrastrukturprojekte nötig?

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