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Meinung

Der nächste Sprung

Der Klassenerhalt scheint für diese Saison eingetütet. Doch wie wird sich der effzeh-Kader in der kommenden Spielzeit präsentieren? Eine Bestandsaufnahme

Foto: Dirk Unschuld
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Wenn es nach Jörg Schmadtke geht, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass der 1. FC Köln auch in der kommenden Spielzeit noch in der ersten Bundesliga spielen wird. Sieben Punkte Vorsprung bei lediglich nur noch vier Partien sind ein dickes Polster, das sicherlich die wenigsten vor und während der Saison erwartet hatten. Die Kassandra-Rufe nach dem geplatzten Transfer von Carlos Eduardo sind ebenso noch im Kopf wie die Weltuntergangsfantasien nach dem bitteren, weil unnötigen Pokal-Aus in Freiburg.

Doch am Ende steht wohl zumindest das anvisierte Ziel zu Buche, Platz 15 scheint nur noch Formsache zu sein. Vielmehr sogar: Im ersten Jahr nach dem Aufstieg könnte der effzeh bereits vier Spieltage vor Schluss den Klassenerhalt unter Dach und Fach bringen. Das ist nicht nur nervenschonend für Verantwortliche wie Fans, es bringt auch große Vorteile, was die Planung der kommenden Saison anbetrifft. Namen wurden schon gehandelt, auch Jörg Schmadtke machte schon die ein oder andere Andeutung, wer 2015/16 für den effzeh auflaufen könnte.

“Wir wollen die Kontinuität fortsetzen, die Spieler weiterentwickeln und wirtschaftlich nicht über unsere Verhältnisse leben”, sagte der Sportchef der „Kölnischen Rundschau“ und betont: “Wir werden wieder ein bisschen am Kader feilen, ihn punktuell weiter verbessern”, umschrieb Schmadtke die personellen Überlegungen. Bereits Ende März antwortete der effzeh-Macher auf die Frage der BILD, ob seine Mannschaft für die kommende Saison eigentlich schon stehe: „Weitgehend ja. Es ist natürlich noch nicht alles unterschrieben. Aber die Mannschaft steht im Kopf schon.“

Die erste Frage: Wer ersetzt Kevin Wimmer?

Foto: Dirk Unschuld

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Offiziell ist der Transfer noch nicht bestätigt, doch alle Aussagen des Spielers deuten daraufhin, dass der Österreicher uns am Saisonende Richtung Tottenham verlassen wird. Der Geldsegen, der vermutlich bei etwa acht Millionen Euro liegen wird, soll in das Team gesteckt werden. In den Fokus ist dabei Willi Orban gerückt: Der 22-jährige Innenverteidiger des 1. FC Kaiserslautern spielt eine bärenstarke Saison und ist einer der Hauptgründe für den Höhenflug der „Roten Teufel“. Zweikampf- und kopfballstark könnte der 1,85 Meter große U21-Nationalspieler, der in dieser Spielzeit bereits vier Treffer erzielte, eine Lösung für das effzeh-Problem bei Standardsituationen sein. “Standards sind eben das Spiel von Spezialisten. Es gibt zwei Bereiche, die abgedeckt sein müssen: Einerseits jemand, der die extrem gut schießt, und andererseits die Leute, die kompromisslos in diese Bälle hineingehen“, betont effzeh-Coach Peter Stöger im Köln.Sport-Interview. „In beiden Bereichen haben wir für die nächste Saison viel Aufholbedarf.“

Neben dem Kaiserslauterner Abwehrspieler wäre dessen Kollege Dominique Heintz auch keine schlechte Wahl: Mit 1,90 Meter verfügt der 21-Jährige über (das dem effzeh häufig fehlende) Gardemaß, dazu ist er als Linksfuß die Entsprechung zum abwanderungswilligen Wimmer. Doch Heintz, wie Orban U21-Nationalspieler, steht auf dem Wunschzettel einiger Bundesligisten wie beispielsweise Borussia Mönchengladbach. Und ob es nach den Erfahrungen mit Simon Zoller so clever wäre, einen weiteren Spieler aus den Reihen der „Roten Teufel“ loszueisen? Ein weiterer Kandidat, über den unter anderem im effzeh-forum spekuliert wird, ist Carlos Salcedo. Bereits im vergangenen Herbst gab es um den jungen Mexikaner Wechselgerüchte – neben dem FC Twente fiel auch der Name des glorreichen 1. FC Köln. Der 21-Jährige, aktuell in seiner Heimat bei Deportivo Guadalajara aktiv, dürfte allerdings ähnlich umworben sein wie Heintz – und damit für den chronisch finanzschwachen effzeh außer Reichweite. Definitiv aufrücken wird U19-Verteidiger Lukas Klünter, der im Trainingslager überzeugte, aber aufgrund seiner schulischen Situation zunächst noch bei der A-Jugend verblieb.

Die zweite Frage: Wer beendet unsere Misere bei den Standards?

© effzeh.com

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Wenn man Peter Stöger zuhört und den “Aufholbedarf” zugrunde legt, den er im Köln.Sport-Interview genauer beschreibt (“Wir werden jemanden brauchen, der ein Spiel ordnet und im Idealfall auch Standardsituationen treten kann”), dann ist klar, warum sich die Verantwortlichen im Winter so auf Carlos Eduardo versteift haben. Das dürfte sich in der Zwischenzeit nicht geändert haben – ganz im Gegenteil. Schmadtke und Stöger waren bei einem Testspiel von Rubin Kasan zugegen, die sich trotz anderslautender Ankündigungen mit dem Brasilianer weiterhin nicht über eine Vertragsverlängerung einigen konnten.

Angesichts dieser Tatsache scheint ein Wechsel im Sommer, wenn der Vertrag des 27-jährigen Ex-Hoffenheimers nur noch sechs Monate läuft, angesagt zu sein. Die Stärken, die der Wirbelwind in der Bundesliga bereits gezeigt hat, könnte er einige Schwächen des effzeh beheben. Nicht nur die fehlende Qualität bei Standards kann Carlos Eduardo ausmerzen, auch aus dem Spiel heraus dürfte er gegen tiefstehende Gegner eine klare Verstärkung sein. Funkt uns kein großer Kontrahent wie Schalke 04 dazwischen, dürfte der Offensivgeist demnächst mit dem Geißbock auf der Brust auflaufen!

Die dritte Frage: Wer füllt das Helmes-Loch?

Foto-Credits: Dirk Unschuld

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So bitter das auch ist, aber ein Comeback von Patrick Helmes ist nahezu ausgeschlossen. Und selbst wenn: Auf einen verletzungsanfälligen Ü30-Profi zu bauen, der bereits zahlreiche schwere Blessuren davon getragen hat und fast ein komplettes Jahr ausgesetzt hat, dürfte die falsche Wahl sein. Angesichts der Doppelspitze, die Stöger zu favorisieren scheint, ist die Auswahl mit Anthony Ujah, Yuya Osako und Bard Finne sowie Lucas Cueto und eventuell den aus Kaiserslautern zurückkehrenden Simon Zoller zwar quantitativ ausreichend. Aber ob die Qualität genügt, falls beispielsweise Ujah lange ausfallen sollte?

Heißer Kandidat auf eine Planstelle im Angriff soll Adrian Ramos sein. Der Kolumbianer, derzeit bei Borussia Dortmund unter Vertrag, soll beim BVB nicht sonderlich glücklich sein. Ein Kauf dürfte allerdings aufgrund des Marktwerts des 29-jährigen WM-Teilnehmers, der vor der Saison für eine hohe siebenstellige Ablösesumme aus Berlin in den Ruhrpott wechselte, ausgeschlossen sein. Ob eine Leihe des Angreifers, der auch links offensiv eingesetzt werden kann, der Weisheit letzter Schluss ist, darüber dürfen die Gelehrten streiten. Kandidaten wie Kevin Kuranyi, der nach Deutschland zurückkehren möchte, oder der Ex-Kölner Mark Uth sollen dem Vernehmen nach keine Rolle spielen.

Vierte Frage: Wer gibt den Taktgeber vor der Abwehr?

Foto: Dirk Unschuld

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Die Saison hat gezeigt: Beim schnellen Umschalten über die Zentrale liegt mitunter einiges im Argen. Gerade das Passspiel ist ein Problem, wenn es gegen defensivstarke Kontrahenten geht. Das stabilitätsfokussierte Aufbauspiel von Matthias Lehmann ist sicherlich nicht optimal, gibt dem Team aber – abgesehen von seinen gewohnt soliden Leistungen – derzeit die notwendige Sicherheit. Dennoch: Will der effzeh einen Schritt nach vorne machen, muss auch über die (zurecht derzeit unantastbare) Position des Ersatzkapitäns nachgedacht werden.

Das benötigte Upgrade ist bereits im Verein: Yannick Gerhardt, dessen Debütsaison in der Bundesliga dank Formschwäche und Krankheit nicht glücklich verlief, könnte diese Rolle übernehmen. Auch Peter Stöger traut ihm das zu: “Stögers Quarterback der Zukunft” titelte der “kicker” Ende der Hinrunde, als Gerhardt erstmals zu der Form der Vorsaison fand. “Er kann irgendwann die Sechs komplett ausfüllen”, erklärte Stöger. “Im Moment sehe ich Yannick, weil er ein sehr aktiver Spieler ist, lieber eine Etage vor Matze Lehmann, aber auf Sicht kann er die Sechs auch alleine spielen. Er könnte die Position modern interpretieren.”

Dennoch wird sich der Youngster in der kommenden Spielzeit der verschärften Konkurrenz stellen müssen. Sicher ist, dass der effzeh einen defensiven Mittelfeldspieler verpflichten wird, da Adam Matuschyk den Verein verlassen wird. Ein spielstarker Mann soll es werden, heißt es in der Gerüchteküche, Namen wie Albin Ekdal (Cagliari Calcio) kursierten im Winter ebenso wie der körperlich präsentere Stefan Reinartz (Bayer Leverkusen). Schaut man auf den Kader und die Kontrahenten, wäre ein Mischform sicherlich die beste Variante – das dürfte allerdings der Quadratur des Kreises nahe kommen.

Fünfte Frage: Wer besetzt die linke Außenbahn?

Foto-Credits: Dirk Unschuld

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Während auf rechts Marcel Risse langsam, aber sicher in der Bundesliga angekommen ist, klafft auf der anderen Seite eine gewaltige Lücke. Weder Slawomir Peszko noch Dusan Svento konnten bislang nachweisen, dass sie konstant und erfolgreich zum Kölner Offensivspiel beizutragen verstehen. Auch andere “Experimente” wie Yannick Gerhardt oder Kazuki Nagasawa brachten auf der Position vor Jonas Hector noch nicht den gewünschten Erfolg.

Sollte sich hier ein Kreativspieler auftun, der dazu noch Zug zum Tor aufweist, wäre das für den effzeh eine enorme Verbesserung. Diese Position dürfte aber, auch mit Hinblick auf die taktische Ausrichtung der Stöger-Elf, eher geringe Priorität besitzen. Zumal mit Carlos Eduardo und Adrian Ramos sogar zwei Spieler im Gespräch sind, die auch den Part auf der linken Außenbahn geben könnten. Diese Flexibilität dürfte in der kommenden Transferperiode ein Schlüsselfaktor werden. Denn ein Blick auf die finanzielle Situation zeigt: Alle Wünsche wird uns der effzeh im Sommer nicht erfüllen können!

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