© effzeh.com
Seit Anfang dieses Monats ist es beim effzeh möglich für 1.948 € Mitglied auf Lebenszeit zu werden (wir berichteten). Diese Form der Mitgliedschaft bietet sich vor allem für jüngere Mitglieder an, da, bei einem derzeitigen Beitragssatz von 92 Euro, ab dem 22. Jahr der Vereinszugehörigkeit der theoretische Jahresbeitrag sinkt. Je länger man dem Verein also verbunden bleibt, desto höher ist der Rabatt, den man durch die Einmalzahlung erhält.
Für den Verein bietet es den Vorteil, dass man innerhalb kurzer Zeit einen höheren Betrag sammeln kann. Das Geld soll, laut effzeh-Aussage, komplett in den Verein (und nicht die KGaA!) fließen und somit größtenteils in den Jugendbereich investiert werden, für den sowieso schon der Großteil der Beiträge verwendet wird. Darüber hinaus hat der Verein lange Jahre Investitionen in Vereinseigentum verschleppt. So war in der jüngsten Vergangenheit mehrfach von schlecht ausgestatteten Kabinen zu hören, auch weitere Trainingsplätze werden benötigt. Das Einsammeln dieser Sonderzahlung könnte es höchstwahrscheinlich ermöglichen, in diesem Bereich längst fällige Investitionen zu tätigen.
Diese Aspekte der lebenslangen Mitgliedschaft wirken auf den ersten Blick positiv und sind es wohl auch. Niemand sollte dem e.V. in seiner derzeitigen Verfassung zutrauen das Geld in unnötige Projekte zu investieren. Aber trotzdem bleibt ein fader Beigeschmack, wenn man sich die Folgen für die restlichen Beitragszahler anschaut. Ein Verein ist eine sehr basisdemokratische Versammlung von Menschen, in der jedes Mitglied – egal ob Präsident oder normales Mitglied – das gleiche Stimmrecht genießt. Jeder wird in etwa gleichbehandelt, wenn man die Rabatte für Kinder, Jugendliche et cetera außer Acht lässt. Die lebenslange Mitgliedschaft ermöglicht es aber nun einer Gruppe der Mitglieder, nämlich derjenigen mit höherem Einkommen oder vorhandenem Kapital, einen Rabatt zu erhalten, der Normal- oder Geringverdienern ob ihrer wirtschaftlichen Situation nicht offen steht.
© effzeh.com
Zwar ist es recht unwahrscheinlich, dass dem Verein bei den derzeit steigenden Mitgliederzahlen in 21 Jahren das Geld ausgehen wird, jedoch ist es die Idee dahinter, die stört. Der 1. FC Köln erhebt, verglichen mit den anderen Bundesligavereinen der anlaufenden Saison, mit dem FC Augsburg zusammen den dritthöchsten Mitgliedsbeitrag. Nur für die Mitgliedschaft bei Hannover 96 und Darmstadt 98 muss man ein bisschen mehr zahlen (siehe Aufzählung am Ende). Somit ist der effzeh kein Verein des kleinen Mannes wie beispielsweise Schalke 04, bei denen selbst eine vierköpfige Familie weniger zahlt als der Einzelne beim effzeh.
Die steigenden Mitgliederzahlen hatten bei vielen Fans die Hoffnung geweckt, dass mit diesem Umstand bald Schluss sein würde. Der Verein, dessen horrender Beitrag immer wieder mit den anstehenden Investitionen begründet wurde, hätte bei deutlich erhöhten Mitgliederzahlen endlich das Geld zum Handeln gehabt, und in Folge dessen die Beiträge senken können. Durch die lebenslange Mitgliedschaft fallen nun diejenigen als jährliche Beitragszahler weg, die das Geld eh gezahlt hätten – eine zusätzliche Bindung an den Verein ist demnach nicht die Folge.
Deutlich basisdemokratischer als die Möglichkeit der Einmalzahlung wäre ein Rabatt bei einer Vereinzugehörigkeit ab beispielsweise 30 Jahren gewesen. Die Treue zum Verein würde belohnt werden und sie stände allen Mitgliedern offen. Dieses Modell hätte aber zur Folge gehabt, dass die einmalige Finanzspritze ausbleiben würde. Somit ist es vor allem eine Lösung für den Verein, die leider von den Schultern der normalen Beitragszahler getragen wird. Von einem der traditionsreichsten Bundesligaclubs hätte ich aber etwas anderes erwartet.
———–
Übersicht der Mitgliedsbeiträge für Erwachsene ab dem 18. Lebensjahr der 18 Bundesligisten. Sind innerhalb des Alters noch weitere Staffelungen vorgesehen, so wurde gemittelt. Stand 06.07.2015. Nach Höhe des Beitrags sortiert.
1. VfL Wolfsburg: 30 Euro
2. Bayer Leverkusen: 35 Euro
3. VfB Stuttgart: ca. 40 Euro
4. Schalke 04: ca. 43 Euro
5. HSV: 48 Euro
6. FC Bayern München: ca. 52 Euro
7. Hoffenheim: 55 Euro
8. FC Ingolstadt: 60 Euro
8. Borussia Mönchengladbach: 60 Euro
10. Borussia Dortmund: 62 Euro (lebenslange Mitgliedschaft: 1.909 Euro)
11. Werder Bremen: 72 Euro
12. Mainz 05: 78 Euro
13. Eintracht Frankfurt: 76 Euro (lebenslange Mitgliedschaft: 1.899 Euro)
14. Hertha BSC: 84 Euro
15. FC Augsburg: 92 Euro
15. 1. FC Köln: 92 Euro (lebenslange Mitgliedschaft: 1.948 Euro)
17. Hannover 96: 96 Euro
18. SV Darmstadt 98: 98 Euro