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Analyse

Saisonvorbereitung des 1. FC Köln: Wenn Ergebnisse keine große Rolle spielen

Die Arbeit für den 1. FC Köln geht weiter: Im Testspiel gegen Watford klappen einige Dinge schon ganz gut, andere bislang noch nicht.

Foto: effzeh.com

Viel ist neu beim 1. FC Köln: Das Team, der Trainer, die Ansprache, die Inhalte. Dass nicht alles auf Anhieb funktionieren würde, war bereits vor einigen Wochen klar. Mittlerweile klappen gewisse Dinge aber schon ganz gut, wie das Testspiel gegen Watford unter Beweis stellte – an anderen muss noch gearbeitet werden. Jetzt liegen noch zweieinhalb Wochen Vorbereitung vor der Mannschaft von Markus Anfang, bis Anfang August die Zweitliga-Saison mit einem Auswärtsspiel in Bochum beginnt. Bis zum Samstag wird in Österreich weiter trainiert, danach geht es zurück in die Domstadt – zuvor bestreiten die “Geißböcke” noch ein Testspiel gegen den SV Werder Bremen.

Am Freitag, den 27.7. testet der effzeh dann das letzte Mal, Gegner wird Mainz 05 sein. Danach geht es in der letzten Woche um die Vorbereitung des Spiels gegen den VfL. Nach den bisherigen Testspielen gegen Eichstätt (5:2), Bonn (0:1), Wuppertal (2:2) und Wattens (2:0) spielte Anfangs Elf gestern öffentlichkeitswirksam (Sport1 übertrug live) gegen den Premier-League-Vertreter aus Watford. Die zwischenzeitliche Führung durch Gray konnte Jhon Cordoba im zweiten Durchgang ausgleichen.

Wie wichtig sind die Testspielergebnisse des 1. FC Köln wirklich?

Ein häufiger Reflex im Fußball lässt sich dann beobachten, wenn der Erfolg einer Mannschaft an den Testspielergebnissen festgemacht wird. Die bisherige Bilanz des effzeh ist mit zwei Siegen, zwei Unentschieden und einer Niederlage zwar einigermaßen positiv, bis auf Watford war allerdings auch noch keine Mannschaft dabei, die nur ansatzweise im Ligabetrieb auf Augenhöhe agiert. Dementsprechend wird in der Nachbetrachtung des Unentschiedens einigermaßen verkürzt analysiert werden, dass sich der effzeh “aufgrund des Ergebnisses gegen eine Mannschaft aus der Premier League” ja ganz achtbar geschlagen habe und deswegen unweigerlich ganz gut in Form sei. Es kommt jedoch nicht von ungefähr, dass Trainer immer wieder betonen, die Entwicklung einer Mannschaft in der Vorbereitung nicht an Ergebnissen festzumachen, sondern an der spielerischen und körperlichen Entwicklung der Mannschaft.

Deswegen muss in jeder Zwischenbilanz der Vorbereitung zwangsläufig darauf eingegangen werden, dass die vierte Trainingswoche inhaltlich ganz andere Schwerpunkte setzt als die Wochen eins oder zwei – die Grundlagen im körperlichen Bereich sind gelegt, die zwischenzeitliche Überforderung durch die Arbeit mit Anfangs komplexen taktischen Ideen lässt ebenfalls langsam nach. Dass es dennoch noch nicht soweit sein kann, dass der 1. FC Köln problemlos jeden Gegner schlägt, erscheint logisch – dafür dauern Lernprozesse im Fußball einfach zu lang. Dass ein bloßer Blick auf das Ergebnis eines Testspiels jedoch als Analyse nicht ausreicht, verdeutlicht sich alleine daran, dass im Spiel gegen Watford alle Komponenten zum Tragen kamen, die das verbieten: Watford wechselte zur Pause komplett, der effzeh tauschte erst nach und nach die gesamte Mannschaft aus. Nach dem Seitenwechsel agierte die Mannschaft von Markus Anfang aus taktischer Sicht ganz anders, die Spieler liefen Watford höher an und verfolgten ihre Gegner dabei mannorientiert.

Zwei verschiedene Halbzeiten gegen Watford

Im Grunde genommen hat man also am Dienstagabend zwei verschiedene Spiele begutachten können, in denen sich der effzeh insbesondere in den zweiten 45 Minuten ganz gut schlug. Watfords zweite Garde hatte zu Beginn merklich Schwierigkeiten gegen die gegnerorientierte Deckungsarbeit, die insbesondere in der gegnerischen Hälfte eine flüssige Ballzirkulation der Engländer verhinderte. Dementsprechend kam der effzeh früh wieder in Ballbesitz und konnte mit relativ kurzen Wegen Richtung gegnerisches Tor angreifen. Das schien der Mannschaft insofern entgegenzukommen, als dass der Ball automatisch durch das Erobern in höheren Zonen in Tornähe kam – in der ersten Halbzeit hatte sich Anfangs Mannschaft merklich schwer damit getan, konstruktiv aufzubauen.

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Die erste Linie bilden beim effzeh dabei die Innenverteidiger, während die Außenverteidiger in den zentralen Halbräumen auf einer Höhe mit dem einzigen Sechser die Bälle erwarten. Die Außenlinien werden besetzt von den äußeren Mittelfeldspielern, die beiden Achter bewegen sich in höheren Halbräumen. Als Keilspieler fungiert der einzelne Stürmer. Im Test gegen Watford war auffallend, dass diese Grundformation bei eigenem Ballbesitz beim 1. FC Köln ein wenig statisch wirkte und den Gegner damit nicht wirklich vor Probleme stellte. Durch eine zu geringe Passqualität konnte Watford die Angriffe frühzeitig unterbinden und der effzeh schaffte es kaum, hinter die zweite Abwehrlinie der Engländer zu kommen. Die Tiefe und Läufe in die wirklich gefährlichen Zonen fehlten. Im zweiten Durchgang funktionierte das Ballbesitzspiel des effzeh dann besser, was wie erwähnt auch am höheren Pressing lag.

Markus Anfang: “Wir sind auf einem guten Weg”

Einzelne Spieler offenbarten dabei auch Besonderheiten in ihren individuellem Leistungsstand: Vincent Koziello zum Beispiel dürfte in der kommenden Saison mit Sicherheit als Achter gesetzt sein. Auch Nikolas Nartey gefiel, obwohl er vor dem 0:1 in einer Pressingsituation den Ball an Watford verlor. Dass Jhon Cordoba nach Ewigkeiten mal wieder ein Tor erzielen konnte, dürfte dem Stürmer, der wie gewohnt viel arbeitete, guttun. In der Innenverteidigung agierten je eine Halbzeit zwei unterschiedliche Pärchen bestehend aus Sobiech/Czichos und Meré/Sörensen. Es mag am persönlichen Geschmack des Autors liegen, aber Czichos/Meré scheint in dieser Konstellation die spielstärkste Variante zu sein – auch wenn die körperliche Präsenz von Sörensen und Sobiech auch nicht unterschätzt werden darf.

Ihr Coach Markus Anfang sagte nach der Partie gegenüber dem “kicker”: “Wir sind schwer reingekommen. Mit Ball lief es teilweise gut, mit der Zweikampfführung nicht. Die Abläufe waren in Ordnung, was fehlte, war die Präsenz in den Zweikämpfen, gerade auf der rechten Seite. Wir haben uns in die Partie reingekämpft und in der 2. Halbzeit haben wir ein richtig gutes Spiel gemacht. Der Coach ergänzte dann zufrieden: “Ich sehe Fortschritte. Wir sind auf einem guten Weg. Die Jungs haben die Inhalte verstanden und teilweise gut umgesetzt. Die Art und Weise war hinten raus ordentlich, da darf man nicht nur das Ergebnis sehen.” Na, da stimmen wir doch zu!

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