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Samstagmorgen in den späten Achtzigern. Ich quäle mich aus meinen Federn. Heimspiel heute in Müngersdorf, aber das war mir gestern abend noch egal. Der letzte Groschen musste her für das letzte Bier. Die Family ist unterwegs. Einkaufen, Gartenabfälle wegfahren, was halt Samstags so ansteht. Seit ein, zwei Jahren drücke ich mich erfolgreich davor. Aber was sehen meine müden Augen da: dä Bap hätt do ne Heiermann lejje losse! Nix wie ab. Vom nördlichen Erftkreis, nördlicher noch als Poldi-Town, per Anhalter über die Dörfer, die Aachener rein. Ab zum Kassenhäuschen an der Süd. 5 DM (fünf deutsche De-Mark) kostet hier das Schülerticket. Ich war auch schon mal auf der Ost, auf der Gegengeraden, Stehplätze. Nur Stehplätze im Unterrang! Für acht Mark, wenn man noch eins der begehrten Schülertickets erwischt. Heute unvorstellbar. Hier sitzen jetzt die Leute mit den teuersten Tickets, abgesehen von den VIPs. Überhaupt hat sich viel getan im Müngersdorfer. Ein großer Umbau, eine WM, ein paar Ab- und Aufstiege. Früher war nicht alles besser. Aber die Preise schon. Die Ausnutzung des Stadions war bedeutend schlechter. Beides erlaubte mir allerdings Spontantripps mit wenig Kohle um den effzeh zu sehen.
Heutzutage spontan an Karten für die Süd zu kommen ist utopisch. Auf den anderen Plätzen sind die Preise ziemlich gesalzen. Die Jugend von heute muss sich solche Spontanausflüge wohl (er-)sparen. Und die Preise sind vieldiskutiert. Der Übersteigerblog liefert jedes Jahr eine Übersicht über die Preise für Dauerkarten. Wenn man hier ein bischen zwischen den Zeilen liest, kann man im Vergleich zu den anderen Fans aber durchaus zufrieden sein mit dem effzeh.
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Zunächst mal lässt sich Platz sechs in der Gesamtwertung der Summenpreise nicht besonders gut an. Teurer sind nur Darmstadt, Schalke, HSV, Dortmund und Frankfurt. Jetzt aber kommt die Verteilung in den einzelnen Kategorien, und das ist bemerkenstwert. Der effzeh belegt in der Kategorie billigste Stehplatzkarte den fünften Rang. Billiger sind nur Frankfurt, Hoffenheim, Bayern und Wolfsburg. Der günstigste Sitzplatz landet bereits auf der zehnten Stelle, da sind also neun Vereine günstiger. Und irgendwo muss das Geld ja herkommen: der teuerste Sitzplatz (VIP ausgenommen) landet auf Platz 16 (Relegation). Es gibt sage und schreibe nur zwei Vereine, bei denen dieser Platz teurer ist, nämlich die Eintracht aus Frankfurt und der HSV.
Bleibt noch zu sagen, dass die Fans von Wolfsburg, Ingolstadt, Hertha, Hoffenheim und Leverkusen im Schnitt am günstigsten wegkommen. Die Tabelle lässt natürlich viele Interpretationsmöglichkeiten zur Preispolitik der Vereine, gewollt oder ungewollt, zu. Und natürlich muss man berücksichtigen, dass irgendwo das Angebot und die Nachfrage den Preis beeinflussen. Allerdings auch Dinge wie der Anteil der Stehplätze an der Gesamtkapazität, die Sichtqualität der einzelnen Plätze (in München sitzt man auf dem billigsten sitzplatz unter dem Dach) etc. Sollte hinter der Preisgestaltung in Köln eine Absicht stecken, kann ich sie nur allzu gut verstehen. Die “Kleinen” kommen billig weg, die “Großen” zahlen mehr. Und da das Stadion meist voll ist, gibt es in und um Köln sowie in ganz Deutschland und Europa, ach was der Welt, effzeh-Fans, die bereit sind diese Preise zu zahlen.
Die Übersicht über alle Teams und Preise findet ihr beim empfehlenswerten Übersteiger-Blog.