Es gab eine Zeit, da dachte ich etwas besorgt an die bevorstehende Rückkehr des verlorenen Sohns.
Prinz Poldi hatte sich angekündigt, seine Dienste wieder beim effzeh aufzunehmen. Allerorts war die Freude darüber sehr groß, auch bei mir, aber dennoch beschlich mich die Sorge, dass unser eigentliches Aushängeschild sich vielleicht zurückgesetzt fühlen könnte: Unser Torjäger Nova. Schließlich flogen vor allem ihm, unserem zwischenzeitlichen Kapitän, bis dahin die Herzen der Fans zu und nun bestand die Gefahr, dass ihm jemand dieses Standing streitig machen würde.
Doch Nova arrangierte sich mit dem neuen/alten Fanliebling, zumindest nach einer gewissen Anlaufzeit. Und Nova erzielte weiterhin wichtige Tore, auch wenn sie zuletzt eher seltener wurden.
Dennoch ist und bleibt Nova eine Symbolfigur des effzeh. Er steht für die Trainer Latour, Daum, Soldo, womit bereits eine Menge darüber geschrieben ist, welche Phasen des Vereins er mit erlebt und mit gestaltet hat.
Häufiger fiel Nova abseits des Platzes durch kleinere Eskapädchen auf. Ihm wurde eine gewisse Neigung zur Kölner Feierszene nachgesagt, was ihn in der Gunst der Anhänger jedoch nur menschlicher und nahbarer erscheinen ließ. Seine Beliebtheit litt darunter ebenso wenig wie unter den mehrmaligen Degradierungen unter unterschiedlichen Trainern.
Als der effzeh dann in der vergangenen Saison sang- und klanglos abstieg, fiel auch Nova dem berühmten Umbruch zum Opfer. Dabei befand er sich in guter Gesellschaft, denn schließlich forcierte der Verein ebenfalls den Abgang solch namhafter Spieler wie Rensing, Geromel oder Riether, die – anders als Nova – sogar noch über eine bessere Perspektive als unser slowenischer Himmelsstürmer verfügten, nicht zuletzt aufgrund ihres jüngeren Alters.
Doch während von den anderen „Aussortierten“ kaum eine Silbe bezüglich ihrer „Abschiebung“ zu lesen war, nutzte Nova seine offenkundig sehr gut funktionierenden Leitungen zum Kölner Boulevard, um Stimmung zu machen. Um seinem Unmut freien Lauf zu lassen. Um fast ironischerweise und eher unbewusst zu dokumentieren, wieso man sich dagegen entschied, mit einem derartig erfahrenen Recken in die Zweite Liga aufzubrechen. Denn: Ein großes Problem der Vergangenheit bestand ja darin, dass die Mannschaft selbst für zu viel Unruhe sorgte und mit der Kölner Presse Ping Pong spielte. Da wurden Interna nach außen getragen, Gerüchte aufgebauscht und dem Verein im Grunde das Heft des Handelns aus der Hand gerissen.
Nun, nachdem man den Resetknopf tätigte und sich von einigen – teilweise boulevardnahen – Spielern trennte, ist plötzlich wieder Ruhe eingekehrt. Es treten kaum Informationen aus dem Geißbockheim nach außen, und das ist auch gut so.
Und in dieser Phase der sozialen und mannschaftstechnischen Konsolidierung, in der man versucht, mannschaftliche Geschlossenheit (und geschlossen ist hier im doppelten Sinne zu verstehen) zu erzielen, setzt sich also ein beleidigter Ex-Stürmer hin und kommuniziert über die Medien, dass er nicht verstehen könne, wieso er nicht Teil dieses Umbruchs sein könne.
Wer findet den Fehler?
Dass der Express sofort „Hier!“ ruft, wenn Nova einen Konterpart sucht, um sich ein wenig auszuweinen, ist nachvollziehbar. Und auch irgendwie schön. Wenn man dann sieht, dass das Blatt seit Tagen kaum ein anderes Thema kennt, als die Frage, was nun mit Nova passiert (Aussage Novakovic: Keine Ahnung, was der Verein mit mir vor hat! Aussage von mir dazu: Nichts!), ihm und seinem Einzeltraining heute sogar einen Ticker widmet (sic!), dann ist das auch irgendwie romantisch. Denn dann weiß man, dass offenbar wenigstens eine Traumehe hält, in guten wie in schlechten Tagen.