Für den 1. FC Köln geht es im Heimspiel gegen den SC Freiburg um viel. Gewinnt der effzeh die Partie nicht, dürfte die Saison bereits gelaufen sein.
Wie es um den 1. FC Köln aktuell in dieser Bundesliga-Saison steht, da spricht eine einzige Zahl Bände: Elf Punkte beträgt vor dem Heimspiel gegen den Tabellennachbarn SC Freiburg der Abstand auf den Relegationsplatz, den Werder Bremen derzeit bekleidet. Elf verdammte Punkte liegt der effzeh bereits im Hintertreffen – und steht daher im Duell des 18. gegen den 17. extrem unter Druck: Gelingt den „Geißböcken“ am Sonntagmittag nicht endlich der ersehnte erste Saisonsieg, dürfte diese Spielzeit bereits 19 Spiele vor dem letzten Abpfiff endgültig beendet sein.
Es gibt wenig Hoffnungsschimmer in dieser trüben Situation: Der leblose Auftritt in Belgrad taugt nicht zum Mutmacher, allerdings funktionierten auch Siege im Europapokal zuvor nicht als Motivationsspritze für die darauf folgenden Bundesliga-Partien. Das Debüt unter dem neuen Trainer Stefan Ruthenbeck, der angesichts der Englischen Woche und der grassierenden Personalnot vermutlich herzlich wenig ändern konnte, misslang völlig. Immerhin kehrte Dominique Heintz unter der Woche ins Mannschaftstraining zurück und könnte ein Kandidat für einen Bankplatz sein. Auch der in der Europa League nicht spielberechtigte Tim Handwerker wird in den Kader zurückkehren und darf nach der desaströsen Vorstellung von Christian Clemens bei Roter Stern von seinem Startelf-Debüt in der Bundesliga träumen.
Ein Sieg gegen Freiburg ist Pflicht
Träume sind derzeit wohl auch das einzige Mittel, um die völlig verkorkste Saison noch irgendwie am Leben zu erhalten. Schon vor dem 15. Spieltag sah die Situation der Kölner zappenduster aus, der überraschende Erfolg der Bremer in Dortmund hat diese Lage noch einen kleinen Tick schlimmer gemacht. Um selbst die theoretischen Chancen auf einen Klassenerhalt noch aufrecht zu erhalten, muss der effzeh das Duell mit dem SC Freiburg zwingend gewinnen. Selbst ein Punkt reicht den „Geißböcken“ in ihrer derzeitigen Lage keinen Millimeter weiter. Dessen ist sich auch Interimscoach Stefan Ruthenbeck bewusst: „Wir müssen das Spiel so angehen, als wenn es ein Endspiel wäre – mit der Bereitschaft sich über 95 Minuten zu quälen, das Spiel anzunehmen und sich nie aufzugeben“, betont der neue Mann an der Seitenlinie vor seinem Heimdebüt als effzeh-Trainer: „Es wird immer noch eine Chance geben. Und wenn wir sie kriegen, müssen wir effektiv sein.“
Foto: Srdjan Stevanovic/Getty Images
Der Gegner, der auf sein Team wartet, flößt ihm Respekt, aber keine Angst ein: „Ich kenne die Freiburger aus Zweitligazeiten und habe mit dem Trainer Streich auch schon einige Duelle gehabt. Sie haben eine sehr eingespielte Mannschaft, die unangenehm ist. Streich hat dort tolle Arbeit geleistet und sie weiterentwickelt. Es wird ein schwerer Brocken, aber ich glaube wir sind in der Lage, Freiburg zuhause zu schlagen“, betont Ruthenbeck, der wieder auf Yann-Aurel Bisseck nach dessen Gehirnerschütterung aus dem Spiel auf Schalke zurückgreifen kann. Ein schwerer Brocken also, der allerdings außerhalb des Schwarzwalds in dieser Saison seine liebe Mühe und Not hat: Erst einen Zähler konnten die Breisgauer auf fremdem Platz einfahren und stellen damit die schlechteste Auswärtsmannschaft der Liga.
Ruthenbeck: “Die Atmosphäre kann uns mittragen”
Große Hoffnung setzt Ruthenbeck in die Atmosphäre im Müngersdorfer Stadion. Zuletzt standen die Fans in der Liga wie ein Mann hinter ihrer chronisch erfolglosen Mannschaft, doch in Belgrad taten sich angesichts weniger erfreulicher Nebenkriegsschauplätzen Risse innerhalb der Anhängerschaft auf. „Ich hoffe, dass sie uns bedingungslos unterstützen und dass wir eine Atmosphäre schaffen, in der sich die Freiburger nicht wohlfühlen. Das kann uns dann auch mittragen. Wenn du eine geile Stimmung hast und nach vorne gepeitscht wirst, dann kann das nochmal ein paar Prozente mehr rausholen“, weißt der Interimscoach um die Wichtigkeit eines Hexenkessels. Doch danach sieht es nicht aus: Noch am Samstagabend waren zahlreiche Karten für das Duell zu ungewöhnlicher Uhrzeit verfügbar.
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Wie dem auch sei: Gegen auswärtsschwache Freiburger spielt der 1. FC Köln das erste von vielen Endspielen, der Druck des Gewinnen-Müssens dürfte immens sein. Mut macht die Bilanz: In der Bundesliga gewann der effzeh fünf der letzten sieben Partien in Köln gegen den Sport-Club. Es könnte ein Befreiungsschlag sein, der immerhin die Hoffnung auf den Klassenerhalt am Leben erhält. Es könnte der Treibstoff sein, der den Verein im Winter zu möglichen Nachbesserungen verführt. Reicht es allerdings auch im 15. Anlauf nicht zum ersten Saisonsieg, dann können die Planungen am Geißbockheim vollends Richtung Neuaufbau in der 2. Bundesliga gehen. Das würde immerhin den Druck vom Kessel nehmen – und für Interimscoach Ruthenbeck womöglich die Chance bergen, bis zum Ende dieser vermaledeiten Spielzeit an der Seitenlinie agieren zu dürfen.