Südkurve: Keine Reaktion auf Sektorentrennung
Die aktive Fanszene hat am Samstag übrigens nicht auf das Vorgehen des Vereins reagiert – das könnte an der kurzen Vorlaufzeit gelegen haben. Oder die Unterstützung der Mannschaft erscheint den Anhängern derzeit schlichtweg wichtiger zu sein als die Auseinandersetzung mit der ungeliebten Führungsetage. Doch aufgeschoben ist bekanntlich ja nicht aufgehoben – eine Antwort der Kurve zu späterem Zeitpunkt würde nicht überraschen. Am Montag attackierte der “Südkurve e.V.” jedenfalls schon einmal die Kommunikation des Clubs, erklärte die Arbeit in der “AG Fankultur” für derzeit wenig sinnvoll und kündigte weitere inhaltliche Kritik an. Das Katz-und-Maus-Spiel dürfte weitergehen.
So zeigt sich auch an diesem Spieltag mal wieder, was mittlerweile ohnehin offensichtlich ist: Den Verein durchziehen wieder sichtbare Risse. Und keine Seite lässt derzeit ernsthaft die Bereitschaft erkennen, diese Beziehung irgendwie kitten zu wollen. Während die Fanszene trotz insgesamt beeindruckender Unterstützung immer wieder mit unrühmlichen Ausfällen von sich reden macht, wird die Kritik an der Vereinsführung bei den Verantwortlichen des 1. FC Köln gerne marginalisiert.
“Ich werde nicht nervös, wenn 200 Leute im Stadion ‘Vorstand raus’ brüllen”, ließ Vizepräsident Toni Schumacher unlängst wissen. In ähnlicher Manier hatte sich auch Präsident Werner Spinner immer wieder zur Kritik am Vorstand geäußert. Unzufrieden, das sei doch nur eine „kleine Gruppe“ – eine Marginalie sozusagen, nichts, mit dem man sich länger aufhalten müsste. Diesen Eindruck vermittelte die Chefetage zumindest recht deutlich.
Toni Schumacher und Werner Spinner | Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images
Bei der Mitgliederversammlung im vergangenen Herbst votierten allerdings rund 35 Prozent der Mitglieder für die von der Vereinsführung zuvor abgebügelte Mitglieder-Initiative und die damit verbundene Satzungsänderung, die es dem Vorstand untersagt hätte, bis zu 25 Prozent der Vereinsanteile ohne Mitgliederzustimmung zu verkaufen. Und das, obwohl Spinner und Co. im Vorfeld viele sonst eher wenig engagierte Fans mit Gratis-Europapokal-Hoodies erfolgreich zur Abstimmung gelockt hatten.
Demokratisch wäre es gewesen, dieses Drittel der Mitglieder wenigstens nach diesem Ergebnis ernst zu nehmen. Das gelingt der Vereinsführung allerdings bis heute nicht glaubhaft. Dass der Vorstand mit Blick auf den drohenden Abstieg und die katastrophale Hinrunde Fehler immer nur in Verbindung mit dem direkten Hinweis auf die Verantwortlichkeit von Jörg Schmadtke und Peter Stöger eingestehen möchte, rundet das Bild da in den Augen vieler Anhänger nur noch ab.
Nur ein Kritikpunkt von vielen
Nach neuen Auflagen für Choreos im Vorjahr, hochtrabenden Stadionplänen und China-Flirts im Sommer sowie dem misslungenen Umgang mit der Mitglieder-Initiative im Herbst dürfte genau dieses miserable Krisenmanagement den Vertrauensverlust gegenüber dem Vorstand bei einigen nur noch verschärft haben. Die dauerhafte Sektorentrennung ist da nur ein weiteres Kapitel in der Geschichte dieses Konflikts, vermutlich nicht das letzte.
Gleichwohl haben aber auch die Kölner Fans mit ihren Aktionen in Belgrad und Hamburg und der bewussten Provokation beim Heimspiel gegen Hoffenheim keineswegs für eine Entspannung der Lage gesorgt, sondern den Konflikt im Gegenteil weiter fleißig befeuert.
Foto: Srdjan Stevanovic/Getty Images
Derzeit scheint also nur noch die bloße Hoffnung auf den Klassenerhalt – das „feine Gespür“, wie Ruthenbeck es nennt – eine offene Auseinandersetzung zwischen den Kritikern von innerhalb und außerhalb der Südkurve und der Vereinsführung zu verhindern. Solange der 1. FC Köln noch Relegations-Chancen hat, wird dieser “kalte Krieg” zwischen den Fans und der Chefetage vermutlich noch andauern.
Hoffnung wahrt den Frieden – noch
Spätestens wenn der Abstieg des 1. FC Köln irgendwann aber doch näher rücken oder gar feststehen sollte, dürfte der Gegenwind für die Vereinsführung, die bisher trotz der sportlichen Talfahrt und der schlechten Außendarstellung in der Hinrunde für Kölner Verhältnisse doch eher milde attackiert wurde, auch dank Maßnahmen wie der Sektorentrennung spürbar schärfer, sicht- und hörbarer werden.
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Ob die Mehrheit der Kölner Fans auch bei einem Abstieg noch so zahlreich hinter dem derzeitigen Vorstand stehen wird, wie Spinner, Schumacher und Ritterbach glauben, wird sich dann zeigen. Unmöglich ist das nicht. Vielleicht schafft Ruthenbeck ja sogar wirklich das Wunder. Die Kölner Vereinsführung könnte die aus dem Klassenerhalt resultierende Euphorie in diesen Zeiten vermutlich gut gebrauchen. „Zweite Bundesliga, wir sind wieder da“-Hoodies werden ihr ansonsten jedenfalls nicht weiterhelfen können.