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Interviews

FC-Legende Dieter Müller im Interview: “Der Abschied vom 1. FC Köln war vielleicht ein Fehler”

Beim 1. FC Köln ist er eine Legende, nun hat der einstige Torjäger Dieter Müller eine Biografie über sein bewegtes Leben geschrieben. Im Interview spricht er mit uns über seine Zeit bei den “Geißböcken” und welchen FC-Größen er viel zu verdanken hat.

Mainz, 26.09.2015 - ZDF Sportstudio - Katrin Müller-Hohenstein und Dieter Müller, welcher ein Bild aus seiner Zeit beim 1. FC Köln zeigt. PUBLICATIONxNOTxINxUSA Mainz 26 09 2015 ZDF Sports studio Katrin Mueller Hohenstein and Dieter Mueller which a Picture out his Time the 1 FC Cologne shows PUBLICATIONxNOTxINxUSA
Dieter Müller 2015 im ZDF-Sportstudio mit einem Bild aus seiner Zeit beim 1. FC Köln | Foto: imago images / Martin Hoffmann

Jagdschein passt ja eigentlich perfekt zu einem „Torjäger“. Die sechs Tore gegen Bremen, ein Rekord für die Ewigkeit?

Es kann passieren, dass er gebrochen wird, aber im Leben ist alles Bestimmung und wenn es sein soll, dann ist das so. Klar, ich freue mich, das der Rekord schon so viele Jahre (43 Jahre im August, Anm. d. Red.) besteht. Mir war nicht bewusst, dass der so lange hält, einige Spieler haben ja mal dran gekratzt. Aber es macht mich schon stolz, gerade als Spieler des 1. FC Köln, dass es so ist!

Der Sechs-Tore-Abend selbst: Ist da noch was in Erinnerung, es gibt ja bis heute keine TV-Bilder?

Ja, leider gibt es nur Fotos. Aber es ist schon noch präsent, aber das war ja unter der Woche, ich glaube, es war ein Nachholspiel und es hatte geregnet. Sechs Tore, das war schon unvorstellbar, aber es gab nur wenige Kölsch und ich bin früh ins Bett, weil das nächste Spiel bei den Bayern bevorstand.

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Welches 3:0 gewonnen wurde, aber es war ja auch die Double-Saison. Wie war das, kurz vor Saisonende, man konnte ja nicht nur zwei Titel gewinnen, sondern auch zwei verlieren. Wie seid ihr mit dem Druck umgegangen?

Wir konnten schon ganz gut mit Druck umgehen, waren erfahren. Ich alleine stand ja dreimal im Pokalfinale, zweimal gewonnen, einmal verloren. Wir hatten gute Typen in der Mannschaft, zum Beispiel einen Gerd Strack. Der war bescheiden, aber der Respekt vor ihm war da. Wir hatten eine gute Kameradschaft untereinander, wir haben uns gegenseitig respektiert, miteinander geredet. Ohne das kannst du keinen Erfolg haben. Heinz Flohe hat das aber auch alles vorgelebt, mit seiner Art als Mensch.

1. FC Köln - VfB Stuttgart Deutschland, Köln, 10.12.1980, Fussball, UEFA Cup, Saison 1980/1981, Achtelfinale, 1. FC Köln - VfB Stuttgart 4:1: Dieter Müller 1. FC Köln. *** 1 FC Cologne VfB Stuttgart Germany, Cologne, 10 12 1980, Soccer, UEFA Cup, Season 1980 1981, Round of 16, 1 FC Cologne VfB Stuttgart 4 1 Dieter Müller 1 FC Cologne

Durfte oft im Trikot des 1. FC Köln jubeln: Torjäger Dieter Müller | Foto: imago images / Sportfoto Rudel

Am 29. April 1978 wurde dann auch der Meisterdeckel draufgemacht. Sie haben am letzten Spieltag nicht getroffen, aber das fünfte Tor mit vorbereitet. Vorbereiter Müller?

Dazu muss ich sagen: Ich war in den Wochen zuvor ein wenig angeschlagen und hatte daher nicht das hundertprozentige Niveau, was ich sonst um diese Zeit hatte. Wegen einer Verletzung am Knie bin ich am letzten Spieltag auch gespritzt worden. Da gibt es auch eine Szene, wo ich auf der Torlinie ein bisschen zu spät komme. Wenn ich zu 100 Prozent fit gewesen wäre, dann wäre mir das nicht passiert, dann hätte ich das Ding reingemacht. Mit dem Gedanken „Ich mache das für die Mannschaft“ bin ich ins Spiel gegangen, aber die letzten vier, fünf Spiele war ich nicht mehr so überragend wie sonst.

Was aber reichte, um Torschützenkönig zu werden …

Genau, damals mit Gerd Müller zusammen. Allerdings habe ich auch viele wichtige Tore gemacht, zum Beispiel in Kaiserslautern oder in München. Es waren spielentscheidende und sehr wichtige Treffer dabei. Aber in St. Pauli war ich halt angeschlagen.

“Hauptsache, wir sind Deutscher Meister geworden! Was danach kam, das war grandios. So viele Menschen habe ich noch nie gesehen. Da war Köln zu klein!”

Es sollte kein Vorwurf sein, ich wollte ihre Torvorbereitung von Okuderas unvergessenen Kopfballtorpedo hervorheben …

Ja, stimmt. Das war ein schöner Angriff. Aber Hauptsache, wir sind Deutscher Meister geworden! Was danach kam, das war grandios. So viele Menschen habe ich noch nie gesehen. Da war Köln zu klein …

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In Köln kann man ja allgemein gut leben. Wie haben Sie sich als Hesse in Köln gefühlt?

Ganz toll, vor allem weil mir Hannes Löhr sehr geholfen hat. Also ich habe diese Stadt geliebt und liebe Köln heute noch. Die Menschen sind speziell, aber ehrlich. Es war mit die schönste Zeit in meinem Leben.

“Ich habe diese Stadt geliebt und liebe Köln heute noch. Die Menschen sind speziell, aber ehrlich. Es war mit die schönste Zeit in meinem Leben.”

Der Wechsel nach Stuttgart folgte 1981, wie kam es dazu? Man hat Sie – heute kaum zu glauben – trotz ihrer vielen Tore auch ab und kritisiert?

Ich habe wirklich viele Tore gemacht, das stimmt. Aber dann hat man auch mal eine Saison, wo man ein bisschen schwächer ist. Dann bin ich auch mal zum damaligen Trainer Rinus Michels gegangen, mit dem ich ein gutes Verhältnis hatte, und habe ihm gesagt, dass ich jede Saison so meine 20 Tore mache und trotzdem eine kleine Unzufriedenheit zu spüren ist. Darauf meinte er, dass man nicht immer überragend sein könne und vielleicht sollte man über einen anderen Verein nachdenken. Parallel kam das Angebot von Stuttgart, damals ja auch ein Spitzenverein, und dann habe ich das wahrgenommen. Ich habe ja jahrelang meine Tore für den FC gemacht, aber irgendwie hatte sich was verändert. Vielleicht war es im Nachhinein ein Fehler, aber ich wollte etwas anderes machen und wollte mal weg vom FC.

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