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Vorspiel

Der 1. FC Köln empfängt die TSG Hoffenheim: Erfolg zwingend notwendig

Wenn die Mannschaft am Freitagabend den Rasen betritt, geht es um deutlich mehr als drei Punkte: Es geht um die Zukunft ihres Trainers und um die Erhaltung der Möglichkeit, den Deckel irgendwie wieder auf den Kochtopf 1. FC Köln zu bekommen. Unser Vorspiel.

Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images

Ruhe durch Erfolg hatten sich Verein und Fans von der vergangenen englischen Woche erhofft – in Mainz und Düsseldorf standen vier Punkte und im Pokal gegen Viertligist Saarbrücken ein möglichst entspanntes Weiterkommen auf dem Wunschzettel. Heraus kamen allerdings bekannterweise drei schmerzhafte Niederlagen, somit null Punkte und das Aus im Pokal. Und obendrauf die Ankündigung von Sportchef Armin Veh, seinen Vertrag nicht über den kommenden Sommer hinaus verlängern zu wollen. Von Ruhe durch Erfolg ist der 1. FC Köln zu Beginn des Monats November so weit entfernt wie von der Auffassung, der VAR wäre eine geile Erfindung.

Diese Gemengelage kul­mi­nie­rte nach der Derbyniederlage in Düsseldorf am Sonntag in hektischer Betriebsamkeit, die man von außen betrachtet als chaotisch und nicht durchschaubar bezeichnen muss. Eine Mehrheit in den Gremien wollte Trainer Achim Beierlorzer rauswerfen, doch die Geschäftsführer Veh und Alexander Wehrle verhinderten dies angeblich vorerst, in dem sie ihre Personalien an die Zukunft des höchst umstrittenen Trainers banden. Wehrle widersprach dieser Darstellung im Nachhinein entschieden, auch der Kölner Vorstand stellte sich am Donnerstagmittag hinter die Version des Finanz-Geschäftsführers und verkündete, man arbeite mit dem 44-Jährigen vertrauensvoll zusammen.

Hoffenheim ist für Beierlorzer ein klassisches Endspiel

Wie auch immer es in den Hinterzimmern des Geißbockheimes letztlich ablief, Achim Beierlorzer bekommt gegen Hoffenheim ein Endspiel: „Ich bin nicht in der Vergangenheit oder der Zukunft unterwegs, sondern im Hier und Jetzt. Was dann kommt, kommt”, kommentierte der Trainer die Diskussionen um seine Person. Dabei gab er sich durchaus kämpferisch und betonte, er wolle mit der Mannschaft punkten und da hinten rauskommen. Dass es ein Endspiel für ihn ist, weiß er dabei aber auch: „Alles was ich beeinflussen kann, ist heute und morgen.“

„Vier Punkte mehr und im Pokal weiter und wir würden heute ganz anders reden.“

Seinen optimistischen und auf Dialog basierenden Stil hat Beierlorzer unter der Woche in Bezug auf die Mannschaft trotz des Misserfolgs nicht geändert. „Das ist ganz wichtig, dass ich authentisch bleibe”, erklärte der Trainer. “Was würde die Mannschaft denken, die mich jetzt vier Monate so wahrgenommen hat, wenn ich auf einmal zu einem anderen Lebewesen mutiere?“ fragte der 51-Jährige rhetorisch in die Runde. Stattdessen habe er die Mannschaft aber auch sich selbst von allem, was rund um und im Verein unter der Woche passiert ist, so weit abgeschirmt wie möglich. „Nur die Mannschaft kann den Erfolg bringen, und nur der Erfolg bringt Ruhe“. Dass die Mannschaft gegen Hoffenheim gewinnen kann, glaubt Beierlorzer: „Ich bin zuversichtlich, dass diese Mannschaft in der Lage ist, Hoffenheim zu schlagen.”

COLOGNE, GERMANY - SEPTEMBER 29: Achim Beierlorzer, Head Coach of 1. FC Koln looks on prior to the Bundesliga match between 1. FC Koeln and Hertha BSC at RheinEnergieStadion on September 29, 2019 in Cologne, Germany. (Photo by Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images)

Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images

Dass Darko Churlinov wieder in den Spieltagskader hochrutschen könnte, wollte der Kölner Trainer derweil nicht ausschließen. Der 19-Jährige trifft derzeit bei der U21-Mannschaft beinahe nach belieben – die Gespräche um eine Vertragsverlängerung mit dem Talent sind allerdings ins Stocken geraten. Und so war es wohl auch eine politische Entscheidung, ihn zuletzt nicht mehr in den Profi-Kader zu beordern. “Wir denken jede Personalie intensiv durch”, ließ Beierlorzer jedenfalls wissen. “Ich habe Darko beobachtet, als er zuletzt drei Tore gemacht hat und habe auch einen Eindruck aus den Trainingsleistungen.”

Katterbach und Kainz fallen aus

Auf jeden Fall verzichten muss der Cheftrainer gegen die Kraichgauer auf Noah Katterbach und Florian Kainz. Letzerer konnte zuletzt nur mit Schmerzmitteln spielen, überzeugte in seinen Einsätzen allerdings auch nicht. Anders war dies beim jungen Linksverteidiger Katterbach. Zwar steht mit Jonas Hector ein Schwergewicht als Ersatz bereit, doch der Nationalspieler wurde zuletzt im defensiven Mittelfeld gebraucht und war im Verbund mit Ellyes Skhiri einer der wenigen Lichtblicke beim FC. Gegen Düsseldorf übernahm Marco Höger Hectors Position im Mittelfeld, zeigte sich dabei aber einmal mehr in schwacher Verfassung.

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Und so ruhen viele Hoffnungen auf Birger Verstraete. Der Belgier spielte vor seiner Verletzung zu Beginn der Saison stark auf und könnte nun in die Startelf zurückkehren. Kann der Neuzugang an seine Leistungen zu Saisonbeginn anknüpfen, dürfte das die Kölner Chancen jedenfalls deutlich erhöhen. Auch mental könnte Verstraete mit seiner kämpferischen Art der Mannschaft gut tun. Viele vermeintliche Führungsspieler stecken derzeit im Formtief. Exemplarisch sei dort Torhüter Timo Horn genannt, der bisher eine schwache Saison spielt und mit jedem Gegentor verzweifelter in Richtung Vordermänner blickt. Seine junge und bundesligaunerfahrene Abwehr dürfte das kaum stützen – dem effzehl fehlen auch Persönlichkeiten, die im Abstiegskampf vorne weg gehen.

Hoffenheim reist mit viel Selbstvertrauen nach Köln

Der Gegner aus Hoffenheim hingegen ist nach schlechtem Start mittlerweile in der Spur und gewann seine letzten fünf Pflichtspiele allesamt, angefangen mit einem 2:1-Auswärtserfolg bei Bayern München. Damit hat die TSG sich aus der Abstiegszone herauskatapultiert, rangiert derzeit mit 17 Punkten auf Rang neun und hat Anschluss an das obere Tabellendrittel hergestellt. Form und Stimmung könnte bei beiden Mannschaften also gegensätzlicher kaum sein. Allerdings müssen die Kraichgauer vermutlich auf Offensivmann Andrej Kramaric verzichten, Trainer Alfred Schreuder nannte seinen Einsatz „unwahrscheinlich.”

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Der ehemalige Kölner und jetzige Hoffenheim-Profi Kevin Vogt warnte dennoch und nannte die Geißböcke einen möglichen Stolperstein, sollte man nicht 100 Prozent geben. Ein Bekenntnis zur Domstadt gab es vor seiner Rückkehr nach Müngersdorf zusätzlich: „Heidelberg ist zwar aktuell meine Heimat, aber es zieht mich immer wieder nach Köln. Die Familie meiner Freundin wohnt da, nach der Karriere wird es mich wieder dahinziehen.“

Kippt die Stimmung der Fans am Freitag?

Ein großer Fokus dürfte vor, während und nach dem Spiel auf den Kölner Fans, insbesondere der aktiven Fanszene in der Südkurve liegen. Diese hat die Mannschaft seit 2012 akustisch immer unterstützt oder sich zumindest nie direkt gegen die Mannschaft gewandt. Selbst in der historischen Katastrophensaison 2017/18 applaudierte man die Elf bis in die zweite Liga. Ein Pfund, welches der Verein in der Vergangenheit zu sehr als Normalität ansah. Auch Beierlorzer sagte auf der Spieltagspressekonferenz, dass er bedingungslose Unterstützung der Fans erwarte. In Düsseldorf drehte sich die Stimmung jedoch erstmals seit Jahren gegen die Mannschaft, schon vor dem Spiel gab es Aufforderungen wie „Wir wollen euch kämpfen seh’n“, welche nach dem Tor zum 0:2 in ein frustriertes „Wir ham’ die Schnauze voll“ umschlug.

COLOGNE, GERMANY - OCTOBER 22: fans of FC Koeln show their support during the Bundesliga match between 1. FC Koeln and SV Werder Bremen held at RheinEnergieStadion on October 22, 2017 in Cologne, Germany. (Photo by Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images)

Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images

Ein weiterer sportlicher Offenbarungseid am Freitag könnte das Band, welches seit 2012 Fans und Mannschaft zusammenhält, erst einmal durchtrennen. Im Verein sprach man in der Vergangenheit gerne vom schwierigen Kölner Umfeld. Dabei ist es nicht ausgeschlossen, dass sich bei einer Niederlage einige umgucken werden, wie ruhig das Umfeld in den letzten Jahren eigentlich war.

Es geht am Freitag auch darum, die Fans mit einem guten Spiel und möglichst drei Punkten zu besänftigen. Sonst könnte der eh schon sehr ungemütliche Herbst in der Länderspielpause in einen verfrühten Wintereinbruch münden, bei dem mindestens der Trainer am Ende der Nahrungskette als erstes seinen Hut nehmen muss – und die Stimmung erst einmal vollends im Eimer ist.

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