Die Ausschläge beim 1. FC Köln waren in den vergangenen Partien extrem: Nach dem Pokal-Kantersieg in Berlin, bei dem mal neunmal traf, schoss man gegen Aue, St. Pauli und Paderborn im Ligabetrieb in drei Spiele elf Tore und holte damit sechs Punkte. Dem gegenüber standen allerdings auch neun Gegentore, weswegen sich bei den Beobachtern merklich die Falten auf der Stirn vertieften – die defensive Arbeit des effzeh stand vor der Partie in Sandhausen auf dem Prüfstand. Beim Auswärtsspiel im Hardtwald genügten dem Aufstiegsaspiranten dann ein Geniestreich von Louis Schaub und eine Standardsituation. Im Anschluss begnügte man sich damit, die Führung zu verteidigen. Das klingt erstmal langweilig – fünf Erkenntnisse aus dem Spiel haben wir dennoch gesammelt.
Czichos und seine Partner – kaum Qualitätsverlust
Viel war beim effzeh auch darüber gesprochen worden, dass die Viererkette personell häufig umstrukturiert wurde – mal verteidigte Sobiech, dann wieder Meré, auf rechts dann Bader in Vertretung für Risse. Die einzige Konstante in dieser Saison ist Rafael Czichos, Anfangs Musterschüler aus Kiel. Der Linksfuß ist der unumstrittene Abwehrchef bei seinem neuen Arbeitgeber, um den Platz neben ihm kämpfen der spanische U21-Nationalspieler Jorge Meré und Lasse Sobiech, wie Czichos ebenfalls einer der besten Zweitliga-Verteidiger der jüngeren Vergangenheit. Qualitätsmäßig kann sich Anfang auf dieser Position also zwischen zwei nahezu gleichwertigen Optionen entscheiden, was für einen Trainer immer eine gute Ausgangsposition ist.
Bei gleichbleibender Qualität zwischen zwei Spielern können Entscheidungen dann unabhängig von einzelnen Stärken gefällt werden – während Meré deutlich spielstärker ist, überzeugt Sobiech etwas mehr durch sein Stellungs- und Kopfballspiel. Und so kann der Kölner Trainer in Abwägung der Herangehensweise des Gegners und – viel wichtiger – auf Grundlage der Trainingsleistungen und der generellen Form entscheiden, welcher Innenverteidiger neben Rafael Czichos aufläuft. Dass dann zwar immer ein Innenverteidiger auf der Bank sitzen muss, ist Zeichen für den qualitativ hochwertigen Konkurrenzkampf. Gegen Sandhausen spielte Sobiech eine blitzsaubere Partie, vor dem Ingolstadt-Spiel am Dienstag dürften die Argumente vielleicht dieses Mal eher auf seiner Seite liegen.
Den defensiven Job erledigen – Guirassy überzeugt
Die Balance finden zwischen Hurra-Stil nach vorne und defensiver Grundlagenarbeit – das ist ein Leitmotiv für den 1. FC Köln in dieser Saison, dessen Trainer (das kann man nicht oft genug betonen) offen für einen offensiven Stil steht. Dass er viel Wert darauf legt, Mechanismen im Ballbesitz-Spiel einzustudieren, ist im Vergleich zu vielen seiner Trainerkollegen vielleicht anders – die Folge daraus ist, dass seine Spieler stark gefordert werden. Manchmal kommen dann eben sehr offene Spiele zustande wie zuletzt gegen St. Pauli oder Paderborn. Doch wenn der 1. FC Köln aufsteigen will, braucht es auch solide, ungefährdete Siege wie in Sandhausen.
Und dafür ist es wichtig, dass alle Spieler ihre Rolle erfüllen. Am vergangenen Freitag zeigte sich, dass zum Beispiel Serhou Guirassy in der defensiven Arbeit sehr konzentriert und engagiert zu Werke ging, um die Kreise des offensiv ausgerichteten Sandhausener Rechtsverteidigers Klingmann einzuengen. Der Franzose unternahm viele Läufe, um den Raum für seinen Kontrahenten möglichst eng zu halten – teilweise stand Guirassy dabei nur wenige Meter vor Jannes Horn, seinem Hintermann auf der linken Seite. Nach vorne gelang dem Franzosen dabei nicht allzu viel, seine Flanke vor dem 1:0 allerdings hatte dennoch etwas Spielentscheidendes. Mehr kann man von einem Spieler dann in einem solchen Spiel auch nicht verlangen – Job erfüllt!
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