„Ich habe mich bereits zuvor dazu entschieden, für eine weitere Amtszeit über den Herbst hinaus nicht zur Verfügung zu stehen. Nun ziehe ich diesen Schritt vor, weil mir klar geworden ist, dass es über die momentane und künftige Ausrichtung des 1. FC Köln Differenzen gibt.“
Mit diesen schlichten Sätzen endete am Aschermittwoch die Amtszeit von Werner Spinner. Der Präsident des Traditionsclubs erklärte bei einer kurzfristig einberufenen Sitzung des „Gemeinsamen Ausschuss“ am Mittwoch seinen Rücktritt. Man respektiere die Entscheidung, bedauere aber den Zeitpunkt, ließ das Gremium in der Pressemitteilung des Clubs wissen.
Für Spinner endet damit eine Präsidentschaft, die im April 2012 begann und für die leidgeprüften „Geißböcke“ zunächst erfolgreiche Zeiten bedeuten sollte: Unter dem ehemaligen Vorstandsmitglied der Bayer AG schaffte der Club den Wiederaufstieg, spielte erfolgreich in der Bundesliga und zog schließlich nach Ewigkeiten wieder in den Europapokal ein. Auch sein vereinspolitisches Credo, den „Verein vereinen“ zu wollen, nahm der gebürtige Kölner zunächst ernst und setzte das auch durchaus erfolgreich um.
Unrühmliches Ende einer zunächst erfolgreichen Amtszeit
Spätestens 2017 nahm (nicht nur) Spinners Wirken jedoch eine Wendung, die nun schlussendlich mit dem unrühmlichen Rücktritt am Aschermittwoch enden sollte. Einen finanziell gesunden Verein mit einem schlagkräftigen Kader hinterlässt der Präsident, das hat er seinem Vorgänger voraus. Vereint scheint beim 1. FC Köln jedoch derzeit so gut wie gar nichts mehr zu sein.
Bessere Zeiten: Aufstiegsfeierlichkeiten mit Werner Spinner – Foto: Dennis Grombkowski/Bongarts/Getty Images
Dass es mit den Worten Armin Vehs die eines Angestellten waren, die zur vorzeitigen Demission Spinners führten, ist dafür bereits Beleg genug. Wofür es anderswo die Kündigung gesetzt hätte, gab es beim 1. FC Köln lediglich eine Rüge des mächtigsten Gremiums. Die beiden Vize-Präsidenten – eigentlich Spinners Kollegen – hatten Veh ohnehin in den letzten Tagen bereits gewähren lassen, auch Geschäftsführer Alexander Wehrle meldete sich nicht zu Wort. Zudem erschien einigen Gremienmitgliedern eine plötzliche Trennung von Veh angesichts der sportlichen Ziele offenbar zu riskant. Wenngleich das Vorgehen des Geschäftsführers zumindest bei den Aufsichtsrats- bzw. Beirats-Vorsitzenden Lionel Souque und Karl-Ludwig Kley nicht für Begeisterung gesorgt haben dürfte. Spinner, ein Mann mit etlichen Jahren in der Geschäftswelt auf dem Buckel, erkannte offenbar die Zeichen der Zeit – und zog die Reißleine.
Die Unruhe beim 1. FC Köln ist hausgemacht
Was einerseits konsequent erscheinen mag, ist andererseits ein letzter Beweis, dass die vom Vorstand oft bemängelte „Unruhe“, die beim 1. FC Köln gelegentlich herrscht, nur selten von Fans oder dem in der Vergangenheit von Toni Schumacher, Markus Ritterbach und nunmehr Ex-Präsident Werner Spinner noch gemeinsam bekämpften Mitgliederrat ausgeht. Vielmehr sind immer wieder Egoismen, Eitelkeiten und Machtkämpfe der Verantwortlichen der Grund für das, was die Herrschaften vermeintlich bekämpfen wollten (und sollten).
So erzählt die Posse um den Rücktritt des erfolgreichsten FC-Präsidenten der jüngeren Vergangenheit in den letzten Tagen nicht weniger als die Geschichte eines kontinuierlichen Niedergangs in den letzten Jahren. „Spürbar anders“ und „Mer sin eins“ lautete stets die Geschichte, die man am Geißbockheim nach Außen verkaufen wollte. Wie falsch diese Darstellung war, wird nun lediglich offensichtlich.
Die nähere Zukunft wird das ganz sicher ebenfalls zeigen: Durch den Abgang Spinners wird laut Vereinssatzung ein Mitglied des Mitgliederrats in das Vorstandsteam aufrücken. Das könnte der Vorsitzende des Gremiums, Stefan Müller-Römer, sein. Das Mitgliedergremium des Clubs muss das allerdings noch entscheiden. Gleichzeitig ist offen, was Spinners plötzlicher Abgang für die Reste des amtierenden Vorstands bedeutet. Sowohl Markus Ritterbach als auch Toni Schumacher scheinen bei den Vorstandswahlen in diesem Jahr erneut antreten zu wollen. Dass das Gremium, das nun einen Ersatz-Vorstand entsenden wird, die beiden Vize-Präsidenten jedoch erneut vorschlagen wird, gilt als nahezu ausgeschlossen. Was aus Armin Veh, dem vermeintlichen Gewinner des Machtkampfs, mittelfristig in der Domstadt werden soll, ist nach den letzten Tagen ebenfalls völlig offen.
Am Aschermittwoch ist nicht alles vorbei
Und so ist an diesem Aschermittwoch zwar für Werner Spinner beim 1. FC Köln alles vorbei. Die Unruhe, die der scheidenden Präsident mit seinem Rücktritt und die Vizepräsidenten und Geschäftsführer mit ihrem öffentlichen Wortmeldungen bzw. ihrem Schweigen in den Tagen zuvor ausgelöst haben, dürfte dem Traditionsclub mitten im Aufstiegsrennen fortan jedoch vorerst erhalten bleiben. Diesmal dürfte es für den Rest des Vorstands allerdings schwierig werden, die elenden Kritiker oder aufmüpfige Fans für die Misere verantwortlich zu machen.