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Analyse

1:1 gegen Bremen: Auch viel Ballbesitz hilft dem 1. FC Köln nicht weiter

Das 1:1 des 1. FC Köln gegen Werder Bremen erinnerte an das Hinspiel, war aber vom Verlauf her anders. Die zentrale Erkenntnis: Beim FC hapert es an den Aktionen im Strafraum.

Foto: Imago

Der 1. FC Köln kommt im Abstiegskampf weiterhin nicht richtig von der Stelle: Gegen Werder Bremen reichte es nur zu einem 1:1, das in der Entstehung relativ glücklich war. Vor den anstehenden schweren Wochen mit Spielen gegen Teams aus der oberen Tabellenhälfte hätte ein Sieg dem 1. FC Köln gut getan – aktuell liegt das Team von Markus Gisdol mit 22 Punkten nach 24 Spielen auf Rang 14.

Für das Heimspiel gegen Bremen, das in der Vorrunde ebenfalls mit einem weitestgehend unansehnlichen 1:1 endete, hatte sich Gisdol eine neue Herangehensweise für seine Mannschaft überlegt. Erstmals seit dem 0:5 in Freiburg entschied sich der Fußballlehrer für eine Viererkette. Mit Jorge Meré und Jannes Horn, der den gesperrten Rafael Czichos ersetzte, spielte gar ein Duo zusammen, das bis dato in dieser Form noch gar nicht zusammen auf dem Feld stand. Auf der rechten Außenbahn spielten mit Marius Wolf (defensiv) und Jan Thielmann (offensiv), auf der Gegenseite Noah Katterbach (starke Leistung, 113 Ballkontakte) und Ismail Jakobs. Interessant war die Besetzung des Mittelfeldzentrums: Mit Ellyes Skhiri, Max Meyer (feierte sein Startelfdebüt), Elvis Rexhbecaj und Ondrej Duda teilten sich dort gleich vier Spieler die Aufgaben. Auffallend: Der FC startete ohne echten Stürmer in die Partie.

Viel Ballbesitz für den 1. FC Köln

Skhiri übernahm dabei wie immer die Position des tiefen Sechsers, der für das Aufbauspiel verantwortlich ist. Dieses Mal hatte er mit Meyer einen spielstarken Akteur an seiner Seite, der sich im Aufbau neben dem Tunesier platzierte, viele Ballkontakte sammelte und dem FC Ballsicherheit verlieh. Rexhbecaj und Duda ließen sich immer wieder fallen, um Kombinationen zu schaffen. Ein Mechanismus dabei: Thielmann und Jakobs sollten mit ihrem Tempo die Schnittstellen zwischen den Halb- und Außenverteidiger der Bremer attackieren und damit die Tiefe suchen. Diese boten Ömer Toprak und Co. aber kaum einmal an.

Foto: Imago

Da die Grün-Weißen in den letzten Wochen unter Beweis gestellt hatten, eher dem Gegner die Initiative zu überlassen, war ein zähes Spiel zu erwarten gewesen. Um es gleich vorwegzunehmen: Genauso kam es auch. Die Gäste formierten sich in ihrem 5-2-3 sehr kompakt, das Team von Trainer Florian Kohfeldt versuchte, das Zentrum zu verdichten und dann über die Umschaltspieler, allen voran Milot Rashica, Torgefahr zu schaffen. Bremen überließ dem FC den Ball, der am Ende der Partie außergewöhnlich hohe Werte zu verzeichnen hatte: 68 Prozent Ballbesitz und eine Passgenauigkeit von 87 Prozent klingen nach Manchester City oder dem FC Barcelona in Hochzeiten. Ganz so brillant war es an diesem Nachmittag im Müngersdorfer Stadion nicht.

Kaum Präsenz im Strafraum der Bremer

Der FC sammelte tatsächlich hohe Ballbesitzzeiten, die Präsenz im letzten Drittel und im Strafraum allerdings fehlte komplett. In den 90 Minuten schlugen die Kölner 46 Flanken, von denen allerdings nur zwei wirkliche Gefahr brachten – der Rest wurde problemlos wegverteidigt.. Nach 20 Minuten hatte Skhiri per Kopf die beste Chance, vorausgegangen war ein Eckball von Rexhbecaj. Und auch der Ausgleich des FC fiel nach einer Flanke, die von Katterbach mit vielen guten Wünschen Richtung Strafraum geschickt wurde – eigentlich war es keine Situation, in der ein Tor fallen würde, doch dazu später mehr.

Davon abgesehen entwickelte das Team von Markus Gisdol aber wenig Gefahr im letzten Drittel und damit bestätigte sich das Muster der bisherigen Saison. Andere Aspekte hingegen funktionierten besser: Der FC lief höher an als sonst, erzwang dadurch viele Fehler bei den Bremern, die es kaum einmal schafften, die erste oder zweite Linie der Kölner zu überspielen. Auf diese Weise kontrollierte der FC das Spiel über weite Strecken der ersten Halbzeit. Dass die Bremer so passiv ins Spiel gingen, war nicht das erste Mal in dieser Saison der Fall. Schon häufiger hatte Kohfeldt in der zweiten Halbzeit Anpassungen vorgenommen, die dann die Dynamiken veränderten.

Werder offensiv kaum aktiv – bis auf eine Phase nach der Pause

In der ersten Halbzeit waren die Bremer lediglich durch zwei Abschlüsse von Füllkrug gefährlich geworden. Beim FC war sogar in Ansätzen so etwas wie Spielfreude zu erkennen, was nicht zuletzt an Meyer und dessen Stärken in den engen Räumen lag. Meistens passten in den ersten 45 Minuten die Entscheidungsfindung (Thielmann, 36., schloss ab, anstatt zu passen) oder die Strafraumbesetzung nicht.

Die zweite Halbzeit begann mit einer Chance der Bremer, die von Rashicas Durchbruch auf der linken Seite eingeleitet wurde. Timo Horn konnte den Schuss von Ludwig Augustinsson parieren, der Nachschuss von Kevin Möhwald ging über das Tor. Nach etwa einer Stunde nahm Kohfeldt dann Veränderungen vor und brachte mit Romano Schmid und dem Ex-Kölner Leonardo Bittencourt zwei kombinationsstarke Spieler. Damit einher ging auch eine Umstellung auf ein 5-3-2 mit mehr Präsenz im Mittelfeld. Das Spiel wurde etwas offener, die Bremer zeigten sich etwas mutiger und gingen nach 66 Minuten in Führung. Rashica hatte sich bei einem Einwurf geschickt auf die Grundlinie begeben und von dort aus den Ball auf Schmid zurückgelegt. Dessen Flanke verwertete Josh Sargent am zweiten Pfosten zum 0:1 aus Sicht der Kölner. Wie schon gegen München vernachlässigte der Rechtsverteidiger Wolf seinen Raum.

Mehr Ballbesitz, gleiches Problem: Strafraumaktionen

Nach diesem Treffer, der beim FC durchaus seine Wirkung gezeigt hatte, besaßen die Gäste durch Bittencourt und Rashica weitere Chancen, die überwiegend durch Konter eingeleitet wurden. Der SVW wird sich ärgern, dass er in dieser Phase das Spiel nicht entschied. Denn auch Gisdol änderte die Ausrichtung seiner Mannschaft: Er brachte mit Dimitrios Limnios, Jonas Hector und Emmanuel Dennis drei neue, eher offensiv denkende Spieler. Die beste Chance zum Ausgleich vergab Wolf, der von rechts in die Mitte zog, sein Schuss mit links ging allerdings abgefälscht über das Tor. Sieben Minuten vor dem Ende fiel dann aber doch der Ausgleich: Katterbachs Flanke schien eigentlich eine leichte Beute für Jiri Pavlenka, der allerdings von Dennis zumindest bedrängt wurde und den Ball nicht fangen konnte. Hector staubte zum 1:1 ab.

Ein ähnlich unspektakuläres Spiel wie in der Hinrunde, das identische Ergebnis: Das 1:1 war in der Entstehung allerdings insofern anders, dass der FC dieses Mal deutlich mehr am Spiel teilnahm. Dennoch scheint ein Punkt vor dem Hintergrund der nächsten Spiele zu wenig zu sein. Es ist zudem fraglich, ob stärkere Mannschaften gegen den FC auf die gleiche Weise auf Ballbesitz verzichten werden, wie es die Bremer an diesem Sonntag taten. Und auch wenn es spielerisch schon ein wenig besser aussah als sonst: Die Action passiert im Strafraum, wo die Tore erzielt werden. Und da passierte trotz der vielen Pässe beim 1. FC Köln sehr wenig – und das nicht zum ersten Mal in dieser Saison.

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