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Interview mit “FC-Stammtisch Talk”-Moderator Ralf Friedrichs: “Der Talk funktioniert nur gefühlsecht und mit Anfassen”

Was macht ein Fußball-Talkmoderator, wenn es derzeit keine Talks zu moderieren gibt? Wir sprechen mit Ralf Friedrichs über die Zukunft des “FC-Stammtisch Talks”, die Gegenwart beim 1. FC Köln und sein neues Buch mit Thomas Wagner.

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Foto: Ralf Friedrichs

Die Coronavirus-Pandemie sorgt nicht nur dafür, dass die Fans des 1. FC Köln die Spiele ihres Vereins nicht mehr im Stadion verfolgen können. Auch viele Aktivitäten im Umfeld der “Geißböcke” sind derzeit auf Eis gelegt. Das gilt nach der 200. Folge im Februar 2020 leider auch für den “FC-Stammtisch Talk”, der momentan aufgrund der verständlichen Einschränkungen für das gesellschaftliche Leben eine Pause einlegt. Wie steht es um die beliebte und traditionsreiche Gesprächsrunde, die seit 2009 die oft turbulenten Geschehnisse rund um den FC diskutiert und analysiert? Gibt es ein Leben nach Corona für den “FC-Stammtisch Talk”? Oder sogar während der hoffentlich nicht mehr allzu lange dauernden Pandemie?

Darüber sprechen wir mit “FC-Stammtisch Talk”-Moderator Ralf Friedrichs und klären unter anderem die Frage, was ein Fußball-Talkmoderator macht, wenn er seit geraumer Zeit keine Talks mehr moderieren kann. Doch nicht nur zu diesem Thema nimmt der Autor diverser FC-Bücher, der auch für effzeh.com schreibt, kein Blatt vor den Mund. Im Interview äußert er sich zur tristen Gegenwart der “Geißböcke”, zu den Diskussionen um die Leistungen der Mannschaft und zum Zustand der Fußballbranche allgemein.

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Ralf, was macht ein Fußball-Talkmoderator, der seit geraumer Zeit keine Talks mehr durchführt?

(lacht) Er schreibt Bücher, mehr bleibt in Pandemie-Zeiten leider nicht. Das Buch „Die Fußball-Thekenphilosophen“, welches ich gerade mit meinem Mitautor Thomas Wagner herausgebracht habe, ist genau deswegen entstanden.

Ihr beiden seid “Die Fußball-Thekenphilosophen”. Worum geht es genau in diesem Buch?

Es dokumentiert ein mehrstündiges Kneipengespräch zwischen zwei Freunden und Fußball-Liebhabern. Es geht um Fußball, aber in allen Varianten. Da werden viele persönliche Anekdoten aus dem Jugendfußball erzählt, aber auch der heutige, nicht unumstrittene Fußball thematisiert. Wir leisten uns gewollt in den gut dreieinhalb Stunden Gespräch viele thematische Sprünge, wie das an der Theke eben auch stattfindet. Kein Wunder, es ist ja auch ein lockeres Thekengespräch. Ohne Drehbuch, roh und echt. Man ist eben mittendrin bei Kölsch, Frikadellen und Salzstangen, halt irgendwie „dabei“ in der Kneipe.

“Es ist ja ein lockeres Thekengespräch. Ohne Drehbuch, roh und echt. Man ist mittendrin bei Kölsch, Frikadellen und Salzstangen, halt irgendwie ‘dabei’ in der Kneipe.”

Wie fallen die Reaktionen auf dieses doch ungewöhnliche Konzept aus?

Erfreulicherweise gibt es bereits sehr viele Rückmeldungen. Demnach haben wir wohl ein wenig den Nerv getroffen, das kann man ohne rot zu werden behaupten, wenn man das Feedback liest. Viele schrieben sinngemäß unisono, dass beim Lesen ihr ganzes Fußballer-Leben an ihnen vorbei gezogen ist. Wahrscheinlich auch durch unsere Erinnerungen an die großen Turniere, die wir auch thematisiert, auf unsere Art eingeordnet und dabei auch den Zeitgeist einbezogen haben. Ein Journalist schrieb, dass wir quasi die Vorlage für ein Fußball-Roadmovie gegeben hätten. Die Westdeutsche Zeitung fasste es so auf, dass wir so manchen verbalen Schnellschuss in ungeschönter Würze präsentiert hätten und fügte hinzu, dass Thomas Wagner einfach gnadenlos unterhaltsam sei. Da haben sie Recht, das war der Grund, warum ich ihn, der ja beim „FC-Stammtisch Talk“ jahrelang als ständiger Experte die Fans überzeugt hat, für das Buch gewinnen wollte. Er gibt dem Ganzen noch einmal eine sehr spezielle Note.

Die Fußball-Thekenphilosophen Thomas Wagner Ralf Friedrichs

Foto: Ralf Friedrichs

Du hast den Talk erwähnt: “Die Fußball-Thekenphilosophen” ist nur auf deiner Website zu bekommen und soll dem „FC-Stammtisch Talk“ helfen. Wie ist das zu verstehen?

Das ist richtig, das ist ganz bewusst von mir im Eigenverlag herausgebracht worden und nirgendwo anders zu erhalten als bei mir auf der Seite. Das wurde gemacht, um den Talk zu unterstützen, der ja derzeit aus bekannten Gründen keinerlei Einnahmen mehr generiert und dennoch irgendwann in diesem Leben wiederkommen soll. Hoffentlich bald.

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Wie ist denn die Situation rund um den Talk, der bedingt durch die Coronavirus-Pandemie momentan nicht stattfinden kann?

Die ist natürlich nicht gut. Der letzte Talk vor Publikum ist über ein Jahr her, damals noch zur 200. Ausgabe mit dem FC-Vorstand plus Thomas Kessler. Danach fanden noch zwei Online-Talks statt, die in meinen Augen aber nicht die Begegnungsplattform „FC-Stammtisch Talk“ ersetzen können. Deshalb wird das Format erst fortgesetzt, wenn alles wieder auf dem Stand von vor der Pandemie ist. Unser Talk funktioniert nur gefühlsecht und mit Anfassen. Podcasts oder Online-Talks sind eine nette Sache, überlasse ich aber denjenigen, die das sowieso regelmäßig machen. Wobei ich es mir schon vorstellen kann, demnächst einen umfassenden Talk auch noch einmal online durchzuführen. Vielleicht Richtung Saisonende, mal schauen. Lieber aber ist mir nach wie vor der richtige Live-Talk vor Publikum in der Gaststätte.

“Das Versprechen an mein Stammpublikum steht: Wir kommen wieder!”

Manche diskutieren aber bereits, ob so ein aufwändiges Live-Talk Konzept noch zukunftsfähig ist. Wie siehst du das?

Das wird man sehen, wenn wir wieder loslegen können. Das Versprechen an mein Stammpublikum steht: Wir kommen wieder! Ob wir dann dauerhaft auch bleiben, wird der Markt entscheiden. Nehmen die Menschen es wieder so an wie zuvor, dann geht es weiter mit dem Talk. Wenn nicht, verschwindet er nach über zwölf Jahren. Das muss man leidenschaftslos sehen, auch wenn es schade wäre. Man muss aber auch erstmal abwarten, wie die Fans überhaupt im Gesamten den Fußball und den FC wieder annehmen. Da wurde vieles in der Pandemie ja offengelegt, der Fußball hat sich insgesamt nicht von seiner besten Seite gezeigt und auch der FC macht ja irgendwie sein Ding. Nicht immer zur Freude aller Fans.

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