Folge uns
.

Stadion

Im Kampf gegen die Bestie

Der Sieg in Hannover kam zur rechten Zeit: im Duell gegen den Krösus aus München braucht der effzeh eine perfekte Leistung, um zu punkten.

Alaba Zoller
Foto: CHRISTOF STACHE/AFP/Getty Images

Nach dem nicht in allen Belangen überzeugenden, aber dennoch verdienten Pflichtsieg des effzeh in Hannover kommt an diesem Wochenende eine Mannschaft vom anderen Ende der Tabelle nach Müngersdorf. Die Vorzeichen im Vergleich zu letzter Woche stehen komplett anders und überraschenderweise hat der effzeh gegen den FC Bayern die Außenseiterrolle inne.

Der ein oder andere Fußballinteressierte dürfte sich am vergangenen Mittwoch beim Blick auf das Ergebnis im Rückspiel des Champions-League-Achtelfinales verwundert die Augen gerieben haben. Die Bayern im eigenen Stadion nach knapp einer halben Stunde mit 0:2 im Rückstand zu sehen ist tatsächlich etwas, was man nicht allzu oft in freier Wildbahn begutachten darf. Hinzu kam allerdings noch, dass die Turiner den Bayern aufgrund ihres sehr physischen Spiels und des extrem hohen Pressings phasenweise wirklich den Schneid abkauften. Wann hatte es das zuletzt gegeben! Insgeheim bereiteten einige auch schon ihren Abgesang auf den „gescheiterten“ Guardiola vor, der „nach  drei Jahren dann nichts erreicht“ habe, denn schließlich müsse man „mit einer solchen Mannschaft ja eigentlich alles gewinnen.“

Derartig opportune Äußerungen waren und sind ja an sich nur das Resultat der Dominanz des FC Bayern München, der seit Jahren unglaublich gut und konstant auftritt und zumindest in Hinblick auf sportliche Belange fast alles richtig macht. Da muss man dann schon lange nach etwas suchen, wofür man den FCB kritisieren kann, etwaige Schwächen sind auch wirklich nur unter dem Mikroskop zu erkennen. Ein Ausscheiden im CL-Achtelfinale gegen die Alte Dame aus Turin wäre da natürlich gefundenes Fressen gewesen, doch die Bayern bewiesen, dass sie zu Recht als eine der besten Mannschaften der Welt gelten. Der Kraftakt nach dem 0:2 demonstrierte, dass die Münchner neben der enormen sportlichen Qualität eben auch über den Willen verfügen, eine an sich ausweglose Situation noch zu retten und dann auch die extra mile zu gehen. Derartige Prüfungen in der Bundesliga beschränkten sich zuletzt auf ein Mindestmaß und auch gegen den effzeh kann man davon ausgehen, dass die Bayern nicht an ihre Leistungsgrenze werden gehen müssen. So realistisch müssen wir dann schon sein.

Hertha's forward from Ivory Coast Salomon Kalou and Cologne's Albanian defender Mergim Mavraj (L) vie for the ball during the German first division Bundesliga football match 1 FC Cologne vs Hertha Berlin in Cologne, western Germany, on February 26, 2016. / AFP / PATRIK STOLLARZ / RESTRICTIONS: DURING MATCH TIME: DFL RULES TO LIMIT THE ONLINE USAGE TO 15 PICTURES PER MATCH AND FORBID IMAGE SEQUENCES TO SIMULATE VIDEO. == RESTRICTED TO EDITORIAL USE == FOR FURTHER QUERIES PLEASE CONTACT DFL DIRECTLY AT + 49 69 650050 (Photo credit should read PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images)

Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images

Sieg in Hannover zum richtigen Zeitpunkt

In der Domstadt herrscht hingegen nach der erfolgreich bewältigten Pflichtaufgabe in Hannover wieder eitel Sonnenschein. Die Chancen auf den Klassenerhalt sind hoch, der Sieg gab der Mannschaft Selbstvertrauen und –verständnis zurück und das Restprogramm bietet noch die ein oder andere Chance auf Punktgewinne. Gerade in Hinblick auf die Schwere der Aufgabe am Samstag tat der Sieg gegen Hannover doppelt gut, da die sportliche Ergebniskrise des effzeh schon ein wenig an den Nerven der Akteure und Fans genagt hatte. Es war zwar keine überragende Leistung, die zum Sieg in Hannover geführt hatte, aber das Fundament der defensiven Stabilität, für das Spiel des effzeh enorm wichtig, kam mal wieder in seiner vollen Blüte zum Tragen. Und rechtzeitig zum Saisonendspurt scheint mit Leonardo Bittencourt ein Spieler eine ungemeine Torgefährlichkeit zu entwickeln, von  der lange Zeit nicht auszugehen war. Ob der Deutsch-Brasilianer allerdings am Samstag gegen die Bayern auch treffen darf,  wird abzuwarten bleiben.

Rund um das Geißbockheim dominierten nach dem Erfolg gegen Hannover auch noch weitere Nachrichten, die das Bild eines gefestigten und pragmatisch handelnden Bundesligavereins zumindest nicht weiter beschädigten. Im Spiel gegen Hannover holte sich keiner der gefährdeten Spieler eine gelbe Karte ab, die zu einer Sperre geführt hätte, obwohl dieser Trend ja in letzter Zeit bei anderen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte hohe Konjunktur hatte (liebe Grüße an dieser Stelle nach Darmstadt und Bremen). Dementsprechend geht der effzeh mit seinem nominell stärksten Kader in das Spiel gegen die Bayern. Ein anderes Mittel der Wahl, um der unlösbar erscheinenden Aufgabe gegen den Krösus aus München entgegenzukommen, bestand zuletzt auch darin, den Rekordmeister unschöne Bedingungen spüren zu lassen, die er sonst aus seiner Glitzer- und Glamour-Welt nicht kennt. Den Rasen zu viel wässern oder zu wenig, den Rasenmäher mal im Schuppen stehen lassen, um das Kurzpassspiel der Bayern zu erschweren – der Phantasie scheinen keine Grenzen gesetzt, um sich einen zugegebenermaßen unlauteren Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Die Herangehensweise in der Domstadt ist vor dem Duell am Samstag jedoch grundlegend eine andere: in Absprache mit den Kölner Sportstätten wurde gerade noch rechtzeitig ein neuer Rasen verlegt, um den aktuellen und kommenden Deutschen Meister würdig empfangen zu können. Von den Spielern keine unnötigen gelben Karten zu fordern und die Bedingungen gegen die Bayern nicht willentlich zu verschlechtern sind jetzt keine so unsympathischen Formen der Auseinandersetzung mit la bestia negra.

Foto: CHRISTOF STACHE/AFP/Getty Images

Foto: CHRISTOF STACHE/AFP/Getty Images

Und wie schlägt man jetzt die Bayern?

Normalerweise finden sich in dieser Rubrik auch immer Aspekte, die die möglichen Schwächen und Problemfelder des Gegners aufzeigen und Möglichkeiten für den effzeh aufzeigen, wie man das Spiel gewinnen kann. Eine tiefergehende Analyse der Bayern spare ich mir jetzt, da es am Samstag eine außergewöhnliche Leistung brauchen wird, um allein die Null zu halten. Bei der hohen individuellen Qualität der Münchner braucht es eine über 90 Minuten konzentrierte Endverteidigung und möglichst wenig Fehler, um die Hoffnung auf Erfolg lange aufrechtzuerhalten. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass Peter Stöger mit der Rückkehr von Dominic Maroh wieder auf eine Dreierkette setzen wird, um die Präsenz im Abwehrdrittel zu erhöhen. Um gegen den FC Bayern München überhaupt zum Torerfolg zu kommen, braucht es eine Mischung aus gelungenen Umschaltaktionen und vielleicht einer erfolgreichen Standardsituation. Auch das von Juventus praktizierte hohe Pressing mit sichtbaren Mannorientierungen stellte die Bayern am vergangenen Mittwoch vor Probleme. Das wäre natürlich ein Weg, den auch der effzeh gehen könnte und man kann annehmen, dass Stöger seinen Jungs schon das ein oder andere Mittelchen an die Hand geben wird, um nicht nur Tore des Gegners zu verhindern. Doch alles in allem wird es eine enorm konzentrierte Leistung des effzeh erfordern, um die Qualität des Gegners einzubremsen. Eine Mischung aus konsequenter Endverteidigung, situativem Umschalten und vielleicht einer Standardsituation könnte dann eventuell erfolgsversprechend sein. Doch Fußball ist bekanntermaßen kein Spiel der Konjunktive, weswegen es jetzt bei den Hypothesen belassen und uns einfach auf das Spiel freuen, denn schließlich ist der effzeh ja auch genau deshalb aufgestiegen, um sich mit den Besten messen zu können.

Mehr aus Stadion

.