Der effzeh spielt in Bremen gegen die Geschichte und die bisherigen Statistiken. Gelingt es allen Wahrscheinlichkeiten zu trotzen und der Historie ein Bein zu stellen oder erleben die Kölner Fans das, was sie mittlerweile gewohnt sind: Ein frühes Pokalaus gegen einen gleichstarken Bundesligisten? Dieser Frage geht unser Vorspiel nach.
Tipp-Gemeinschaft rund um den Globus hätten ihre helle Freude mit dem 1. FC Köln im DFB-Pokal. In den letzten vier Jahren schied der glorreiche Fußballverein aus dem Kölner Westen immer auswärts gegen einen Bundesligisten mit 2:1 aus. Der Traum eines jeden Tippers. Man könnte meinen, Kölner Fans übertreiben mal wieder, wenn sie sagen, dass die Losfee nicht auf der eigenen Seite ist, wenn sie darüber meckern, dass immer wieder ganz früh und vor allem auswärts ganz schwierige Aufgaben im DFB-Pokal warten.
Doch die Statistiken lügen nicht, zumindest wenn man auf die letzten vier Jahre Kölner DFB-Pokalhistorie zurückblickt: 1:2 in Freiburg, 1:2 in Hamburg, 1:2 in Stuttgart, 1:2 in Hoffenheim. Zweimal war in der zweiten Runde Schluss, zweimal ging es immerhin noch bis ins Achtelfinale.
Es vermag also nicht sonderlich zu überraschen, dass die Begeisterungsstürme angesichts der neuerlichen Auslosung der zweiten DFB-Pokalrunde 2015/2016 in Köln eher ausblieben. Auswärts in Bremen. Bei einem ebenbürtigen Bundesliga-Konkurrenten. Gegen einen ehemaligen Stürmer und gegen Claudio Pizarro. Das riecht verdammt penetrant nach einem 1:2 nach Toren von Ujah und Pizarro und damit einer Fortschreibung der unrühmlichen jüngeren DFB-Pokalgeschichte eines durchaus rühmlichen Vereins. Der größte kölsche Pokal-Erfolg der letzten zehn Jahre war schließlich der furiose Einzug ins Viertelfinale 2009/2010, als man ein kleines bisschen Pech mit einem etwas sehr beschissenen Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer beim FC Augsburg hatte (Lukas Podolski erinnert sich lebhaft).
Ansonsten stehen zwei blamable Erstrundenniederlagen gegen die Kickers Offenbach und gegen eben jenen SV Werder Bremen (vielmehr gegen dessen zweite Mannschaft, Doppelpack Martin Harnik, ein gewisser Max Kruse wurde eingewechselt, anno 2007, aber pssst) sowie traurige Heimpleiten gegen Hansa Rostock und den MSV Duisburg zu Buche. Ja eigentlich ist es also egal, gegen wen und wo und wann, der DFB-Pokal war in letzter Zeit doch eher scheiße zum effzeh, weswegen eigentlich auch gänzlich ohne Hoffnung nach Bremen gereist werden darf, wo sich die rot-weißen Götter in den letzten Jahren auch zumeist eher von ihrer hässlichen Seite zeigten.
Leise Hoffnungsschimmer?
Gut, nach diesem Einstieg vermag der Autor selbst eigentlich nicht mehr weiter zu schreiben und würde sich lieber in ein düsteres Zimmer zurückziehen, wo er “DFB-Pokal ist scheiße” an die Wände sprayen würde. Doch wie sagte Peter Stöger einst angesichts der Kölner Siegesserie in Stuttgart? “Ich habe hier keine Statistik.” Heißt also: Ganz egal, wie die Vergangenheit so aussah, man kann derartige Niederlagenserien nicht auf die Gegenwart übertragen, wobei es ja auch Peter Stöger nicht schaffte zu beweisen, dass Statistik trügerisch ist, weil der effzeh ja seit dessen damaliger Aussage schon wieder zweimal in Stuttgart gewonnen hat. Und so kommt die Hoffnungslosigkeit schon wieder zurück und der Ujah-Doppelpack, der schon die letzten Nächte Alpträume beschert hat, tritt wieder deutlicher vors innere Auge.
Derartige Ausführungen wie die oben angeführten wird sich Peter Stöger (hoffentlich) in der Mannschaftsansprache in dieser Woche verbeten haben. Vielmehr war Aufbauarbeit angesagt nach der 0:4-Pleite beim FC Bayern München, der derzeit jeden anderen Bundesliga-Verein im Vergleich wie einen Siebtliga-Dorfklub aus der ersten Pokalrunde aussehen lässt (nachzufragen beim VfL Wolfsburg, der zwischen den Klatschen gegen den Rekordmeister souverän seine Champions-League-Gruppe anführt). Derartige Statistiken sind da eher hinderlich.
Vielmehr könnte er darauf hinweisen, dass die bisherige Bundesligasaison ja aus Kölner Sicht gar nicht so schlecht lief, dass der SV Werder einen keineswegs unschlagbaren Eindruck macht, dass der DFB-Pokal seine eigenen Gesetze hat (5 Euro ins Phrasenschwein), dass der effzeh qualitativ mindestens auf einer Höhe mit den Hanseaten ist, dass man an so einem Mittwoch schon mal proben kann für die Champions-League-Spiele, die im nächsten Jahr kommen werden, und und und.
Jedenfalls hat der effzeh in Bremen die historische Chance der jüngeren Historie und der gesamten Gemeinschaft der langweiligen 2:1-Tipper ein Bein zu stellen und einfach mal nicht 1:2 bei einem Bundesligisten zu verlieren, einfach mal nicht wieder blöde Buden von Ex-Torjägern zu kassieren, sondern einfach mal 3:0 zu gewinnen. So schwer kann das ja eigentlich nicht sein.
Was sonst noch (un-)wichtig ist:
- Es grenzt beinahe an einen Skandal! Werder Bremen tritt doch tatsächlich gegen den großen 1. FC Köln, das Real Madrid des Westens, mit einem rot-weißen Trikot an. Das weiße Event-Trikot mit rotem Diagonalstreifen, das Claudio Pizarro glücklich an die peruanische Nationalmannschaft denken lässt, ist erstmals im Einsatz und soll die Farben der Hansestadt Bremen repräsentieren. Mit Event-Trikots kennt sich der Kölner Karnevalist ja aus, aber mussten die grünen Bremer unbedingt zu den Farben greifen?
- Call it a Verletzungsproblem. Gleich zwei Leistungsträger fehlen Peter Stöger beim Pokalduell verletzungsbedingt. Das ist für die Kölner Verhältnisse der letzten Jahre unter Stöger bereits eine ziemlich große Zahl. Der in den letzten Spielen so starke Yannick Gerhardt muss mit einer im Spiel gegen die Bayern erlittenen Fußprellung passen, Leo Bittencourt fällt noch immer mit einem Armbruch aus. Hört sich so an, als bekäme Milos Jojic mal eine Chance von Beginn an.
- Schiedsrichter der Partie ist der allseits geschätzte Dr. Felix Brych, der nach subjektivem Empfinden in letzter Zeit ziemlich viele effzeh-Spiel pfeift. Ein Blick in die Statistik zeigt aber: Stimmt nicht. In diesem Jahr leitete der FIFA-Referee lediglich ein Kölner Spiel. Das war der Derbysieg gegen Mönchengladbach. Dafür war Brych aber auch beim letzten Spiel in Bremen der Spielleiter. Das ging bekanntlich mit 1:0 an den effzeh. Kein schlechtes Omen also.