Gewankt, doch nicht gefallen: So könnte man aus Sicht des 1. FC Köln vor allem die zweiten 45 Minuten des Heimspiels gegen den FC Ingolstadt zusammenfassen. Der effzeh geriet in Rückstand, antwortete verunsichert bis wütend auf das Gegentor und drehte am Ende die Partie dank zweier Treffer von Simon Terodde noch zum Guten. Weitere drei Punkte, bei denen in der Endabrechnung sicherlich niemand fragen wird, wie sie einst zustande gekommen sind. Dennoch warf der Auftritt am frühen Dienstagabend wieder Zweifel auf, wie die „Geißböcke“ in der 2. Bundesliga agieren wollen. In unseren fünf Erkenntnissen aus dem Ingolstadt-Duell versuchen wir das zu klären.
Offen Holland in Müngersdorf
Wie schon gegen den SC Paderborn eine Woche zuvor stimmte die Abwehrleistung hinten und vorne nicht. Und das ist auch diesmal wortwörtlich zu nehmen: Während der effzeh besonders in der zweiten Halbzeit im Offensivpressing häufig zu einfach überspielt und damit anfällig für die Gegenangriff der Gäste wurde, sah vor allem die Defensivreihe in den direkten Duellen mit den „Schanzern“ seltenst gut aus. „Es war ein bisschen wild, ein Hin und Her. Da lassen wir zu viel zu und setzen nicht um, was der Trainer uns vorgibt. Wenn Gegner Flanken in unserem Strafraum sogar noch annehmen können, kann das nicht sein. Da müssen wir enger am Mann sein. Das ist immer die Basis“, erklärte Timo Horn gegenüber dem „Express“ nach dem 2:1-Sieg.
Vor allem auf den defensiven Außenbahnen bekamen die „Geißböcke“ die quirligen Offensivspieler der Gäste kaum in den Griff. Der gelernte Offensivspieler Marcel Risse zeigte einmal mehr, warum er als Rechtsverteidiger aktuell nicht erste Wahl sein sollte. Doch auch Jannes Horn, sein Konterpart auf der linken Seite, hatte größte Mühe in den Zweikämpfen die Löcher zu schließen. Aufgrund des latent vorhandenen Abwehrchaos jedoch Kritik ausschließlich an der Viererkette zu äußern, greift viel zu kurz, denn insgesamt verteidigte der 1. FC Köln in den letzten beiden Heimspielen äußerst luftig. Das gilt auch und vor allem für die Offensivspieler, die in dem mutigen System von Markus Anfang die Rückwärtsbewegung nicht vernachlässigen sollten.
Im Zentrum klafft ein Loch
Doch an das offensichtliche Problem, nach dem Überspielen der ersten Verteidigungslinie die Angriffe des Gegners unterbinden zu können, knüpft eine weitere Sorge an, die das effzeh-Spiel störanfällig macht. Auf der Sechserposition haben die „Geißböcke“ die Ideallösung noch nicht gefunden, um den Raum vor der Abwehr entsprechend dominieren zu können. Marco Höger zeigte sich spielerisch mit guten Ansätzen, wodurch sich der effzeh im eigenen Spielaufbau sehr gut aus Drucksituationen befreien konnte. Doch in der Rückwärtsbewegung klaffte hinter den Offensivakteuren ein riesiges Loch, das Höger erneut nicht komplett auszufüllen vermochte. Selbst die Hereinnahme von Jonas Hector als sogenannter Achter konnte dies nicht kompensieren.
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Auch hier gilt selbstverständlich: Die Mannschaft verteidigt als Kollektiv und zeigte gegen Ingolstadt einmal mehr, dass sie noch auf der Suche nach der richtigen Balance zwischen Abteilung Attacke und Sektion Catenaccio ist. Dennoch ist auffällig, wie viel Zeit und Platz im Kölner Mittelfeld vorhanden ist, sobald die gegnerischen Spieler Fahrt aufnehmen können. Dies machte es gerade für die Abwehrreihe nicht einfacher, die Angriffe der Ingolstädter abzufangen. Auch dies ist eine Konsequenz aus dem mutigen 4-1-4-1-System mit nur einem Sechser – hierbei muss neben der Absicherung auch die Vorwärtsverteidigung besser funktionieren, um dem eigenen Spiel mehr Stabilität zu verleihen. Dabei sind gerade die spielstarken Achter zunehmend gefordert, bei Ballverlusten die entsprechenden Räume zu besetzen.
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funktionieren und die Abhängigkeit von Simon Terodde