Dem 1. FC Köln gelingt nach fast einem Jahr mal wieder ein Heimsieg in der Bundesliga: Das Team von Markus Gisdol schlug am Sonntagabend Arminia Bielefeld mit 3:1 und kann sich nun über den vorübergehenden Sprung auf Platz 14 freuen. Nach 19 Spielen konnte der FC bis dato 18 Punkte sammeln, speziell aufgrund der Schwäche der Konkurrenz aus Mainz und insbesondere Schalke befinden sich die “Geißböcke” trotz aller fußballerischen und finanziellen Probleme auf einem halbwegs zielführenden Weg in Richtung Klassenerhalt.
Für das Spiel gegen den Aufsteiger, gegen den der 1. FC Köln in der Hinrunde mit 0:1 verloren hatte, passte Gisdol die Startelf auf fünf Positionen an. Mit Jorge Meré als rechtem Halbverteidiger und Rafael Czichos im Zentrum waren es in der Fünferkette bereits zwei Wechsel. Im defensiven Mittelfeld ersetzte Elvis Rexhbecaj den noch nicht ganz fitten Kapitän Jonas Hector. In der Offensive gab es gleich zwei Neue: Ismail Jakobs sollte auf einer für ihn recht neuen Position als linker offensiver Mittelfeldspieler für Tiefe sorgen, während Neuzugang Emmanuel Dennis in der Spitze, flankiert von eben jenem Jakobs und Ondrej Duda, sein Debüt feiern durfte.
Der 1. FC Köln zeigt die nötige Aggressivität
Der Gegner aus Bielefeld setzt in dieser Saison durchgehend auf ein 4-2-2-2/4-2-3-1, so auch dieses Mal. Einer der wichtigsten Spieler für das Team von Uwe Neuhaus ist der Japaner Ritsu Doan, an dessen Leistungen sich oftmals die Leistungen des Teams angleichen. Das Aufbauspiel der Arminen findet dabei überwiegend flach statt, wenngleich der spielstarke Torhüter Stefan Ortega (der im Hinspiel mit einem langen Ball den Siegtreffer vorbereitet hatte) auch häufiger mit direkten Pässen in die Spitze Zielspieler Fabian Klos einsetzt. Der FC hatte sich überlegt, in diesem Spiel frühe Ballgewinne zu erzwingen und insbesondere das Bielefelder Zentrum nicht ins Spiel kommen zu lassen. Rexhbecaj agierte dabei als etwas vorgeschobener Sechser, der sich entweder um Marcel Hartel oder Fabian Kunze kümmerte. Ellyes Skhiri, der Spieler mit dem größten Volumen beim FC, agierte als Absicherung.
Probleme hatten die Bielefelder insbesondere dann, wenn es den beiden Stürmern Sven Schipplock und Klos nicht gelang, sich durch ihr Freilaufverhalten in einen der Räume zu begeben, wo sie dann anspielbar waren für einen der Aufbauspieler. Gerade Klos lässt sich häufig zwischen die Linien fällen und verteilt die Bälle von dort. Der FC versuchte dementsprechend, früh Ballgewinne zu erzielen. Und im Vergleich zu vielen anderen Spielen gelang das gegen Bielefeld häufig, was auch an der körperlichen Präsenz der Kölner lag. Gisdol hatte zuletzt immer wieder betont, dass es für seine Mannschaft auch viel darum gehe, die nötige Aggressivität mitzubringen, um in der Bundesliga bestehen zu können – gegen Bielefeld gelang das, obwohl spielerisch erneut nicht allzu viel zusammenlief.
Starke Anfangsphase die Grundlage für den Heimsieg
Das eigene Aufbauspiel basierte im Wesentlichen auf langen Bällen von Timo Horn und den daraufhin einsetzenden Kampf um den zweiten Ball. Durch die Aufstellung von Dennis und Jakobs in der Offensive hatten die Kölner aber auch die Möglichkeit, mit langen Bällen hinter die Abwehr die sprintstarken Spieler einzusetzen, was aber nicht allzu oft gelang. Eine Szene in der 5. Minute mit einem langen Ball auf Jakobs, der allerdings nicht richtig zum Abschluss kam, steht dafür stellvertretend. Ob und wie beim FC offensiv etwas zusammenläuft, hängt häufig auch von Marius Wolf ab, der gegen Bielefeld als rechter Flügelverteidiger ran durfte. Nach 9 Minuten erzwang er im Zusammenspiel mit Duda einen Eckball, weil er nach einem Doppelpass die Tiefe attackierte.
Den Rebound nach der Ecke sammelte Duda auf, brachte den Ball gegen neu positionierte und daher leicht ungeordnete Arminen in die Mitte, wo Skhiri per Kopf Ortega zu einer Parade zwang – den Abstauber verwandelte dann Wolf zum Führungstreffer. Gerade Schipplocks Abwehrverhalten, der in dieser Szene komplett regungslos blieb, warf aus Bielefelder Sicht Fragen auf. Durch diese Führung lag das Momentum beim FC, die Kölner hatten durchaus gute Phasen im Ballbesitz und versuchten immer wieder, Konter zu initiieren. Mal passte die Passqualität, mal die Schrittfolge bei Rexhbecaj nicht. Die Anfangsphase ging allerdings dennoch an das Team von Gisdol, dessen Mannschaft fünf Torabschlüsse sammelte – Bielefeld bis dato keinen einzigen. Erst nach 22 Minuten und einem Standard von Doan, der bis dahin kaum ins Spiel gefunden hatte, bekam Timo Horn durch einen Schipplock-Kopfball etwas zu tun.
Marius Wolf belohnt sich für seine Mühen
In der 28. Spielminute konnte der FC sogar erhöhen: Rafael Czichos fing einen langen Ball gut ab und leitete mit einem Steilpass nach vorne den Angriff ein, das war technisch durchaus ansprechend. Sein Pass fand Duda, der daraufhin das Spiel gegen ungeordnete Bielefelder auf die linke Seite verlagerte. Jakobs attackierte den freien Raum, wo ihn dann Katterbachs Pass fand. In der Mitte hatten die Bielefelder gegen Dennis und Rexhbecaj eigentlich Überzahl, am zweiten Pfosten gelang der Ball dann zu Wolf, der per Dropkick einschoss – Joakim Nilsson hatte den Ball dorthin verlängert. Wolfs Doppelpack war damit auch so etwas wie die Belohnung für die Offensivaktivitäten der Dortmunder Leihgabe, die pro Spiel mit 1,5 Torschüssen beim FC am zweithäufigsten zum Abschluss kommt, Führender hier ist Sebastian Andersson mit 2,1 Abschlüssen.
die einzig signifikante stärke dieser mannschaft ist es, in den big-point-spielen zu punkten #effzeh
— Arne Steinberg (@steinberg_arne) January 31, 2021
Mit dem Wissen, 2:0 zu führen und damit gut im Spiel zu sein, präsentierte sich der FC daraufhin robust in den direkten Duellen, weswegen die Mehrzahl der zweiten Bälle beim Team von Gisdol landete. Der Übergang bei Bielefeld gelang selten, Klos konnte die Bälle nicht wie gewohnt verteidigen. Erst eine Chance von Reinhold Yabo nach einem Ballverlust sorgte für Torgefahr der Gäste. In der zweiten Halbzeit fand dann auch Dennis bessere Bindung, er ließ sich immer wieder tief fallen und sammelte so Ballaktionen. Auf der rechten Seite zeigte er nach 50 Minuten seine Stärke im Dribbling.
Verdienter Sieg, schwache Konkurrenz
Eine der Schlüsselszenen des Spiels war die 53. Minute, in der Doan und Klos aus Bielefelder Sicht endlich miteinander kombinieren konnten, was auch prompt in einem Tor endete: Eine gute Bewegung des Japaners von Außen in die Mitte mit Klos als Wandspieler sorgte für einen Abschluss, das Tor wurde allerdings wegen eines Handspiels von Klos nicht anerkannt. Der FC gelang es in der zweiten Halbzeit nicht mehr, die Kreise der Bielefelder Offensivspieler einzuengen, nach einer Stunde landeten die “Geißböcke” dann aber doch den Matchwinner: Wolf fand nach einem unfreiwilligen Doppelpass mit Jacob Laursen auf einmal viel Platz vor und zog in die Mitte, wo er Skhiri fand. Im Rücken der Bielefelder Sechser hatte sich Rexhbecaj durch einen Lauf Luft verschafft, Skhiri bediente genau diesen Raum mit einem Pass. Durch Dennis’ clevere Antizipation ließ er den Ball durch, woraufhin die Wolfsburger Leihgabe alleine vor Ortega das 3:0 markierte.
Eine halbe Stunde vor Spielende agierte der FC also plötzlich mit einer komfortablen Führung im Rücken, ein Gegentor gab es aber dennoch: Wie im Hinspiel fand ein langer Ball von Ortega einen Offensivspieler (dieses Mal Klos), der sich gegen Wolf durchsetzte, zuvor hatte Meré seinen Raum geöffnet, weil er wohl auf Abseits spielen wollte – sein wohl einziger Fehler an diesem Tag. Klos’ Querpass fand Cordova, der zum 1:3 traf. Und auch nach diesem Treffer blieben die Gäste dran, mehr als ein Pfostenschuss von Cebio Soukou sprang allerdings nicht dabei heraus, sodass der FC am Ende einen Sieg feiern durfte.
44,4 Prozent Ballbesitz, eine Passquote von 67 Prozent, im xG-Wert ein 1,5:0,95 – die Statistik weist bei weitem kein so deutliches Ergebnis pro FC aus. Im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga 2021 sind allerdings genau diese engen Spiele an der Tagesordnung, wo zwei Mannschaften mit überschaubarer fußballerischer Qualität aufeinandertreffen und am Ende einen von beiden siegt, weil sie in den Schlüsselszenen Glück oder Können auf ihrer Seite hat. Dem FC gelang das nun schon in Mainz und in Schalke, nun konnte mit Bielefeld der nächste direkte Konkurrent besiegt werden. Vier Siege nach 19 Spielen reichen derzeit für Platz 14 – damit ist alles gesagt. Das soll den Sieg nicht schmälern, aber auch kein Anlass für unrealistische Erwartungen sein.