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Analyse

Die Fans als Faustpfand des 1. FC Köln: Trumpfkarte auf der Tribüne

Dank einer furiosen Aufholjagd hat der 1. FC Köln gegen BATE Baryssau erstmals im Europapokal gewonnen. Großen Anteil daran hatten auch die eigenen Fans.

COLOGNE, GERMANY - NOVEMBER 02: FC Koeln show appreciation to the fans after the UEFA Europa League group H match between 1. FC Koeln and BATE Borisov at RheinEnergieStadion on November 2, 2017 in Cologne, Germany. (Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)
Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images

Mit einer furiosen Aufholjagd hat der 1. FC Köln gegen BATE Baryssau erstmals im Europapokal gewonnen. Einen großen Anteil daran hatten auch die eigenen Fans.

Die Freude war allen Beteiligten nach dem 5:2-Heimsieg gegen BATE Baryssau deutlich anzusehen: Nach einer 25-jährigen Wartezeit hatte der 1. FC Köln endlich wieder ein Spiel im Europapokal gewonnen – und gleichzeitig nach schwierigen Wochen Selbstvertrauen für die Liga getankt. Wie groß die Erleichterung über den Erfolg und auch die furiose Aufholjagd in der zweiten Hälfte war, zeigte sich noch Minuten nach dem Abpfiff: Gemeinsam mit den Fans auf der Südtribüne des Müngersdorfer Stadions machten die Spieler die Welle und ließen sich für ihren Auftritt zurecht feiern.

>>> effzeh-Live: Peter Stöger: “Die Leute stehen zu dieser Mannschaft”

„Die Welle nach dem Spiel mit den Fans war super für uns alle“, bekundete Simon Zoller, Torschütze des frühen 1:0, nach der Partie: „Es war ganz wichtig, den Fans für ihre Unterstützung etwas zurückgeben zu können. Das ist nicht selbstverständlich – sie sind unser großes Faustpfand, weil sie immer da sind. Nach dem 2:2 haben wir gemerkt, dass die Fans wieder kommen, die uns in der 2. Halbzeit getragen haben. Man merkt zwar auch, dass es zurecht etwas lauter wird, wenn es nicht so läuft. Aber im Großen und Ganzen stehen die Jungs immer hinter uns. Und zu der zweiten Halbzeit brauche ich wohl nichts mehr zu sagen“, sagte der Angreifer mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Heintz: “Ein Kompliment an die Zuschauer”

Gerade die Phase zu Beginn der zweiten Hälfte, als der effzeh auf das 2:2 drängte, hatte Eindruck hinterlassen bei den Spielern. Lautstark peitschten die Fans im Müngersdorfer Stadion das Team nach vorne – und wollten dabei wohl auch die Pfiffe zur Halbzeit vergessen machen. „Wir haben gewusst, wenn wir herauskommen und zum Ausgleich kommen, dass es hier brennt. Ein Kompliment an die Zuschauer, wie sie uns jedes Mal nach vorne pushen“, unterstrich Dominique Heintz die Wichtigkeit der Unterstützung, die trotz der misslichen sportlichen Lage von den Rängen kommt. „Sie merken, dass wir alles geben. Sie haben uns angefeuert, das ganze Stadion stand. Das tut uns Spielern sehr gut“, erklärte der Abwehrspieler, der zuvor mit einem wunderbaren Solo fast zum Torschützen avancierte.

Wir haben gewusst, wenn wir herauskommen und zum Ausgleich kommen, dass es hier brennt. Ein Kompliment an die Zuschauer, wie sie uns jedes Mal nach vorne pushen.  Sie haben uns angefeuert, das ganze Stadion stand. Das tut uns Spielern sehr gut!

Auch Peter Stöger war sich bewusst, dass die Anhänger eine große Rolle in der aktuellen Lage spielen. Umso schöner, ihnen den Europapokal-Erfolg widmen zu können. „Es freut mich, dass die Zuschauer, die wirklich bedingungslos zu uns stehen, einen Sieg feiern konnte. Die Leute haben Spaß gehabt, wir konnten ihnen ein Spiel mit vielen Toren zurückgeben“, war der Österreicher sichtlich erleichtert über den siegreichen Auftritt seiner Mannschaft – und zollte dem Publikum nochmals ein Extralob: „Dass der Unmut in der Halbzeit nicht so heftig wie erwartet war, zeigt mir mal wieder, dass die Leute zu dieser Mannschaft stehen. Die Fans unterstützen uns, auch wenn es nicht so läuft. Sie akzeptieren es, wenn die Jungs alles unternehmen. Das ist schon sehr positiv, das freut mich“, erklärt Stöger, der trotz der sportlichen Misere beim effzeh-Anhang ein gutes Standing genießt.

Pfiffe zur Pause, hämischer Applaus

Dabei lief weder auf dem Rasen noch auf den Rängen alles am ganzen Abend optimal: Der FC gab nach einer starken Anfangsphase eine 1:0-Führung aus der Hand, bei den Fans machte sich spür- und hörbar Frust breit. Adressat zunächst wie schon beim Belgrad-Heimspiel: Konstantin Rausch, der bei Standardsituationen den Frust der eigenen Anhänger abbekam. Auch Christian Clemens geriet nach abermals schwacher Leistung ins Visier: Seine Auswechslung in der Halbzeit wurde mit hämischem Applaus zur Kenntnis genommen. Verhaltensweisen, die eigentlich eher der schlimmeren Vergangenheit des 1. FC Köln angehörten. Doch wie die Mannschaft, so reagierten auch die Fans: Nach dem Seitenwechsel stand das Stadion wieder wie ein Mann und eine Frau hinter dem eigenen Team und schafften so die Atmosphäre für die furiose Aufholjagd.

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Auch noch einen Tag nach dem Abpfiff wirkte die Unterstützung seitens der Fans bei den Spielern nach. „Habt ihr euch verdient, mal einen Tag zu lachen, Jungs“, postete beispielsweise der so gescholtene Rausch auf Instagram zusammen mit dem Hashtag „nurzusammen“ unter ein Bild des feiernden Teams mit der Südtribüne. Pawel Olkowski schrieb „Europa, wir sind zurück! Danke für Euren tollen Support, mit euch haben wir das Spiel gedreht“, Dominique Heintz und Frederik Sörensen bedankten sich für die überragende Stimmung und auch Sehrou Guirassy ließ die Fans auf Twitter wissen, wie wichtig ihm die Unterstützung von den Rängen nicht nur an diesem Abend gewesen sei. Das Schlusswort aber gehört Leonardo Bittencourt: „Vor den Fans muss ich auch einmal den Hut ziehen, wie die hinter uns stehen – das machen nicht viele. Einen großen Dank an sie!“

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