Nach dem Trainingslager im spanischen Benidorm ist der Tross des 1. FC Köln am Samstag in die Domstadt zurückgekehrt – die intensive Arbeit in den vergangenen Tagen ist Grund genug, dass sich die Mannschaft nun bis zum Dienstag erholen kann. Dann startet der FC in die Spielvorbereitung des 18. Spieltags, an dem mit dem VfL Wolfsburg der Tabellenneunte in Köln aufschlägt. Die “Wölfe” sind mit ihrer Hinrunde nicht ganz zufrieden, wollen aber dennoch in der kommenden Saison nach Europa. Der 1. FC Köln konnte durch den Zwischensprint mit drei Siegen vor Weihnachten ein wenig Luft im Kampf gegen den Abstieg schnappen, der die Mannschaft auch in den kommenden Monaten noch begleiten wird.
Für Horst Heldt und Markus Gisdol, die seit November die sportlichen Geschicke beim FC veranworten, bestand in den vergangenen Wochen zum ersten Mal die Gelegenheit, sich ohne Wettkampfstress mit den Prozessen und Strukturen des Kölner Bundesligabetriebs vertraut zu machen. Während Horst Heldt das Augenmerk darauf legte, personelle Veränderungen im Kader anzustoßen, konnte Markus Gisdol in der täglichen Arbeit auf dem Feld mit der Mannschaft an der Bundesligatauglichkeit arbeiten. Und beide sind gewiss nicht untätig geblieben.
Viel Bewegung im Kader – und Einiges steht noch aus
Mit Mark Uth und Elvis Rexhbecaj sind zwei neue Spieler ans Geißbockheim gekommen. Auch auf der Abgabenseite hat sich bereits etwas getan: Louis Schaub geht vorerst nach Hamburg, Darko Churlinov dauerhaft nach Stuttgart – zwei Abgänge im Offensivbereich, die den 1. FC Köln auf jeden Fall schmerzen. Und es dürften nicht die letzten Personalbewegungen gewesen sein: Ein neuer Innenverteidiger könnte noch vor Rückrundenstart ans Geißbockheim kommen – schenkt man den Medienberichten Glauben, könnte es sich dabei sogar um Weltmeister Benedik Höwedes handeln. Auf der Seite der Abgänge dürften wohl Niklas Hauptmann, Vincent Koziello und Matthias Bader bald ihre Zelte in Köln abbrechen. An den Transferbewegungen zeigt sich erneut, dass beim 1. FC Köln zuletzt wenig Kontinuität auf der sportlichen Entscheidungsebene herrschte und gleichzeitig in massiver Form Transferwerte verbrannt wurden.
Hauptmann und Koziello, die in dieser Bundesliga-Saison bis dato gar keine Rolle spielten, kosteten zusammengerechnet sechs Millionen Euro – der FC kann froh sein, wenn er in dieser Transferperiode einen Verein findet, der sie erst einmal auf Grundlage einer Leihe verpflichtet. Beide bekommen offenbar hohe Bezüge in Köln, sodass es für aufnehmende Vereine schon ein Wagnis sein könnte, zwei Spieler ohne Spielpraxis mit einem solchen finanziellen Volumen zu verpflichten. Und dass Louis Schaub den Verein verließ, sorgte allenthalben für Diskussionen – auch in Hamburg zeigte man sich überrascht davon, dass ein solcher Spieler überhaupt auf den Markt kommen konnte.
Neue Optionen für die Startelf
Die Transferpolitik dieses Winters soll dies aber nicht schmälern, weil mit Uth und Rexhbecaj zwei Spieler hinzugestoßen sind, die Gisdols Optionen auf einen Schlag erhöhen und den Kreis derjenigen Spieler vergrößert, die für die Startelf in Frage kommen. Da für den einmaligen Nationalspieler Uth aber keine Kaufoption vorhanden ist, steht der FC im Sommer wieder vor der Frage, welchen Spielertyp er für den Bereich der hängenden Spitze verpflichten könnte – falls es bei Schaub in Hamburg gut läuft und sich die Parteien einigen, wäre der Österreicher ebenfalls ohne großen Erlös weg. In jedem Fall ist Uth eine sinnvolle, wenn auch kurzfristige Verstärkung, weil er den nötigen Zug zum Tor mitbringt.
Für andere Spieler im Kader war das Trainingslager vielleicht ein Neustart – bestes Beispiel dafür könnte Kingsley Schindler sein, der in der Endphase der Hinserie keine Rolle mehr spielte, nun aber eine Option auf der Position des Rechtsverteidigers sein könnte. Auch mehrere Jugendspieler aus der U19 konnten sich unter Profibedingungen zeigen – in der Hinserie etablierten sich schließlich mit Noah Katterbach, Ismail Jakobs und Jan Thielmann drei Talente aus der eigenen Jugend. Vielleicht kann sich in der Rückrunde ein weiterer junger Spieler ins Rampenlicht spielen.
Das Körperliche steht bei Gisdol im Vordergrund
Ob dafür die Möglichkeit besteht, wird sich zeigen – den FC erwartet ein schweres Auftaktprogramm. Bis März muss der aktuelle Tabellenfünfzehnte unbedingt in Nähe des rettenden Ufers bleiben, weil dann die Crunch Time beginnt. Markus Gisdol bekundete in seinem Trainingslager-Fazit auch, dass es für seine Mannschaft nur darum gehe, die Klasse zu halten. „Wir werden vermutlich bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt kämpfen”, zitiert ihn der Geissblog.Köln. Um angemessen auf diese Aufgabe vorbereitet zu sein, legte er den Fokus in den Trainingseinheiten auf Fitness und die Arbeit gegen den Ball.
„Wir haben sehr viel Wert auf die Dinge gelegt, die wir bislang schon angestoßen haben, um sie zu verfestigen. Besonders im Spiel gegen den Ball: welche Räume wir zustellen wollen, welche Anlaufhöhe wir haben wollen, wo wir die Angriffe der Gegner hinlenken wollen, um dann zuzupacken”, schilderte er die Details. Aber auch am Spielaufbau sei gearbeitet worden. Von daher ist es gut möglich, dass in den kommenden Spielen mehr von Gisdols fußballerischer Idee sichtbar wird, die zum Ziel hat, durch viel Laufarbeit und Engagement den (besseren) Gegner auf das eigene Niveau herunterzuziehen.
Viel Geld für wenig Leistung – das muss sich ändern
Gelingt es dem 1. FC Köln in den kommenden 17 Spielen, den Klassenerhalt in der Bundesliga zu sichern, hätten Gisdol und Heldt in dieser Winterpause offensichtlich vieles richtig gemacht – dann würde der Weg des 1. FC Köln, sich zu einem konkurrenzfähigen Bundesligisten zu entwickeln, allerdings noch nicht beendet sein. Der Kader und dessen Gehaltsstruktur sind momentan zu aufgebläht, was dringend verändert werden muss. Der FC zahlt sehr viel Geld für wenig fußballerische Leistung, wovon auch die letzten drei Siege nicht ablenken konnten.
Auf der anderen Seite hat die Mannschaft mittlerweile wieder Spieler in ihren Reihen, denen man gerne beim Spielen zuschaut: Das defensive Mittelfeld um Skhiri und Hector könnte in der Rückrunde zu einem Trumpf werden, auf den Außenbahnen bringen die Youngsters Jakobs und Thielmann viel Tempo und Engagement mit. Jhon Cordoba hat sich den Eindrücken aus dem Trainingslager zufolge zum ersten Ansprechpartner im Sturm entwickelt – seine Wucht und seine mitreißende Spielweise könnten in den nächsten Monaten durchaus für Begeisterung sorgen. Vielleicht sogar schon am Wochenende gegen Wolfsburg.