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Analyse

1. FC Köln kassiert Last-Minute-Ausgleich gegen Borussia Dortmund: Der Irrweg des Dominick Drexlers

Der 1. FC Köln verpatzt gegen Borussia Dortmund nur die Anfangs- und Schlussminuten, sodass es immerhin zu einem Punkt reicht – oder war tatsächlich noch mehr drin? Unsere Analyse zum 2:2 gegen den BVB!

Koeln, Rheinenergiestadion, 20.03.21, GER, Herren, 1.Bundesliga, Saison 2020-2021, 1.FC Koeln - Borussia Dortmund Bild: v. li. im Zweikampf Emre Can Dortmund und Dominick Drexler Koeln Nur fuer journalistische Zwecke Only for editorial use Gemaess den Vorgaben der DFL Deutsche Fußball Liga ist es untersagt, in dem Stadion und/oder vom Spiel angefertigte Fotoaufnahmen in Form von Sequenzbildern und/oder videoaehnlichen Fotostrecken zu verwerten bzw. verwerten zu lassen. DFL regulations prohibit any use of photographs as image sequences and/or quasi-video. NRW Deutschland *** Koeln, Rheinenergiestadion, 20 03 21, GER, Herren, 1 Bundesliga, Saison 2020 2021, 1 FC Koeln Borussia Dortmund Bild v li im Zweikampf Emre Can Dortmund und Dominick Drexler Koeln Nur fuer journalistische Zwecke Only for editorial use According to the regulations of the DFL Deutsche Fußball Liga it is prohibited, DFL regulations prohibit any use of photographs as image sequences and or quasi video NRW Germany
Foto: imago images / Ulrich Hufnagel

Der 1. FC Köln bleibt auch im sechsten Spiel hintereinander ohne Sieg, obwohl es gegen Borussia Dortmund lange Zeit so aussah, als würde das Team von Markus Gisdol die drei Punkte in Müngersdorf zu halten. Durch die Ergebnisse der Konkurrenz ist der FC nun bei noch acht ausstehenden Spielen auf den Relegationsrang abgerutscht. Bisher sieht es auch nicht danach aus, als würde sich auf der Trainerposition bei den “Geißböcken” in dieser Saison noch etwas verändern – Gisdol dürfte daher die anstehende Länderspielpause nutzen, um die Mannschaft für die kommenden Aufgaben vorzubereiten.

Gegen den Champions-League-Viertelfinalisten aus Dortmund hatte er sich für eine 4-4-2-Grundordnung entschieden, in der Dominick Drexler und Ondrej Duda das offensivste Duo bildeten. Davon abgesehen bildeten auf den Außenbahnen Kingsley Ehizibue und Marius Wolf auf rechts und Noah Katterbach und Ismail Jakobs auf links jeweils ein Paar, die sich vor allem über Tempo definieren. Im Zentrum agierten mit Jonas Hector und Ellyes Skhiri die beiden individuell stärksten Mittelfeldspieler des 1. FC Köln. Überraschungen auf Dortmunder Seite gab es wenige: Ohne die beiden Kreativspieler Jadon Sancho und Raphael Guerreiro musste Trainer Edin Terzić seinerseits kreativ werden, um die Offensive zu besetzen. Die qualitative Tiefe im Kader verschaffte ihm in dieser Hinsicht durchaus praktikable Lösungen.

Dortmund startet bestens ins Spiel

Die Herangehensweise des 1. FC Köln definierte sich über drei klare Ketten, enge Abstände und das zuletzt schon praktizierte Mittelfeldpressing. Das Problem gegen den BVB war: Der FC fand nur sehr schleppend ins Spiel, weil die Dortmunder zu Beginn sofort präsent waren, frühe Ballgewinne erzielten – und durch Erling Haaland früh in Führung gingen. Der halbrechte Innenverteidiger Emre Can war nach drei Minuten nicht intensiv genug angelaufen worden, sein Chipball hinter die Abwehr des FC fand den Norweger. Der 20-jährige Ausnahmestürmer hatte sich vorher geschickt von Jorge Meré abgesetzt und mit einem angedeuteten kurzen Laufweg den Schwung geholt, den er im Laufduell gegen den Spanier brauchte. Wie so oft in der jüngeren Vergangenheit hatte die FC-Defensive die Ausholbewegung von Can nicht ausreichend antizipiert, sodass eine Abseitsfalle unmöglich war.

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Haaland jedenfalls kontrollierte den Ball gut und drehte sich viel zu einfach um Meré herum, aus spitzem Winkel überwand er Timo Horn zur Dortmunder Führung. Auch in der Folge blieb der BVB in eigenem Ballbesitz geduldig, ließ den Ball lange zwischen den Innenverteidigern Can und Mats Hummels zirkulieren, die gerade in der Anfangsphase auch noch gute Passoptionen nach vorne hatten. Nach einem tiefen Ball auf Giovanni Reyna hatte Thorgan Hazard nach acht Minuten die nächste Gelegenheit, Meré konnte aber blocken. Mit viel Selbstvertrauen ausgestattete Dortmunder schienen also auf dem besten Weg, das kriselnde Kellerkind aus der Domstadt fachgerecht zu zerlegen.

Gisdols Reaktion auf Moukokos Einwechslung

Es kam allerdings anders, und das lag am Spannungsabfall der Dortmunder: Einige zu riskante Pässe im Aufbau, dazu weniger Aktivität im Freilaufverhalten und gegen den Ball halfen den Kölnern dabei, nach und nach ins Spiel zu finden – und ihrerseits mehr Ballbesitz zu sammeln. Erste zaghafte Abschlüsse von Hector und Duda standen sinnbildlich für die Leistungssteigerung des FC. Im Mittelfeld lösten Duda und der auch an diesem Tag wieder enorm starke Skhiri einige Situationen gut auf. Etwa nach einer halben Stunde begann dann eine Phase mit mehreren Schlüsselmomenten: Erst hätte Haaland nach einem erneuten Chipball aus der Defensive auf 2:0 stellen können, dann fasste sich Katterbach mit einem Dribbling nach innen ein Herz und zog ab. Der eigentlich ungefährliche Schuss prallte an Jude Bellinghams Oberarm, sodass der FC wie schon gegen Union einigermaßen glücklich per Strafstoß zum Torerfolg kam.

Die BVB-Spieler fingen in der Folge an, mit sich zu hadern, gerade Haaland wirkte sehr unzufrieden. In der Phase vor dem Seitenwechsel konnte der FC immer mehr Spielanteile sammeln, wonach es zu Beginn der Partie nicht wirklich ausgesehen hatte. Dortmunds Coach Terzić reagierte in der Halbzeit auf die Lethargie seiner Elf und brauchte mit dem 16-jährigen Youssoufa Moukoko einen neuen Offensivspieler, der gleich für Probleme sorgte. Da er sich als Satellitenstürmer rund um Haaland bewegte, war die Zuordnung in der FC-Defensive nicht klar: Wer nimmt ihn auf? Die Innenverteidiger oder die Sechser?

Auf einmal war etwas drin für den 1. FC Köln

Dadurch wurde der BVB auch prompt zwingender und gefährlicher, weil beim FC im Sechserraum noch nicht ganz klar war, wie mit der neuen Ausrichtung der Dortmunder umgegangen werden soll. Nach wenigen Minuten reagierte Gisdol zusammen mit seiner Mannschaft (Drexler hatte zuvor mit ihm an der Seitenlinie ein Gespräch geführt) und stellte auf ein 4-1-4-1 mit einer besseren Tiefenstaffelung durch Skhiri um. Dadurch bekam der FC Moukoko besser in den Griff. Danach entwickelte sich ein sehr offenes Spiel, in dem es sehr rasant zwischen beiden Strafräumen hin und her ging. Eine gute Grätsche von Meré gegen Moukoko, eine geklärte Hereingabe von Drexler – in beiden Strafräumen war durchaus etwas los. Und es wurde deutlich: In diesem Spiel ist es etwas drin für den 1. FC Köln.

Foto: Imago

Nach 62 Minuten fiel dann tatsächlich das Führungstor: Ein zweiter Ball landete bei Hector, der sich mit einer guten Drehung geschickt aus der Pressingsituation löste und dann Drexler einsetzen konnte. Dessen Pass auf die linke Seite und in die Tiefe hätte eigentlich von Thomas Meunier verteidigt werden müssen, der Belgier aber legte den Ball perfekt in den Lauf von Jakobs, der wuchtig zum 2:1 abschloss. Der BVB brauchte in der Folge seinerseits ein wenig Zeit, um sich von diesem Rückstand zu erholen. Die langen Ballkontaktzeiten einzelner Spieler halfen nicht unbedingt. Der FC tat, was er tun musste, verteidigte mit Hingabe und Engagement die Führung. Erst in den letzten zehn Minuten wurden die Dortmunder zwingender, und sofort waren auch die Chancen auf den Ausgleich da: Haaland scheiterte per starkem Kopfball am Pfosten, danach setzte er eine Ablage per Halbvolley am Tor vorbei.

Drexlers Anlaufverhalten wirft Fragen auf

Ähnlich wie im Hinspiel geriet die Führung des FC also arg wackelig. Dass Gisdol in der Schlussphase dreimal wechselte und mit Ehizibue und Hector zwei sehr starke Spieler auf Schlüsselpositionen auswechselte, hatte vielleicht auch einen Effekt. In der 90. Minute konnten sich die Dortmunder für ihre Mühen belohnen. Hummels und Can spielten sich den Ball in der eigenen Hälfte hin und her, der FC presste mit Drexler und dem eingewechselten Jan Thielmann und hätte eigentlich nur einen langen Ball zulassen können. Die anderen BVB-Spieler waren weit nach vorne gerückt. Aus einem bisher unerfindlichen Grund hörte Drexler aber auf, Can zu pressen, sondern lief auf seine Position als rechter Mittelfeldspieler weit weg vom Spielgeschehen zurück.

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Can konnte mit Ball vorrücken und auf der rechten Seite den ebenfalls eingewechselten Ansgar Knauff anspielen. Der setzte sich etwas zu leicht gegen Katterbach durch und brachte den Ball in die Mitte, wo zahlreiche BVB-Spieler Chaos gestiftet hatten, sodass Haaland am zweiten Pfosten den Fuß reinhielt – 2:2. Ein in seiner Entstehung leicht vermeidbares Tor, da Drexler eher auf Can hätte draufgehen müssen, um einen langen Ball zu erzwingen. Das hätte dann zwar immer noch in einem Gegentreffer enden können, es wäre aber weitaus unwahrscheinlicher gewesen. Über die rechte Seite und Knauffs Vorstoß war der Winkel für eine gute Flanke besser, was letztendlich dann auch in einem Tor resultierte. Der Ausgleichstreffer kostete den FC zwei wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt.

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