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Analyse

Schlechte Pässe und eine Torwartdiskussion beim 1. FC Köln

Gegen den Aufsteiger aus Bielefeld verliert der FC mit 0:1 – offensiv ging so gut wie nichts, defensiv patzte einmal mehr Timo Horn. In Köln ist bereits früh in der Saison wieder Feuer unterm Dach.

Foto: Martin Rose/Getty Images

Zweites Spiel, zweite Niederlage für den 1. FC Köln: Gegen Arminia Bielefeld verliert die Mannschaft von Markus Gisdol mit 0:1. Das Spiel war eigentlich auf Kurs eines torlosen Unentschiedens, in der 78. Minute traf Edmundsson nach einem individuellen Fehler des FC zum Siegtor. Das Publikum auf der Alm hatte zuvor ein niveauarmes Spiel gesehen, in dem der 1. FC Köln vieles schuldig blieb. Im letzten Drittel fehlte zu häufig die Passqualität, die Kölner Spieler trafen im Übergang auch zu viele falsche Entscheidungen.

Gisdol hatte im Vergleich zur Auftaktniederlage gegen Hoffenheim einmal getauscht: Kingsley Ehizibue spielte für Marco Höger als Rechtsverteidiger. Ansonsten blieb der taktische Plan ähnlich: Der FC agierte in einem etwas tieferen Mittelfeldpressing und setzte im Spiel nach vorne auf die Qualitäten von Sebastian Andersson im Luft- und Bodenduell. Immer wieder versuchte die Kölner Offensive, auf dem Flügel einen Raum zu erspielen, um dann in Ruhe eine Flanke in die Mitte schlagen zu können – am Ende des Spiels standen 27 Flanken in der Statistik zu Buche. Durch den hinterlaufenden Jannes Horn bot sich zu Beginn der Partie eine Szene, die dem 1:1-Ausgleichstreffer gegen Hoffenheim ähnelte. Jan Thielmanns Flanke mit dem rechten Fuß als inverser Außenspieler fand dieses Mal allerdings nicht sein Ziel.

Wenig Gefahr nach vorne beim 1. FC Köln

Grundsätzlich blieb der FC nach vorne sehr ungefährlich. Die größte Chance vergab Rafael Czichos kurz vor der Pause, als er einen Duda-Freistoß nicht aufs Tor bringen konnte. Speziell im ersten Durchgang passierte sonst aber relativ wenig. Sebastian Andersson, der unter der Woche noch angeschlagen trainierte, hatte nur neun Ballkontakte. Etwas zwingender wurde der FC nach dem Seitenwechsel, Schüsse und Schussversuche von Thielmann, Andersson und Rexhbecaj brachten Bielefelds Keeper Ortega allerdings nicht großartig in Bedrängnis.

Foto: Martin Rose/Getty Image

Etwas besser wurde es in den zweiten 45 Minuten, als Dominick Drexler für Jonas Hector eingewechselt wurde und die Position als linker Mittelfeldspieler einnahm. Dadurch rückte Rexhbecaj auf die Sechs. Zuvor hatte die Wolfsburger Leihgabe auf der rechten Seite gespielt, stellte dort aber unter Beweis, dass eine solche Rolle nicht zu ihm passt. Der Linksfuß ist sehr umtriebig, seine Lauf- und Zweikampfstärke kann er allerdings im Zentrum besser einbringen. Wenn er auf der Außenbahn durch die Seitenlinie begrenzt ist, gehen ihm zu schnell die Optionen aus. Seine Stärken als Ballschlepper und „Foulzieher” kommen dort auch besser zur Geltung.

Passqualität häufig nicht gut genug

Der Grund für Kölns harmlose Offensive: nur ganz selten gelang es, mit guten Pässen die Bielefelder Defensivlinien zu überspielen. Eine erste solche Aktion gab es nach mehr als 30 Minuten, als Horn mit einem flachen Pass im Aufbau Skhiri bediente, der gleich auf Duda weiterspielte. Ansonsten konnten die beiden Sechser der Kölner sehr selten aufdrehen und mit Blick nach vorne Aktionen einleiten. Zuvor hatte nur eine Körpertäuschung von Hector mal für einen Überraschungsmoment gesorgt, als der Kapitän sich damit selbst den Raum öffnete und die Flanke von Jannes Horn jedoch zu scharf geriet. In Umschaltgelegenheiten fehlte wie etwa bei Jan Thielmann nach 40 Minuten die Passqualität, sodass die Dynamik verloren ging und der Angriff neu gestartet werden musste.

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Neuzugang Ondrej Duda, der gegen Hoffenheim noch durch gelungene Einzelaktionen zu überzeugen wusste, erwischte keinen guten Tag, sodass vom früheren Berliner auch keine guten Impulse ausgingen. Und so war es lange Zeit ein sehr mauer Auftritt des 1. FC Köln, den auch die Einwechslungen der Neuzugänge Dimitrios Limnios und Tolu Arokodare nicht positiv zu beeinflussen wussten. Auch die Bielefelder veränderten die Dynamik des Spiels durch Wechsel: mit Edmundsson und Schipplock agierten die Gastgeber offensiver, was zwölf Minuten vor dem Ende mit dem 1:0 belohnt wurde.

Eine frühe Towartdiskussion – oder nicht?

An dieser Szene ließen sich gleich mehrere Dinge erklären: Bielefelds Keeper Stefan Ortega präsentierte sich (von einer Ausnahme abgesehen) sehr spielstark und brachte selbst schwierige Diagonalbälle immer wieder zum Mitspieler. Die Ironie an der Geschichte: Sein langer Ball auf Edmundsson zählt als Assist. Sein Gegenüber auf der anderen Seite sah genau bei dieser Szene nicht gut aus und ließ nach zögerlichem Herauslaufen den Ball aus eigentlich unmöglichem Winkel passieren. Aus einer ungefährlichen Szene hatte der FC das entscheidende Tor gefangen – und Timo Horn kann von der Schuld sicherlich nicht freigesprochen werden. Bereits gegen Hoffenheim hatte Horn zweimal nicht gut ausgesehen.

Foto: Martin Rose/Getty Images

Nach dem Rückstand agierte der FC kopflos und brachte mit Frederik Sörensen einen weiteren Abnehmer für lange Bälle. Dennoch schaffte es die solide Bielefelder Innenverteidigung um Amos Pieper und Mike van der Hoorn, alle Situationen zu klären. Zweite Niederlage im zweiten Spiel, 3 von 4 Halbzeiten nicht auf der Höhe und nun auch noch eine Torwartdiskussion: Der 1. FC Köln steht früh in der Saison wieder stark unter Druck.

Ron-Robert Zieler ist zur „Weiterentwicklung” in Köln

Es war daher schon einigermaßen bemerkenswert, dass sich Markus Gisdol nach dem Spiel direkt zu dieser Personalie äußerte und klarstellte, dass Timo Horn die Nummer eins bleiben würde. Einen Tag später stellte Horst Heldt klar, dass es ein Fehler gewesen sei und die Kritik intern angesprochen werde. „Wir werden keinen Einzelnen zur Schlachtbank führen. Wenn wir das zulassen, können wir uns abmelden”, ergänzte der FC-Geschäftsführer, der im Sommer mit Ron-Robert Zieler eigentlich einen Konkurrenten für Horn verpflichtet hatte. Trainer Gisdol nahm der Diskussion dann auch noch Luft aus den Segeln, in dem er sagte: „Ron-Robert Zieler ist nicht mit der klaren Absicht gekommen, hier Nummer eins zu werden, sondern Nummer zwei zu sein und sich hier zu entwickeln.”

Man kann es für spitzfindig halten, aber alleine an diesem Sachverhalt sieht man, dass am Geißbockheim vielleicht nicht dieselben Maßstäbe gelten wie anderswo: Timo Horn ist einer der Spieler im Portfolio von Volker Struth, der sich zuletzt zu vereinspolitischen Themen äußerte und am Geißbockheim ein- und ausgeht. Zieler ist zwar ebenfalls Kunde in Struths Agentur, aber es ist fraglich, warum ein 30-jähriger Weltmeister zu einem Mittelklasseverein in der Bundesliga wechselt, um sich dort „zu entwickeln”. Torwarttrainer Andreas Menger hatte zuletzt nicht wirklich dazu beigetragen, dass sich Timo Horn entwickelt.

Vor dem Derby gegen Borussia Mönchengladbach ist in Köln schon wieder Feuer unterm Dach: Einzige Hoffnung ist aktuell der Faktor Zeit, mit dem sich Neuzugänge wie Andersson, Duda und Limnios an die Bedingungen in Köln gewöhnen können, um verlässlich ihre Leistungen abzurufen. Gelingt das nicht, steht dem FC wieder eine schwierige Saison ins Haus.

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