Foto: Dirk Unschuld
Der Motor stottert. 366 Minuten ist der grandioseste Verein des Universums nun schon ohne einen eigenen Treffer. Die FC-Aktie scheint nach dem furiosen Start doch etwas im Sinkflug. Wie gut, dass man sich gegen die löchrige Bayer-Defensive wieder zurück in die Europa League ballern kann. Und zur Not hilft Thomas Cichon.
Wir sind ja mittlerweile schon ein wenig verwöhnt. Fangen jetzt schon an zu meckern, wenn wir mal paar Stündchen ohne eigenes Tor sind. Gut sechs Stunden hat der FC, und damit respektive Anthony Modeste, nicht mehr geknipst. Nicht so gut, doch manche Schüler und Studenten kriegen in diesen sechs Stunden ja bekanntlich noch weniger zustande.
Und eigentlich könnte man in sechs Stunden ja auch viel sinnvollere Dinge tun, als ein Tor in der Bundesliga zu schießen. Von Frankfurt nach Dubai fliegen. Die Hälfte aller Jonas-Hector-Länderspiele anschauen. Von Köln nach Paris fahren (um sich schon mal das Stadion vom künftigen Champions-League-Gegner anzusehen). Sich über Länderspielleistungen von Mesut Özil aufregen. Von Köln nach Mönchengladbach radeln, um zu sehen, dass Mönchengladbach scheiße ist und direkt wieder zurückzuradeln (laut Google Maps geht das!) Melancholisch Lukas-Podolski-Highlight-Videos gucken. Okay, lassen wir das lieber.
Fakt ist ja: Es ist nicht so toll, wenn man als Bundesliga-Verein so lange kein Tor mehr geschossen hat. Es ist allerdings kein Beinbruch, vor allen Dingen, wenn man bedenkt, dass der glorreiche effzeh in der letzten Saison ja auch generell nicht so viele Tore geschossen hat und wenn man bedenkt, dass eben jener glorreiche effzeh den weniger glorreichen Rekord der längsten Strecke ohne Tor überhaupt hält.
Foto: Dirk Unschuld
Erinnerungen an Georgi Donkov
1034 Minuten. Elf Spiele. So lange schaffte es der 1. FC Köln anno 2001/2002 nicht in der Bundesliga zu treffen. Und das obwohl man im Sturm Goalgetter Georgi Donkov hatte. Erst am 25. Spieltag gegen Hertha BSC Berlin schaffte es Sturm-Idol Thomas Cichon den Bann zu brechen.
Statt Donkov steht nun Anthony Modeste im Sturm und statt Thomas Cichon räumen nun zwei vielversprechende Innenverteidiger-Talente hinten auf. Ergo: So schlimm ist es also nicht mehr um den Ersten Fußballclub Köln bestellt.
Also sollte es nicht mit allzu hängenden Köpfen auf die andere Rheinseite gehen, wo Bayer Leverkusen wartet und beinahe ganz Fußball-Deutschland deshalb vom Derby spricht. Gegen die Werkself ©, gegen Vizekusen © bietet es sich ja momentan an, sich aus der Tor-Krise zu schießen. Den Leverkusenern schlottern nämlich schon die Knie.
Auf der eigenen Vereinshomepage wird dem großen Verein mit der Tradition jedenfalls ordentlich Honig ums Maul geschmiert. Dabei wird der effzeh schon angepriesen als „ein richtig gutes Team“, es wird von den ersten Spielen des effzeh geschwärmt („Was für ein Saisonstart!“), sogar unser Pech mit den Schiedsrichter-Entscheidungen wird anerkannt („Um es sachlich auszudrücken: Bevorzugt wurden die Kölner jedenfalls selten.“). Dann wird uns auch noch Mut gemacht („Doch bei allem Ärgernis können die Kölner eigentlich zufrieden sein. Denn eines darf man nicht vergessen: Es ist immer noch erst die zweite Saison nach dem Wiederaufstieg, und die ist ja für viele Teams oft die schwerste.“). Eigentlich scheint man insgeheim also auch in Leverkusen dem viel schöneren Verein die Daumen zu drücken.
Nachdem Bayer in den letzten vier Spielen (wir klammern das DFB-Pokal-Spiel gegen die bemitleidenswerte Viktoria mal aus) im Durchschnitt ungefähr 2,5 Gegentore kassiert hat, scheint es auch gar nicht einmal so unrealistisch den Tor-Fluch in der BayArena beenden zu können. Und notfalls wechselt Peter Stöger eben Thomas Cichon ein.
Und sonst so?
- Süß! Als die effzeh-Anhänger in Bremen weilten, trauten sich die Bayer-Ultras tatsächlich ein Banner mit relativ eindeutiger Botschaft aufzuhängen. „Alle Kölner sind Hurensöhne“ besagte dieses moderne Kunstwerk, welches von Einfallsreichtum nur so strotzte. Ein bisschen kreativer könnte man da ja schon sein. Nun muss man sich halt erst einmal wieder damit zufrieden geben, dass die BayArena, wie immer, akustisch dem verhassten Rivalen gehört.
- Mies! Peter Stöger hat weiterhin so ein bisschen seine Sorgen mit Verletzungen. Also nicht er selbst, sondern seine Spieler und damit auch irgendwie er selbst, weil das dann ja blöd für die Aufstellung ist. Jedenfalls fehlen mit Pawel Olkowski, Yannick Gerhardt und Simon Zoller weiterhin drei potenzielle Stammkräfte. Dafür sollte aber Leo Bittencourt nach seinem couragierten Auftritt gegen Hoffenheim wieder in die Startelf zurückkehren.
- Apropos Hoffenheim: Letztes Jahr gab es am 6.11. einen furiosen 4:3-Auswärtssieg in Hoffenheim. Nun sind ein Jahr später am 7.11. die Voraussetzungen beinahe identisch. Dorf, Plastikverein, löchrige Defensive. Über ein 4:3 in Leverkusen würde sich also definitiv niemand beschweren. Und wenn schon der AS Rom vier Dinger in Leverkusen macht, kann der effzeh das ja schon lange.