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Müngersdorf

FC-Frauen: Rachel Rinast sorgt für Hoffnung

Die FC-Frauen dürfen weiter auf den Klassenerhalt hoffen: Auf den späten Rückschlag in Duisburg folgten zwei Lucky-Punchs gegen Essen und Jena durch Rachel Rinast. Doch mindestens einmal wird der FC noch punkten müssen.

COLOGNE, GERMANY - MAY 12: Anna Isabelle Linden, Yuka Hirano, and Peggy Nietgen and Anna Kirschbaum of Koeln celebrate their goal during the women's second Bundesliga match between 1.FC Koeln and 1.FC Saarbruecken at Franz-Kremer Stadion on May 12, 2019 in Cologne, Germany. (Photo by Jörg Halisch/Bongarts/Getty Images)
Foto: Jörg Halisch/Bongarts/Getty Images

Alle konnten die Erleichterung greifen. Schon bevor die Schiedsrichterin das Heimspiel des effzeh gegen Jena anpfiff, wussten die Verantwortlichen um Trainer Sascha Glass und Teammanagerin Nicole Bender um die Bedeutung des Spiels. Alles andere als ein Sieg wäre fast gleichbedeutend mit dem Abstieg gewesen. Das Spiel selbst gurkte rund 80 Minuten vor sich hin, als Rachel Rinast einen Eckball zum 1:0 verwandelte. Was folgte, waren ein emotionaler Jubel und 10 Minuten Kampf. Das reichte. Dank der Schweizer Nationalspielerin, die schon den späten Siegtreffer gegen Essen erzielte, schöpft der Verein nun wieder Hoffnung auf den Klassenerhalt. Derzeit steht er vor Bayer Leverkusen und dem MSV Duisburg.

Vor sechs Tagen schien das noch unrealistisch: In einem Do-or-Die-Match gegen den MSV Duisburg war ein Sieg der Kölnerinnen ebenfalls notwendig. Lange führte das Team aus der Domstadt, doch in der Schlussminute kassierte es den Ausgleich. Dies schlug die Stimmung nieder – mit einem Sieg hätte das Team die Duisburgerinnen überholen und einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen können. Doch gegen den Tabellenfünften aus Essen gelang dem effzeh drei Tage später dank einer stabilen Defensive und des späten Treffers durch Rachel Rinast ein Coup. Den konnten die FC-Frauen nun ergänzen. Zwar mangelte es den Leistungen im Offensivbereich oft an Qualität – doch die Ente kackt bekanntlich hinten, nur das Ergebnis zählt. Und das stimmte jetzt zwei Mal.

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Corona und die Folgen

Vor der Corona-Zwangspause sah die Welt am Geißbockheim schon wolkig bis düster aus. Das als Hauptkonkurrent um den Klassenerhalt identifizierte Team aus Duisburg punktete gegen den FC Bayern und zog auf zwei Zähler davon – in der Frauen-Bundesliga, in der Überraschungserfolge aufgrund des extremen Qualitätsgefälles noch unwahrscheinlicher sind als im Männerfußball, kommt das einer großen Distanz gleich. Zumal der effzeh eine solche Überraschung beim Heimspiel gegen den 1. FFC Frankfurt nach einer Stunde aus der Hand gab und mit 1:4 verlor. Die Nachholspiele gegen Jena und Duisburg standen zwar noch aus, doch der Druck wuchs erheblich.

Dann kam die Corona-Zwangspause. Wochenlang pausierte der Profifußball. Mit einem Hygienekonzept, geschickter Lobbyarbeit, fragwürdigem Wohlwollen und großzügigster Fehlertoleranz der Politik schuf sich der deutsche Profifußball eine Ausnahmeregelung, um die Saison durch Geisterspiele beenden zu können.

Die Frauenbundesliga durfte auch weiterspielen. Unter den gleichen Voraussetzungen wie die Männer, versteht sich. Doch diese Maßnahme verschärfte die riesige Ungleichheit im Frauenfußball weiter. Denn viele Spielerinnen üben außersportliche Berufe aus und müssen nun sechs Spiele innerhalb von vier Wochen absolvieren, teils quer durch die Republik reisen und ihren Jahresurlaub aufbrauchen. Teams wie der VfL Wolfsburg erhielten so einen Vorteil, da der Kader hauptberuflich Fußball spielt. Die Spielerinnen waren daher geringeren Infektionsrisiken ausgesetzt und konnten zumindest halbwegs ordentlich trainieren. Auch die zwanghaft deutsch anmutenden Quarantänemaßnahmen für die Frauenteams dürften lediglich homöopathische Wirkung erzielt haben, konnte doch eine Isolation davor und danach nicht gewährleistet werden.

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Den effzeh traf die Entscheidung besonders hart. Das Team muss bis zum Ende des Junis acht Partien absolvieren, da die Nachholspiele noch ausstanden. In der Entscheidungsrunde enthielt der Verein sich dann als einziger – und sah sich anschließend öffentlich einem Querulantenstatus ausgesetzt, da der DFB das Abstimmungsverhalten per Pressemitteilung verschickte. Doch die Kölner Verantwortlichen erhielten intern wie extern viel Lob für die Enthaltung. Viele Spielerinnen in der Liga standen einer Fortsetzung unter solchen Bedingungen ablehnend gegenüber. Weshalb die anderen Vereine ihre Spielerinnen bei der Abstimmung im Regen stehen ließen, ist unbekannt. Immerhin konnte Nicole Bender, die sportliche Leiterin bei den Bundesliga-Fußballerinnen, für sich verbuchen, das der effzeh unter allen Beteiligten am gesichtswahrendsten und authentischsten auftrat – etwas, das im Männerbereich undenkbar ist.

Zwischen Kräfteverschleiß, Problemen und Perspektiven

Doch was nützt das Beklagen dieser Umstände, wenn die Spiele doch noch absolviert werden müssen? Beim post-Corona-Auftakt in Wolfsburg schlugen sich die FC-Frauen bei einer 0:4-Niederlage beachtlich. Danach folgten die drei Spiele der vergangenen sechs (!) Tage, die nächste große Aufgabe steht dem Team am Sonntag beim Siebten in Freiburg bevor, drei Tage später kommt der FC Bayern. Eines der wichtigsten Spiele steht am darauffolgenden Sonntag in Leverkusen an, wenn der effzeh auf einen weiteren Konkurrenten trifft (sowohl Leverkusen als auch Duisburg spielen noch gegen den Tabellenletzten aus Jena). Eine Woche später beschließt er die Saison mit einem Heimspiel gegen den Ex-Klub von Sascha Glass aus Sand.

Ein erheblicher Kräfteverschleiß ist vorprogrammiert, teilweise war er schon in den letzten Spielen zu sehen. Allerdings rechtfertigt auch er nicht die Probleme im Offensivspiel. Zu stark hängt das Team vom Können und von Geniestreichen einzelner Spielerinnen wie Rachel Rinast oder Eunice Beckmann ab. Ein systematisches Herausspielen von Torchancen war nach der Corona-Pause nicht zu erkennen. Die Schwierigkeiten bei eigenem Ballbesitz sind eklatant. Dafür stimmen die Moral und die Defensivarbeit – letztere versagte nur zum Ende des Spiels in Duisburg. Da das Torverhältnis noch ein wichtiger Faktor werden kann, dürfte der effzeh sich gegen Freiburg und Bayern auf ein ähnliches Spiel wie gegen Essen einstellen: Hinten dicht machen und vorne gelegentlich kontern.

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Der Klassenerhalt würde dem effzeh einen großen Schub geben. Auch wenn sein Konzept ligaunabhängig gilt und die zukünftigen Neuzugänge Sharon Beck, Lena Lotzen und Mandy Islacker auch im Abstiegsfall ans Geißbockheim wechseln würden – ein Abstieg würde den Verein zurückwerfen, zumal das zweite Team dann in der Regionalliga verbleiben und nicht aufsteigen würde. Ligaunabhängig erwartet die Verantwortlichen also ein intensiver Sommer. In strategischer und verhandlungstechnischer Sicht. Denn der Kader wird weiter entschlossen auf das Ziel “Etablierung in der Bundesliga” ausgerichtet, so oder so. Hoffen wir, dass es schon jetzt für den Klassenerhalt reicht.

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