Fragt man außerhalb des Rheinlands, was für die befragte Person Köln repräsentiert, dann fallen ganz häufig drei Begriffe: Dom, Karneval, FC – das kölsche Triumvirat. Wer in diesem Dreigestirn Prinz, Bauer und Jungfrau darstellt, darüber darf eifrig diskutiert werden. Unumstößlich ist dagegen der Imagegewinn, den alle drei für Köln darstellen. Doch bald könnte es sein, dass zumindest bei einem davon die Verbindung zur Stadt einen erheblichen Dämpfer hinnehmen muss. Denn: Der Kompromissvorschlag seitens Oberbürgermeisterin Henriette Reker in Sachen Erweiterung des Geißbockheim-Geländes, der weniger Kompromiss denn Kompromittierung darstellt, macht das Undenkbare denkbar. Der FC ohne Köln – zumindest wenn es um die sportliche Heimat im Trainingsalltag geht.
Der betonköpfige Widerstand gegen die maßvolle Erweiterung, die auch Plätze für den Breitensport vorsieht, ist offensichtlich bei der Stadtspitze auf offene Ohren gestoßen. Die salbungsvolle Worte im Wahlkampf, als die Stimmen der effzeh-Fans nicht aufs Spiel gesetzt werden wollten, sind längst vergessen. Zu früh und ohne Abstimmung ist OB Reker mit einem indiskutablen Vorschlag gestartet – und hat sich dabei vor allem am Geißbockheim ins Abseits gestellt. Der Klub sieht sich zurecht nicht genügend geschätzt: „Es stellt sich mehr denn je die Frage, ob die Positionierung Kölns als Sportstadt mehr ist als eine Marketing-Idee und welchen Stellenwert der 1. FC Köln in dieser Stadt eigentlich hat“, kommentiert FC-Finanzgeschäftsführer Alexander Wehrle passend in der Stellungnahme des Vereins (effzeh.com berichtete).
Es wird offensichtlich Zeit für den effzeh, in der Woche der Entscheidung die Samthandschuhe abzulegen und deutlich offensiver für das eminent wichtige Anliegen zu werben. „Wir können auch mit Schienbeinschonern spielen“, kündigte Wehrle schon bei der Mitgliederversammlung im September an. Eine Verzögerung in den Planungen setzt die Zukunft des Klubs aufs Spiel – und sollte nach all den Gesprächen und Verhandlungen auch nicht hingenommen werden. Zwar betont der effzeh in der Diskussion um die Erweiterung des Geißbockheim-Geländes regelmäßig, es gebe keinen Plan B, doch muss dieser angesichts des Gegenwinds langsam, aber sicher ins Auge gefasst werden. Dass die effzeh-Heimat nicht zwingend im Grüngürtel liegen muss, ist angesichts der Tradition des Standorts zwar kaum vorstellbar, aber diskutabel.
Auch wenn man es am Geißbockheim nicht gerne hören wird und es nur die Ultima Ratio darstellen dürfte: Ausschließen sollte die Führung die Alternative eines Umzugs allein als Damoklesschwert schon nicht. In Hürth oder Frechen würde man den effzeh sicherlich mit Kusshand aufnehmen – und die ewigen Platzprobleme sowie Diskussionen im Grüngürtel hätten ein für alle Mal ein Ende. Sollte Köln den FC letztlich nicht mehr im Grüngürtel wollen, dann muss die Stadt das nur deutlich machen: Eine Ablehnung oder massive Beschneidung der Ausbaupläne wäre jedenfalls ein gewaltiges Ausrufezeichen in diese Richtung. Ob die Kölner Politik allerdings diesen Tabubruch inklusive aller Nebengeräusche wagen will?